Dieses Thema hatten sich Ordensfrauen
gewünscht, für die und mit denen ich in den vergangenen Tagen in
zwei Altenheimen in der Schweiz und in Deutschland Besinnungstage
gehalten habe. Apropos: eine jüngere Ordensfrau erzählte mir vor
kurzem schmunzelnd, dass es manchmal Leute gäbe, die sich unter
„Ordensfrau“ oder „Klosterschwester“ nichts vorstellen
könnten. Also spreche sie schlicht von „Nonne“ - und das
verstünden dann die Leute.
Also, mit Frauen diesen Typs, bzw.
Lebensentwurfes hatte ich zu tun und bin tief beeindruckt von den
Begegnungen. Ach was: „beeindruckt“ klingt so „allerwelts-mäßig“.
Nein: bereichert und beschenkt bin ich nach dem Zusammensein mit den
Schwestern, die mich wie einen Bruder aufnahmen.
Wir hatten einen „Deal“ vereinbart.
Da ich ja für „Berufungspastoral“ zuständig bin, also
idealerweise junge Männer finden sollte, die Mitglieder in meiner
Ordensgemeinschaft werden möchten, waren die Besinnungstage für
Schwestern eher außerhalb meines unmittelbaren Arbeitsbereiches. Da
kirchliches „head-hunting“ bzw. „personal-recruting“ aber
noch einmal anders funktioniert als dasjenige der Wirtschaft, habe
ich die Schwestern im Rahmen der Besinnungstage jeweils um ihre
Gebetsunterstützung für meine Tätigkeit gebeten, diese zugesagt
bekommen und vertraue nun auch auf sie.
Von dem, was ich den Schwestern
erzählte, möchte ich eine Kleinigkeit an dieser Stelle anführen.
Außer dem alt gewordenen König David aus der Bibel erwähnte ich
noch andere älteren bzw. alten Menschen. Einer davon ist Don Dino.
Der 73jährige italienische Missionar
vom Kostbaren Blut ist ein Pionier der afrikanischen Mission dieser
Gemeinschaft und war 45 Jahre in Tansania. Herzkrank kam er nach
Europa zurück und wurde zum Spiritual der Seminaristen unserer
italienischen Provinz. Im September waren diese italienischen
Seminaristen zu einer Woche Urlaub in Kufstein, bei der ich sie
begleitete. (In einem früheren Post hatte ich schon davon
berichtet). Und mit dabei war eben Don Dino. Ein ganz wacher und
offener Zeitgenosse. Könnte ich mir vorstellen, dass so jemand nach
45 Jahren in Afrika in Erinnerungen schwelgt und diese auch weiter
geben möchte, so war Don Dino im Gegenteil am Leben und der Umwelt
des konkreten Augenblickes interessiert und fragte mit großem
Interesse nach. „Wieso heißt Kufstein so, was bedeutet das?
`Stein´ verstehe ich, aber `Kuf´?“ Oder auch: „wenn das hier
`Kleinholz´ heißt, gibt es dann auch ein `Großholz´? Aber auch
andere Dinge weckten das Interesse von Don Dino: „ich habe gesehen,
dass du einen Artikel in KONTINENTE geschrieben hast: worum geht es
denn da?“ Oder: „wie ist das jetzt mit der Pfarrerinitiative in
Österreich?“ Gut informiert und mit großer Aufmerksamkeit
zuhörend zeigte sich Don Dino als höchst angenehmer
Gesprächspartner. Und ich freute mich nicht wenig, festzustellen,
wie er auch die Studenten zu animieren versuchte, mit Offenheit und
Interesse in der für sie neuen Umgebung, in einem anderen Land,
unterwegs zu sein. „In Italien haben wir unsere Eigenheiten, denkt
an die Dörfer am Berg, die Häuser eng aneinander gebaut. Jetzt sind
wir hier: schaut euch das genau an, versucht die Eigenheiten kennen
zu lernen und zu verstehen. Und eigentlich fände ich es gut, wenn
wir gegen Ende der Woche das `Vater unser´ auf Deutsch gelernt
hätten“. Sehr konkret! Ja, so stelle ich mir „missionarischen
Geist“ vor...
Trotz Gehbeschwerden machte Don Dino
praktisch das ganze Ausflugsprogramm in diesen Tagen mit, das mich
selbst jeden Abend ziemlich erschöpft sein ließ. Schmunzeln musste
ich, als er die Seminaristen, 20 junge Männer zwischen 20 und 30
Jahren, nach der Erfahrung der Fahrt im öffentlichen Bus in
Salzburg, zwei Tage später vor dem Einsteigen in die Münchner
U-Bahn aufforderte, sich in der Lautstärke etwas zu mäßigen: „es
muss ja nicht gleich jeder wissen, woher wir sind“. Aber auch das
sagte Don Dino so, dass es für die jungen Männer akzeptabel war –
und funktionierte!