Donnerstag, 31. März 2016

Karfreitag und Ostern

Schon öfter hat mich diese Gemeinde positiv überrascht. Auch diesmal ging es mir so. Am Karfreitag war ich dort, abends. Beim Hineingehen in die Kirche fiel mir zunächst ein Tischchen mit Unterschriftenlisten auf: von Misereor, gegen ein geplantes Staudammprojekt am Rio Tapajos in Brasilien. Und es hatten bereits einige Leute unterschrieben.
Und dann vorne im Altarraum: ein großes „Heiliges Grab“, aufgebaut zwischen Volks- und Hochaltar. Eine Statue des Leichnams Jesu, umgeben von Blumen und bunten Kugeln. Als ich diese sah, erinnerte ich mich an die Erzählungen meines Vaters über das Heilige Grab in seiner Heimatkirche. Ja, für Kinder müssen diese leuchtenden, bunten Kugeln faszinierend sein. Oben drauf zwei Engel neben einem weißen Kreuz, mit einem weißen Tuch behangen, kniend. Beim Mann der Mesnerin erkundigte ich mich später noch nach diesem Hl. Grab. Es war auf dem Dachboden der alten Schule gelagert und dort vor einigen Jahren wieder entdeckt worden. Dann wurde es renoviert und seit einigen Jahren wird es wieder in der Kirche aufgebaut. Auch von anderen Gemeinden habe ich ähnliche Geschichten mit bekommen. Die „sinnenfällige“ Seite am Glauben darf nicht unterschätzt werden.
Dazu gehören auch die mit großen schwarzen Stoffbahnen verhängten Fenster. In einer großen Kirche ein aufwändiges Unterfangen. Und da erinnerte ich mich an einen Mitbruder, der aus St. Johann in Tirol stammt. Wo die Kirche noch größer ist und das Aufhängen bzw. Anbringen der Stoffbahnen tatsächlich den Einsatz mehrerer starker Männer erforderte. Apropos Tirol: vor dem ein oder anderen Heiligen Grab dort halten tatsächlich Mitglieder der örtlichen Schützenkompanie die Grabwache.
Fast tat es mir ein wenig Leid, dass die elektrische Beleuchtung eingeschaltet war. Wie müsste die Kirche im Kerzenlicht wirken, deren Fenster mit schwarzen Stoffbahnen verhängt sind.

Damit zurück zur Unterallgäuer Gemeinde und zum vergangenen Karfreitag. Ich war dort, weil am letzten Freitag eines Monats der Come-on-Jugendgottesdienst gefeiert wird. Seit diesem Jahr nur noch jeden zweiten Monat und an wechselnden Orten. Als wir in der Vorbereitung am Jahresende 2015 auf das Jahr 2016 voraus blickten, stellte sich zunächst die Frage, was wir im März tun würden, wo der letzte Freitag im Monat auf Karfreitag fällt. Und wir kamen ziemlich schnell darin überein, dass wir trotzdem den Jugendgottesdienst feiern würden, eben z.B. als gemeinsam gebeteten Kreuzweg. Einige Jugendliche im Vorbereitungsteam waren unsicher, weil sie wussten, dass der „Jugendkreuzweg“ vor Ort im Normalfall Firmlingssache sei und am Vormittag des Karfreitags gebetet wird.
Konkret taten sie sich dann zusammen, die bereits etwas älteren Jugendlichen aus dem Come-on-Team und die Firmlinge. Und schon dieses Miteinander gefiel mir.

Es kamen ziemlich viele Menschen zusammen an diesem Karfreitag-Abend. Und wieder freute ich mich über das Engagement der jungen Leute, die ihren Gottesdienst feierten. Natürlich unterstützt von der ein oder anderen Seite. Klar war ich etwas seltsam berührt vom Kaugummi im Mund derer, die einen Text zum Leiden Jesu las.
Und einmal intervenierte ich von meinem Platz aus der Kirchenbank heraus, als das Lied „Gehet nicht auf in den Sorgen dieser Welt“ mit dem „Halleluja“ als Refrain gesungen werden sollte. Ich schlug vor, „Hosianna“ statt „Halleluja“ zu singen, um der Fastenzeit bzw. dem Karfreitag gerecht zu werden.
Klar wäre die Welt nicht deswegen zusammen gebrochen. Aber auch die Liturgie hat ihre Regeln, die zum Gelingen beitragen.
Insgesamt jedoch ließ dieser konkrete Karfreitag mit den dort versammelten Menschen bereits etwas von Ostern erahnen...

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