Sie wissen, was eine Primiz ist? Wenn
ein Mann zum Priester geweiht wurde und als solcher zum ersten Mal
die heilige Messe in seiner Heimat feiert – in der Regel kurz nach
der Priesterweihe, dann nennt man das Primiz. Früher war das ein
großes Fest, noch heute strömen in manchen Gegenden Tausende
Menschen dafür zusammen. In unserer Gegend hier gibt es in
Verbindung damit noch einen besonderen Brauch. Am Elternhaus des
Primizianten oder im Vorgarten des Hauses wird ein Primizkreuz
angebracht bzw. aufgestellt, um an dieses denkwürdige Ereignis zu
erinnern. Da hängt oder steht also dann ein Kreuz, manchmal mit
Symbolen der Eucharistiefeier, Kelch und Hostie, versehen, und dabei
steht der Name des Primizianten und das Datum seiner Primiz.
Hier in der Gegend sieht man gar nicht
so selten ein solches Primizkreuz, in manchen Dörfern gibt es mehr
als eines davon. Vor zwei Jahren wurde anlässlich einer Primiz an
einem Haus in einem Dorf hier in der Nähe eines angebracht. Und wir
hatten zu der Zeit eine Ordensschwester aus einem anderen Teil
Deutschlands hier auf Besuch. Diese feierte mit Freude die Primiz mit
– aber gegenüber dem Primizkreuz war sie dann doch etwas
skeptisch. „Da könnte man doch, wenn jemand die Meisterprüfung
als Automechaniker abgelegt hat, auch ein Kreuz am Haus anbringen“,
meinte sie etwas spöttisch. Diese Aussage der Ordensfrau erzeugte
auf der Stirn unseres Seniors mindestens so viel Stirnrunzeln wie das
Primizkreuz auf der Stirn der Ordensfrau.
Ich erinnerte mich an diese Szene, als
ich anlässlich meines silbernen Priesterjubiläums im vergangenen
Jahr eine Kerze geschenkt bekam. Verziert mit der Aufschrift: „25
Jahre Diener des Herrn“. Nicht nur, dass ich meine, alle möglichen
Leute hätten eine derartige Kerze verdient, es ist ja nicht so, dass
einen die Priesterweihe zum „Diener des Herrn“ macht. Auch mit
der Zeitangabe tat ich mich schwer. Denn ich kann mich sehr gut an
die Jahre vor der Priesterweihe erinnern, in denen ich ja genauso –
wenn nicht noch intensiver als später! - versucht hatte, dem Herrn
zu dienen. So sind für mich die 25 Jahre in gewisser Weise eine
unzulässige Einschränkung, an der ich mich stoße. Tatsächlich
habe ich diese Jubiläumskerze umgedreht, die Schriftverzierung
schaut zur Wand hin und nicht ich auf sie.
Ähnlich war es, als bei meiner Primiz
vor 25 Jahren jemand Fotos von diesem Ereignis zusammen stellte und
darüber schrieb: „das Ziel erreicht“. Was ja eine gewisse
Berechtigung hat, weil es tatsächlich Jahre des Studiums und der
Vorbereitung gibt. Andererseits war mir damals klar, dass ich eher am
Anfang stehe. Nicht am Ziel! Und dass das Ziel ein ganz anderes ist.
Damit lade ich zum Aufbrechen und
Anfangen ein, „das Ziel vor Augen“ (Phil 3,14) und zum Dienst
bereit (Lk 17,7-10) – für beides braucht es keine Priesterweihe!
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