Freitag, 15. Juli 2016

Jubiläen in St. Ottilien

Feier von Professjubiläen bei den Missionsbenediktinern in St. Ottilien – Festtagsstimmung und das passende Wetter am 9. Juli. Drei Mitbrüder haben sich vor 50 Jahren an die Gemeinschaft gebunden (und bekommen aus diesem Anlass einen „Altersstab“ - aus Holz, mit Schnitzereien und leuchtenden Steinen - überreicht! - Das gibt es bei uns Missionaren vom Kostbaren Blut nicht, ich werde fast ein wenig neidisch!), andere blicken auf 60 oder gar 65 Jahre zurück. Beeindruckend, wie diese Männer da stehen, bzw. auch – nicht weniger, eher noch mehr beeindruckend – wie sie im Rollstuhl da sitzen.
Einer der Jubilare, ein 85jähriger, hat es sich auch an diesem seinem Festtag nicht nehmen lassen, bereits am Morgen schon im Schweinestall nach dem Rechten zu sehen. Außer den Schweinen kümmert er sich auch um die Bienen. Der älteste Ottilianer Mönch ist 91, der jüngste 19 Jahre, der Einzug der Mönche zur Liturgie in die Kirche ist für mich ein Erlebnis.

Unter den Gästen sind auch Benediktinerinnen eines nahe gelegenen Klosters. Nach der Liturgie, beim Empfang im Garten des Exerzitienhauses, komme ich mit der ein oder anderen von ihnen ins Gespräch. Die eine ist seit 50 Jahren für die Küche zuständig, die Schwestern haben ein Kinderheim. Meine Vermutung, dass sich da im Lauf der Jahre vermutlich allerhand geändert habe, bestätigt sie. „Es gibt ganz andere Möglichkeiten heute als früher! Und auch aus dem Garten bekomme ich Gemüse, dass es früher gar nicht gab. Und natürlich bringen die Mitarbeiterinnen immer wieder neue Ideen ein“. Ja, sie sei immer eine Lernende geblieben, lächelt die Schwester.

Und erzählt auch von ihrer Verbundenheit mit St. Ottilien. Einer ihrer Großväter war beim Bau der großen Klosterkirche mit dabei. Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe und erzählt, dass dort auf dem Feld, je nach Windrichtung, die große Glocke von St. Ottilien zu hören war.
Und sie erinnert sich an die Primiz eines der Jubilare, der heute im Rollstuhl sitzt. Damals, bei seiner ersten Messe vor vielen Jahren war das ganze Dorf auf den Beinen. Schon im Vorfeld: „es gab kein Haus im Dorf, das nicht herunter geweißelt wurde, jeder Zaun und alle Fensterläden wurden gestrichen. Was für ein Fest!“

Mit einer anderen Schwester komme ich noch ins Gespräch. Sie geht mit einer Krücke, deren leuchtend blauer Handgriff und Oberarmhalt sich lustig von ihrem schwarzen Habit abheben. Und sie ist klein von Gestalt. Im allgemeinen Stimmengewirr muss ich mich ziemlich hinunter bücken, um sie verstehen zu können. „Darf ich Ihnen ein Lesezeichen schenken?“ fragt sie und drückt mir schon ein kleines Stoffkreuz mit einer Quaste in die Hand. „Die Goldfäden sind wichtig“ erklärt sie mir dabei. „Denn wenn wir Kreuz und Leid annehmen, dann führt es nach oben“ sagt sie und macht mit ihrer freien Hand eine Bewegung nach oben. „Ich mag auch kein solches Lesezeichen ohne Goldfäden machen. Vor kurzem hatte ich keine mehr, da habe ich aufgehört.“ Später hat die Schwester irgendeine goldene Schnur aufgedröselt, um wieder an Goldfäden zu kommen.

Danke für das Lesezeichen – und die Erklärung dazu!

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