Schon öfter hat mich diese Gemeinde
positiv überrascht. Auch diesmal ging es mir so. Am Karfreitag war
ich dort, abends. Beim Hineingehen in die Kirche fiel mir zunächst
ein Tischchen mit Unterschriftenlisten auf: von Misereor, gegen ein
geplantes Staudammprojekt am Rio Tapajos in Brasilien. Und es hatten
bereits einige Leute unterschrieben.
Und dann vorne im Altarraum: ein großes
„Heiliges Grab“, aufgebaut zwischen Volks- und Hochaltar. Eine
Statue des Leichnams Jesu, umgeben von Blumen und bunten Kugeln. Als
ich diese sah, erinnerte ich mich an die Erzählungen meines Vaters
über das Heilige Grab in seiner Heimatkirche. Ja, für Kinder müssen
diese leuchtenden, bunten Kugeln faszinierend sein. Oben drauf zwei
Engel neben einem weißen Kreuz, mit einem weißen Tuch behangen,
kniend. Beim Mann der Mesnerin erkundigte ich mich später noch nach
diesem Hl. Grab. Es war auf dem Dachboden der alten Schule gelagert
und dort vor einigen Jahren wieder entdeckt worden. Dann wurde es
renoviert und seit einigen Jahren wird es wieder in der Kirche
aufgebaut. Auch von anderen Gemeinden habe ich ähnliche Geschichten
mit bekommen. Die „sinnenfällige“ Seite am Glauben darf nicht
unterschätzt werden.
Dazu gehören auch die mit großen
schwarzen Stoffbahnen verhängten Fenster. In einer großen Kirche
ein aufwändiges Unterfangen. Und da erinnerte ich mich an einen
Mitbruder, der aus St. Johann in Tirol stammt. Wo die Kirche noch
größer ist und das Aufhängen bzw. Anbringen der Stoffbahnen
tatsächlich den Einsatz mehrerer starker Männer erforderte. Apropos
Tirol: vor dem ein oder anderen Heiligen Grab dort halten tatsächlich
Mitglieder der örtlichen Schützenkompanie die Grabwache.
Fast tat es mir ein wenig Leid, dass
die elektrische Beleuchtung eingeschaltet war. Wie müsste die Kirche
im Kerzenlicht wirken, deren Fenster mit schwarzen Stoffbahnen
verhängt sind.
Damit zurück zur Unterallgäuer
Gemeinde und zum vergangenen Karfreitag. Ich war dort, weil am
letzten Freitag eines Monats der Come-on-Jugendgottesdienst gefeiert
wird. Seit diesem Jahr nur noch jeden zweiten Monat und an
wechselnden Orten. Als wir in der Vorbereitung am Jahresende 2015 auf
das Jahr 2016 voraus blickten, stellte sich zunächst die Frage, was
wir im März tun würden, wo der letzte Freitag im Monat auf
Karfreitag fällt. Und wir kamen ziemlich schnell darin überein,
dass wir trotzdem den Jugendgottesdienst feiern würden, eben z.B.
als gemeinsam gebeteten Kreuzweg. Einige Jugendliche im
Vorbereitungsteam waren unsicher, weil sie wussten, dass der
„Jugendkreuzweg“ vor Ort im Normalfall Firmlingssache sei und am
Vormittag des Karfreitags gebetet wird.
Konkret taten sie sich dann zusammen,
die bereits etwas älteren Jugendlichen aus dem Come-on-Team und die
Firmlinge. Und schon dieses Miteinander gefiel mir.
Es kamen ziemlich viele Menschen
zusammen an diesem Karfreitag-Abend. Und wieder freute ich mich über
das Engagement der jungen Leute, die ihren Gottesdienst feierten.
Natürlich unterstützt von der ein oder anderen Seite. Klar war ich
etwas seltsam berührt vom Kaugummi im Mund derer, die einen Text zum
Leiden Jesu las.
Und einmal intervenierte ich von meinem
Platz aus der Kirchenbank heraus, als das Lied „Gehet nicht auf in
den Sorgen dieser Welt“ mit dem „Halleluja“ als Refrain
gesungen werden sollte. Ich schlug vor, „Hosianna“ statt
„Halleluja“ zu singen, um der Fastenzeit bzw. dem Karfreitag
gerecht zu werden.
Klar wäre die Welt nicht deswegen
zusammen gebrochen. Aber auch die Liturgie hat ihre Regeln, die zum
Gelingen beitragen.
Insgesamt jedoch ließ dieser konkrete
Karfreitag mit den dort versammelten Menschen bereits etwas von
Ostern erahnen...
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