Zwei wunderschöne Urlaubswochen gehen
zu Ende! In einem Ferienhaus von Schwestern in Amden oberhalb des
Walensees in der Schweiz hatte ich mein Quartier, gemeinsam mit
verschiedenen Schwestern, die auch zum Urlaub hier waren, und durfte
von hier aus wandern.
Amden ist die flächenmäßig größte
Gemeinde des Kantons St. Gallen und liegt zwischen gut 400 Meter,
unten am See, und 2100 Meter – das ist der Leistchamm-Gipfel, auf
dem ich vergangenen Mittwoch war.
Und es gibt hier auch ein
Asylantenheim. Im Gemeindeblättchen las ich von den über 2000
Arbeitsstunden, welche Asylsuchende im Gemeindedienst gearbeitet
haben: bei der Befestigung von Bergwegen, bei der Renovierung des
Hallenbades...
An einigen Nachmittagen ist im
Asylantenheim „Bergruh“ ein Cafe geöffnet und einige der
Urlaubsschwestern waren dort. Und berichteten danach ganz beeindruckt
von ihren Begegnungen.
Da war der Mann, der ihnen erzählte,
dass er von Beruf Arzt sei. Oder die Kinder, welche mit
Straßenkreiden gemalt hatten. Deswegen reichten sie den Schwestern
zum Gruß nicht die Hand, sondern hielten den Unterarm hin. Und ein
acht Monate altes Baby: ob das wohl auf der Flucht geboren wurde?
Heute wird in der Kirche der Gedenktag
der Schmerzen Mariens begangen. Und zu den klassischen sieben
Schmerzen Mariens gehört auch der, mit dem Kind Jesus nach Ägypten
fliehen zu müssen, um sich vor Herodes in Sicherheit zu bringen. Die
Kapelle im Centro Astalli, dem Flüchtlingszentrum der Jesuiten
unweit der römischen Kirche Il Gesu hat als Titel: „fuga in
egitto“, „Flucht nach Ägypten“. Wie gut, dass die Ordensfrauen
bei den Geflüchteten waren. Und dass sie davon erzählen. Und damit
wohl etwas gegen die vorherrschende Perspektive einbringen, ein
Korrektiv. Weithin scheint an erster Stelle die Aufnahmekapazität
von Zielländern zu stehen. Und selbst Papst Franziskus betont, dass
es eine Verantwortung gibt, sich um Integrationsfragen zu kümmern.
Natürlich reicht es nicht, die Grenzen zu öffnen. Allzu leicht
gerät aber die Not aus dem Blick, welche Menschen in die Flucht
treibt und welche sie dann unterwegs erfahren, wenn einseitig nur auf
die Möglichkeiten der Aufnahmeländer geschaut wird.
Wahrscheinlich würden in Deutschland
20-30000 gut qualifizierte Alten- und Krankenpfleger sofort
aufgenommen, zumal, wenn sie bereit wären, für einen geringen Lohn
zu arbeiten. Aber darf der Umgang mit Menschen auf der Flucht so
vordergründig nur von unserem Bedarf her betrachtet werden? Es geht
um Menschen, nicht nur um wirtschaftliche Überlegungen.
Und hier konkret am Ort verbindet uns
unser „Gast-Status“: wobei da Unterschiede bestehen zwischen dem
Urlauber, der mit seinem Urlaubsgepäck (und mehr oder weniger viel
Geld) hier ist und den Geflüchteten, die halt das Notwendigste von
zu Hause mit nehmen konnten oder auch das noch unterwegs verloren
haben.
„Gäste sind Einheimische auf Zeit“
- diesen Slogan las ich in einem Jubiläumsband über 100 Jahre
Tourismus in Amden. Der Band erschien 2002, zum 100jährigen Jubiläum
der Errichtung des örtlichen Fremdenverkehrsvereins. Ob wir den Mut
haben, diesen auf Touristen gemünzten Slogan auch auf Geflüchtete
anzuwenden?
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