Vor ein paar Tagen forderte Christoph Paul Hartmann (auf katholisch.de) neue liturgische Formen in einer Zeit, in der die Mitfeier eines klassischen Weihnachtsgottesdienstes immer weniger selbstverständlich ist. Nach Corona noch weniger als davor. Als eine konkrete Möglichkeit erwähnt er etwa „Lichterfeiern draußen mit anschließendem Beisammensein“.
Beim ersten Lesen des Beitrags fühlt sich der Missionar in
mir angesprochen. Sehr gut, da macht sich einer Gedanken mit Blick auf die
Realität von Menschen und Gesellschaft heute.
Am Abend des Tages, an dem ich den Beitrag gelesen hatte, nehme ich die Einladung zu einem Weihnachtsessen am anderen Ende der Stadt wahr und fahre mit dem Bus dorthin. Zunächst geht es am Zirkus Maximus vorbei, wo in diesen Tagen Fratelli Italia, die Partei der italienischen Ministerpräsidentin ein Veranstaltungsgelände inclusive Eislaufplatz aufgebaut hat – hell erleuchtet, versteht sich.
Weiter geht die Fahrt über die Piazza Venezia hin zum Corso. Am Eingang der Straße ist das stilisierte „a“ für die römischen Elektrizitätswerke ACEA bei der Beleuchtung zu sehen. Ein Netz von LED-Leuchten spannt sich über die Straße. Zwei Kilometer Lichtteppich zwischen Piazza Venezia und Piazza del Popolo. Mein Bus biegt allerdings beim Palazzo Chigi rechts ab in die Via del Tritone. In dieser befindet sich unter anderem das große Kaufhaus Rinascente. An dessen ganzer Fassade hängen LED-Leuchten herunter, die in wechselnden Farben leuchten. Im vergangenen Jahr schien mir das noch sehr besonders zu sein.
Und über die Piazza Barberini geht es in die Via Veneto. Dort fallen mir die mit LED-Leuchtketten umwickelten Bäume an den Straßenrändern auf. Es mag mein persönliches Empfinden sein: mir tun die Bäume immer ein wenig leid. Beim klassischen Christbaum mit seinem Schmuck geht mir das komischerweise nicht so. Aber wenn Bäume der Straße entlang zu leuchtenden Gegenständen mutieren, dann tue ich mich schwer damit. Ist halt so.
Jetzt geht es in die Villa Borghese und vorbei an der
Christmas World, Europas größtem Weihnachtspark auf 40.000 Quadratmeter. Wie
viele Lämpchen leuchten jetzt dort? Es mögen Hunderttausende sein.
Schließlich kann ich aussteigen und freue mich, noch ein paar Meter im Dunkeln gehen zu können, um mein Ziel zu erreichen. Mir kommt wieder der Artikel in den Sinn, den ich am Morgen gelesen habe und ich frage mich, ob es nicht angesagter wäre, in dieser Zeit der Lichtüberflutung zu einer „Feier im Dunkeln“ einzuladen. Kann es sein, dass das Ausschalten der Lichter beim „Stille Nacht“ am Ende der Christmette, wie es im deutschen Sprachraum häufig geschieht, auch deswegen so gut tut, weil es da nach dem vielen Licht ein wenig finster wird?
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