Freitag, 31. August 2018

Moritz

Am vergangenen Sonntag bekam ich Besuch von Moritz. Er ist jetzt neun Monate alt und vor einem guten Monat, Anfang Juli, durfte ich ihn taufen. Dabei haben wir uns angefreundet. Er ist tatsächlich ein „Sonnenschein“, an seinem Tauftag sah ich ihn eigentlich nur lächeln. Sowohl bei der Feier in der Kirche, bei der er auch schon einmal meine Stola zu erhaschen versuchte, als hinterher beim Kaffeetrinken im Garten der Familie. Dort entstanden ein paar wunderschöne Fotos, welche mir Moritz Eltern vorbei bringen wollten. So kamen sie, die Eltern mit ihren beiden Kindern Louisa, jetzt fünf Jahre jung, und eben Moritz.

Und wieder, auch jetzt am Sonntag: Moritz am strahlen. Für Louisa war das etwas schwieriger. In unserem Haus mit „lauter Opas“, keine Kinder zum Spielen. Natürlich hatten die Eltern ein Buch zum Ausmalen und Farbstifte mit gebracht. Aber trotzdem...
Von einem früheren Pfarrfest hatte ich, aus der Sammlung der „Kinder-Preise“, noch einen Schmuck-Anhänger in Herzform, schön in einem edlen Schächtelchen verpackt, den ich Louisa schenkte, das traf wohl ihren Geschmack.

Moritz war am Sonntag irgendwann wieder bei mir auf dem Arm bzw. auf dem Schoß gelandet und strampelte sich von dort auf den Tisch, auf den ich ihn dann setzte. Wo es allerhand Interessantes für ihn gab. Das Ziehen an der kleinen Tischdecke verhinderte ich rechtzeitig, aber irgendwann erwischte Moritz meinen Serviettenring. Ein Zebra aus Holz, das mir einmal eine österreichische Ordensfrau aus Burkina Faso mit gebracht hat. Das Zebra ist schon etwas ramponiert, kaum mehr als solches zu erkennen. Zum einen hat es durch den langen Gebrauch seine Streifen verloren und sieht inzwischen eher einem Pferd ähnlich. Zum anderen habe ich einmal beim Versuch, mit einer großen Standbohrmaschine das Loch im Zebra-Bauch für die Serviette zu vergrößern, zu allerhand Verletzungen beigetragen.

Moritz erkundete das Holztier nicht nur mit seinen Händen, sondern auch bald mit seinem Mund. Nachdem da gerade Zähne hervor kommen – auch anderes hatte er schon in den Mund genommen. Und mit großer Kraft hielt er das Zebra fest, so dass ich ihn gewähren ließ. Jetzt erinnert also das Serviettenring-Zebra nicht nur an Sr. Christiane, sondern auch an Moritz. Andere Leute haben ja gar keinen Serviettenring. Aber für mich ist er jetzt ein doppeltes Erinnerungsstück...

Und dann – nanu, Überraschung – erlebte ich Moritz auch noch anders. In der Küche hörte ich Geräusche und wollte Moritz auch noch mit Sr. Teresa bekannt machen. Als er sie sah, senkte er jedoch „gschamig“ seinen Kopf, versuchte offensichtlich den Blickkontakt zu vermeiden. Und mein Versuch, nach zu helfen, scheiterte kläglich. Moritz schrie wie am Spieß. Und beruhigte sich erst wieder auf dem Arm seiner Mutter.

Die auch eine Erklärung parat hatte. Offensichtlich war der Schleier auf dem Kopf der Ordensfrau etwas, das der Kleine einfach nicht einordnen konnte. Dazu gab es die Parallel-Anekdote von der großen Schwester Louisa. Diese hatte einmal ihre Oma mit Kopftuch aus dem Stall kommen sehen und ebenfalls zu weinen begonnen. Obwohl sie ja ihre Oma kannte, war die „Frau mit Kopftuch“ offensichtlich für das kleine Mädchen eine andere.

Was mich im Hinblick auf „Nikolaus-Bräuche“ nachdenklich werden ließ. Bisher war ich nämlich ein Gegner davon, sich als Nikolaus-Darsteller vor den Kindern zu verkleiden. Ja, ich weigerte mich, wenn ich gebeten worden war. Nach dem Erlebnis mit Moritz und der dazu erzählten Anekdote kam ich jetzt ins Nachdenken. Und freue mich, immer wieder Neues von Kindern und ihren Eltern zu lernen...

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