Am vergangenen Sonntag bekam ich Besuch
von Moritz. Er ist jetzt neun Monate alt und vor einem guten Monat,
Anfang Juli, durfte ich ihn taufen. Dabei haben wir uns angefreundet.
Er ist tatsächlich ein „Sonnenschein“, an seinem Tauftag sah ich
ihn eigentlich nur lächeln. Sowohl bei der Feier in der Kirche, bei
der er auch schon einmal meine Stola zu erhaschen versuchte, als
hinterher beim Kaffeetrinken im Garten der Familie. Dort entstanden
ein paar wunderschöne Fotos, welche mir Moritz Eltern vorbei bringen
wollten. So kamen sie, die Eltern mit ihren beiden Kindern Louisa,
jetzt fünf Jahre jung, und eben Moritz.
Und wieder, auch jetzt am Sonntag:
Moritz am strahlen. Für Louisa war das etwas schwieriger. In unserem
Haus mit „lauter Opas“, keine Kinder zum Spielen. Natürlich
hatten die Eltern ein Buch zum Ausmalen und Farbstifte mit gebracht.
Aber trotzdem...
Von einem früheren Pfarrfest hatte
ich, aus der Sammlung der „Kinder-Preise“, noch einen
Schmuck-Anhänger in Herzform, schön in einem edlen Schächtelchen
verpackt, den ich Louisa schenkte, das traf wohl ihren Geschmack.
Moritz war am Sonntag irgendwann wieder
bei mir auf dem Arm bzw. auf dem Schoß gelandet und strampelte sich
von dort auf den Tisch, auf den ich ihn dann setzte. Wo es allerhand
Interessantes für ihn gab. Das Ziehen an der kleinen Tischdecke
verhinderte ich rechtzeitig, aber irgendwann erwischte Moritz meinen
Serviettenring. Ein Zebra aus Holz, das mir einmal eine
österreichische Ordensfrau aus Burkina Faso mit gebracht hat. Das
Zebra ist schon etwas ramponiert, kaum mehr als solches zu erkennen.
Zum einen hat es durch den langen Gebrauch seine Streifen verloren
und sieht inzwischen eher einem Pferd ähnlich. Zum anderen habe ich
einmal beim Versuch, mit einer großen Standbohrmaschine das Loch im
Zebra-Bauch für die Serviette zu vergrößern, zu allerhand
Verletzungen beigetragen.
Moritz erkundete das Holztier nicht nur
mit seinen Händen, sondern auch bald mit seinem Mund. Nachdem da
gerade Zähne hervor kommen – auch anderes hatte er schon in den
Mund genommen. Und mit großer Kraft hielt er das Zebra fest, so dass
ich ihn gewähren ließ. Jetzt erinnert also das Serviettenring-Zebra
nicht nur an Sr. Christiane, sondern auch an Moritz. Andere Leute
haben ja gar keinen Serviettenring. Aber für mich ist er jetzt ein
doppeltes Erinnerungsstück...
Und dann – nanu, Überraschung –
erlebte ich Moritz auch noch anders. In der Küche hörte ich
Geräusche und wollte Moritz auch noch mit Sr. Teresa bekannt machen.
Als er sie sah, senkte er jedoch „gschamig“ seinen Kopf,
versuchte offensichtlich den Blickkontakt zu vermeiden. Und mein
Versuch, nach zu helfen, scheiterte kläglich. Moritz schrie wie am
Spieß. Und beruhigte sich erst wieder auf dem Arm seiner Mutter.
Die auch eine Erklärung parat hatte.
Offensichtlich war der Schleier auf dem Kopf der Ordensfrau etwas,
das der Kleine einfach nicht einordnen konnte. Dazu gab es die
Parallel-Anekdote von der großen Schwester Louisa. Diese hatte
einmal ihre Oma mit Kopftuch aus dem Stall kommen sehen und ebenfalls
zu weinen begonnen. Obwohl sie ja ihre Oma kannte, war die „Frau
mit Kopftuch“ offensichtlich für das kleine Mädchen eine andere.
Was mich im Hinblick auf
„Nikolaus-Bräuche“ nachdenklich werden ließ. Bisher war ich
nämlich ein Gegner davon, sich als Nikolaus-Darsteller vor den
Kindern zu verkleiden. Ja, ich weigerte mich, wenn ich gebeten worden
war. Nach dem Erlebnis mit Moritz und der dazu erzählten Anekdote
kam ich jetzt ins Nachdenken. Und freue mich, immer wieder Neues von
Kindern und ihren Eltern zu lernen...
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