Nach einer mehrstündigen,
schweißtreibenden Wanderung war ich in Malbun angekommen und saß
nun auf der Holzbank vor der Alphütte, an deren Wand angelehnt und
genoss die Sonne. Da hörte ich eine Kinderstimme rufen: „derf i
mitschpiela?“ (Darf ich mit spielen?). Und bald darauf sah ich zwei
kleine Buben, wohl noch im Kindergartenalter, auf dem Weg unterhalb
der Hütte vorbei gehen und dann auf eine Wiese laufen. Der gehörten
Frage nach hätte ich mehr Kinder erwartet...
Den anderen mit spielen lassen: wie
viel Macht kann da unter Kindern ausgeübt werden. Welche
Entscheidungsprozesse laufen ab, bis klar ist, ob eine oder einer mit
spielen darf oder nicht. Und welche Schmerzen für das Kinderherz,
wenn die Entscheidung negativ ausfällt. Tränen und Wut...
Kinderthemen? Vielleicht trug die von
der Sonne beschienene Bank an der Alphütte zu meinen Überlegungen
diesbezüglich bei. Ist nicht das Mitspielen-Wollen ein Generationen
übergreifendes Thema? Nicht nur bei wirtschaftlichen global-players
und bei olympischen Spielen. Dabei sein, mit machen, dazu gehören...
Wenn Jugendliche unbedingt
Markenklamotten oder ein Smartphone brauchen: hat das nicht auch mit
dem „mit spielen wollen“ zu tun?
Ich muss aber auch an manches Gespräch
erwachsener Menschen denken. Was einem manchmal negativ aufstoßen
kann, wenn es da welche gibt, die scheinbar überall „ihren Senf
dazu geben müssen“: verbirgt sich nicht zuweilen auch da der tiefe
Wunsch, mit zu spielen? Du erzählst eine belanglose Geschichte, die
Dir gestern passiert ist und Dein Tischnachbar erinnert sich an eine
Parallele vor 35 Jahren... „Ich auch...“!
Auch wenn in Zeiten einer um sich
greifenden Institutionenkrise ebenso schwierige Zeiten für die - von
vielen für typisch deutsch gehaltene - „Vereinsmeierei“
angebrochen scheinen, die Mitgliederzahlen sinken hier wie dort, ganz
zu schweigen von der Schwierigkeit, Menschen zu finden, die bereit
sind, Verantwortung zu übernehmen, Leitungsaufgaben als Vorstand
oder was immer wahr zu nehmen: so bin ich doch in Bayern einem
Maibaum-Verein begegnet und hier in Liechtenstein sogar einem
Adilettenclub (für Nicht-Eingeweihte wie mich: es geht um eine
leichte Fußbekleidung!), zu dessen Aktivitäten ein Liegestuhlfest
gehört. (Nein, ich bin nicht Mitglied!)
Aber zurück zur „philosophischen“
Frage und ihren Folgefragen. Zwei waren es, die für mich folgten:
zum einen: ist mein/unser Spiel einladend? Erweckt mein/unser Tun die
interessierte, ja geradezu lustvolle Frage nach dem Mitmachen-,
Mitspielen-Dürfen? In Verbindung damit die „Unterfrage“: hat
dieses mein/unser Tun etwas Spielerisches? Oder bin ich ein
verbissener Arbeiter? Vor einigen Wochen sah ich einen von jungen
Leuten selbst gedrehten Film über ihre Ferienunternehmung. Das
Abwaschen nach den Mahlzeiten wirkte tatsächlich wie eine
Riesen-Gaudi: die Jugendlichen tanzten mit den Töpfen und Tellern in
der Hand durch die Gegend, offensichtlich mit großem Spaß...
Die zweite Frage ist dann die des
Mitspielen-Lassens: bin ich hellhörig für solche Fragen und wie
reagiere ich darauf? Vielleicht kommt die Frage ja öfter indirekt.
Wer weiß, welche charismatische und begabten Mitspieler ich gewinnen
könnte, wenn ich da aufmerksam bin... Miteinander spielen macht
ohnehin mehr Freude...
Danke allen, die mich im Spiel ihres
Lebens mit spielen lassen...