Viele Menschen haben in den vergangenen
Jahren William P. Youngs „Die Hütte“ gelesen, eine
unkonventionelle Annäherung an das Geheimnis des dreieinigen Gottes.
Ich erzähle von einer anderen und
ebenfalls wichtigen Hütte, dem Lagerungsort für Gartenmaterial und
-möbel bei meinen Eltern zu Hause. Schon länger hatten die Eltern
darum gebeten, das Dach dieser Hütte zu erneuern. Am letzten Samstag
im August war es dann so weit: während einer meiner Brüder schon
mehrere Tage die Gartenlaube der Eltern gestrichen hatte, ein
Anstrich nach dem anderen, das Holz schien viel Durst nach Farbe zu
haben, machten sich ein anderer Bruder, Helmut und ich an das Dach
des Gartenhäuschens.
Konkret wusste Helmut, der gelernte
Schreiner und Praktiker, wie die Sache anzugehen ist und ich
versuchte mich als Handlanger.
Als wir damit begannen, die alte
Dachpappe zu entfernen, stellte sich heraus, dass die darunter
liegenden Holzplatten bereits teilweise angefault waren. Klar, da lag
so manchen Winter allerhand Schnee auf dem Hüttendach. Helmut hatte
es öfter frei geschaufelt.
Also reichte die eine Rolle neue
Dachpappe nicht aus, die Helmut bereits besorgt hatte. Wir fuhren zum
Baumarkt vor Ort und suchten nach neuen Holzplatten. Wasserfeste
Sperrholzplatten gab es nicht im Angebot, der Verkäufer schlug uns
OSB-Platten vor. Und erklärte, dass das Zuschneiden genauso teuer
wäre wie die Platten selbst. „Schneidet die lieber selbst“.
Also: acht Holzplatten, eine weitere Rolle Dachpappe und die
dazugehörigen Nägel eingekauft und zurück zur Baustelle.
Dort ging es jetzt um eine Säge zum
Zuschnitt der Holzplatten, was die Nachbarin meiner Eltern mit bekam.
Sie schickte ihren Lebensgefährten ins Nachbarhaus und er kam mit
einer Handkreissäge zurück. Auch die nötigen Holzböcke, um die
Holzplatten aufzulegen, stellte der Nachbar zur Verfügung.
Und nun ans Werk: weitere Dachpappe
entfernen, Holzplatten herunter nehmen, neue Holzplatten zuschneiden
und auf der Hütte anbringen. Zunächst auf einer der beiden
Dachseiten – Helmut hatte den Plan und die nötige Ahnung.
Mittlerweile kam die Nachbarin von der
anderen Seite, die zuvor schon einmal Unzufriedenheit darüber
geäußert hatte, wie ich die neuen Holzplatten abgestellt hatte –
sie hatte Sorge um ihre Pflanzen. Und jetzt erschien sie wieder und
behauptete, die neuen Holzplatten wären länger als die alten, das
Dach der Hütte würde noch weiter als bisher schon in ihr Grundstück
hinein reichen. Mit bewundernswerter Ruhe konnte Helmut diesen
Vorwurf entkräften, in dem er eine der alten Platten auf eine neue
legte und zeigte, dass das Maß dasselbe ist. Die Nachbarin meinte,
dass wir wenigstens darauf hinweisen hätten können, dass wir am
Samstag arbeiten und Krach machen. Und erzählte, dass sie auch auf
der anderen Seite ihres Hauses den Krach einer anderen Baustelle
auszuhalten hatte. Und von dort her noch Staub auf ihre zum Trocknen
aufgehängte Wäsche geflogen sei. Die gute Frau war ziemlich
ungehalten und ich fand es sehr beachtlich, wie Helmut die Ruhe
bewahrte.
Die hat er ja auch mir gegenüber
gebraucht, der ich eben kein Fachmann bin und das ein oder andere Mal
geschickter hätte zupacken können. Helmut vertraute mir sogar die
Bohrmaschine und den Akkuschrauber an und schimpfte nicht einmal, als
ich letzteren nicht ganz sachgerecht bediente.
Und gab mir noch den Hinweis, den
Hammer doch besser weiter hinten zu halten. Nachmittags war die
Gartenhütte mit neuen Holzplatten und neuer Dachpappe gedeckt und
ich hatte Freude daran und am Zusammenarbeiten und der Art des
Umgangs miteinander. Was auch unser Vater wohlwollend bemerkt hatte:
„woanders schreien sie auf den Baustellen – bei euch ging alles
ganz ruhig zu, Hand in Hand...“.
Helmut machte sich auf den Weg zur
Geburtstagsfeier eines Arbeitskollegen und wir ließen uns ein
Feierabendbier im Biergarten schmecken...
Formen des Zusammenarbeitens und der
Nachbarschaft gehen mir nach...
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