Mittwoch, 15. Februar 2017

Diener des Herrn

Sie wissen, was eine Primiz ist? Wenn ein Mann zum Priester geweiht wurde und als solcher zum ersten Mal die heilige Messe in seiner Heimat feiert – in der Regel kurz nach der Priesterweihe, dann nennt man das Primiz. Früher war das ein großes Fest, noch heute strömen in manchen Gegenden Tausende Menschen dafür zusammen. In unserer Gegend hier gibt es in Verbindung damit noch einen besonderen Brauch. Am Elternhaus des Primizianten oder im Vorgarten des Hauses wird ein Primizkreuz angebracht bzw. aufgestellt, um an dieses denkwürdige Ereignis zu erinnern. Da hängt oder steht also dann ein Kreuz, manchmal mit Symbolen der Eucharistiefeier, Kelch und Hostie, versehen, und dabei steht der Name des Primizianten und das Datum seiner Primiz.
Hier in der Gegend sieht man gar nicht so selten ein solches Primizkreuz, in manchen Dörfern gibt es mehr als eines davon. Vor zwei Jahren wurde anlässlich einer Primiz an einem Haus in einem Dorf hier in der Nähe eines angebracht. Und wir hatten zu der Zeit eine Ordensschwester aus einem anderen Teil Deutschlands hier auf Besuch. Diese feierte mit Freude die Primiz mit – aber gegenüber dem Primizkreuz war sie dann doch etwas skeptisch. „Da könnte man doch, wenn jemand die Meisterprüfung als Automechaniker abgelegt hat, auch ein Kreuz am Haus anbringen“, meinte sie etwas spöttisch. Diese Aussage der Ordensfrau erzeugte auf der Stirn unseres Seniors mindestens so viel Stirnrunzeln wie das Primizkreuz auf der Stirn der Ordensfrau.

Ich erinnerte mich an diese Szene, als ich anlässlich meines silbernen Priesterjubiläums im vergangenen Jahr eine Kerze geschenkt bekam. Verziert mit der Aufschrift: „25 Jahre Diener des Herrn“. Nicht nur, dass ich meine, alle möglichen Leute hätten eine derartige Kerze verdient, es ist ja nicht so, dass einen die Priesterweihe zum „Diener des Herrn“ macht. Auch mit der Zeitangabe tat ich mich schwer. Denn ich kann mich sehr gut an die Jahre vor der Priesterweihe erinnern, in denen ich ja genauso – wenn nicht noch intensiver als später! - versucht hatte, dem Herrn zu dienen. So sind für mich die 25 Jahre in gewisser Weise eine unzulässige Einschränkung, an der ich mich stoße. Tatsächlich habe ich diese Jubiläumskerze umgedreht, die Schriftverzierung schaut zur Wand hin und nicht ich auf sie.

Ähnlich war es, als bei meiner Primiz vor 25 Jahren jemand Fotos von diesem Ereignis zusammen stellte und darüber schrieb: „das Ziel erreicht“. Was ja eine gewisse Berechtigung hat, weil es tatsächlich Jahre des Studiums und der Vorbereitung gibt. Andererseits war mir damals klar, dass ich eher am Anfang stehe. Nicht am Ziel! Und dass das Ziel ein ganz anderes ist.

Damit lade ich zum Aufbrechen und Anfangen ein, „das Ziel vor Augen“ (Phil 3,14) und zum Dienst bereit (Lk 17,7-10) – für beides braucht es keine Priesterweihe!

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