Zwei Nordafrikaner. Monika und
Augustinus, Mutter und Sohn. Tagaste hieß ihr Wohnort damals, heute
ist das algerisches Staatsgebiet. Augustinus war ein Suchender. Zeit
seines Lebens. Seine Suche führte ihn auch nach Europa.
Damals waren die Umstände anders als
heute. Denn heute könnte es sein, dass Augustinus bei seiner Reise
von Afrika über das Meer nach Europa nicht ankäme, sondern wie
viele andere Afrikanerinnen und Afrikaner sein Grab im Mittelmeer
fände. An dessen Stränden Touristen Sonne und Wind genießen.
Tagsüber liegen die Touristen am Strand, nachts werden die Leichen
angeschwemmt. Menschen auf der Flucht, auf der Suche nach einem
anderen, einem besseren Leben.
Augustinus hatte Glück. Er kam an,
erreichte europäisches Festland. Und wurde auch bei seiner Suche
fündig. Predigten des Ambrosius in Mailand gaben ihm Antwort auf
seine existentiellen Fragen. Und so ließ sich Augustinus von
Ambrosius taufen – zur Freude seiner Mutter Monika.
Dies könnte allzu Ängstlichen zu
denken geben, die sich vor allzu viel nicht-christlichen,
muslimischen Einwanderern fürchten. Obwohl diese Thematik angesichts
der Not und des Elends als äußerst nebensächlich scheint. Aber wer
sagt denn, dass „Bekehrung“ nur in eine Richtung gehen muss? Ob
ansteckend gelebtes Christ-Sein nicht auch Auswirkungen haben könnte?
Aber da sind wir ja schon wieder bei
der Ausgangssituation: Christen in Europa scheinen großenteils
andere Probleme zu haben als Not leidende Menschen aus Afrika
aufzunehmen. Wenn aber darunter ein Augustinus wäre? Der heute als
einer der vier heiligen lateinischen Kirchenväter verehrt wird, wohl
als deren bedeutendster? Am 28.August steht er im Kalender, seiner
Mutter Monika einen Tag vorher, am 27.
Der Generalvikar der Diözese Augsburg
schrieb jüngst einen Brief an die Pfarrer seines Bistums mit der
Bitte, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Das ist
eine gute kirchliche Maßnahme! Nicht jedes Gebäude eignet sich,
klar. Und allein mit dem Gebäude ist es realistischerweise noch
nicht getan. Aber so manches Pfarrhaus steht leer. Und vielleicht
bekäme es dem Haus gar nicht schlecht, wenn es nicht so lange leer
stünde. Ganz abgesehen von den Möglichkeiten, die sich für eine
Gemeinde ergäben, wenn da plötzlich eine Familie aus Syrien wohnte
und – ja – Hilfe bräuchte.
Die Bundesländer Bayern und Hessen
haben sich jetzt erst einmal auf einen jährlichen „Tag der
Vertreibung“ im September geeinigt. Nett! Wann sind jetzt gleich
noch einmal die Landtags- und Bundestagswahlen?
Auch historischer Vertreibung zu
gedenken ist nicht unproblematisch. Angesichts von Menschen, die
heute ohne jegliches Hab und Gut vor unserer Tür stehen, scheint das
Gedenken allerdings doch weniger herausfordernd zu sein.
Was, wenn das für
Gedenkveranstaltungen ausgegebene Geld dafür investiert würde,
Asylanträge schneller zu bearbeiten und Flüchtlinge menschenwürdig
unterzubringen?
Nein, ich will gar nichts gegeneinander
ausspielen. Nur Zusammenhänge aufzeigen und Querverbindungen
herstellen...
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