Wenn ich von meiner Rückfahrt nach Rom Anfang Januar erzähle, dann geht es
mir dabei nicht um „Bahn-Bashing“, ganz im Gegenteil. Ich finde es erstaunlich,
wie das Reisen „trotz allem“ funktioniert. Und das soll jetzt nicht ironisch
klingen.
Nachdem ich vor einem Jahr mit Müh und Not in München meinen Anschluss Richtung Italien erwischt hatte, weil der Nahverkehrszug von Mindelheim her Verspätung hatte, überlegte ich mir, dieses Jahr in Mindelheim früher los zu fahren. Aber irgendwie war es mir dann doch zu dumm, oder auch „no risk, no fun“. Denn wenn der um 8.13 in Mindelheim abfahrende Regionalexpress um 9.04 in München ankommt, dann habe ich eine halbe Stunde bis zur Abfahrt des Eurocity nach Bologna. Da sind sogar noch ein paar Minuten Verspätung drin.
Also blieb ich dabei und stand um 8.00 Uhr früh bereits auf dem Mindelheimer Bahnsteig – und der Zug kam nicht (zur erwarteten Zeit). Endlich, um 8.20 Uhr eine Durchsage: „der RE nach München hat heute 10 Minuten Verspätung“. Und tatsächlich fuhr das Zügle auch bald danach ein. Dem Fahrkartenkontrolleur sagte ich dann scherzhaft, er solle doch seinem Kollegen in der Lok sagen, dass dieser etwas mehr Gas gebe. „Wir müssten um 9.16 ankommen“, bekam ich als Antwort. Da kamen wir an, allerdings in München-Pasing, also es waren noch ein paar Minuten zum Hauptbahnhof. Trotz knapp 20 Minuten Verspätung reichte die Zeit in München dann gut, um von Gleis 27 zu Gleis 12 zu gehen, wo der Eurocity stand. Viele Leute stiegen ein, so ging ich ganz nach vorne und hatte im ersten Waggon eine Vierer-Sitzgruppe ganz für mich allein. Sehr angenehm, um den kleinen Rucksack neben mir abzustellen und die Füße auf dem gegenüberliegenden Sitz ablegen zu können.
Zur geplanten Abfahrtszeit gab es eine (immerhin dreisprachige!) Durchsage, dass der Zug nicht losfahren könne, da sich Menschen auf den Gleisen des vor uns liegenden Streckenabschnittes befänden. Einmal wurde diese Durchsage noch wiederholt und dann schien eine andere Lösung gefunden. „Wir fahren heute über den Holzkirchner-Bahnhof, das heißt, dass der Bahnhof München-Ost nicht wie geplant angefahren wird, wir halten dort nicht. Und wir werden in Rosenheim mit Verspätung eintreffen“. Mir tun die Leute leid, die in München-Ost einsteigen wollten und ich freue mich, dass eine Lösung gefunden werden konnte. Toll! So geht es also los in den Süden. Ich überlege noch, wer sich da wohl auf den Gleisen befunden haben mag: Kinder, Betrunkene, Lebensmüde? – Herr, segne sie, wen auch immer! (Inzwischen habe ich von Herrn Weselsky von der GDL gehört, dass Bahn-Mitarbeiter manchmal gezwungen sind, die Aussage „Personen im Gleis“ pro Forma zu verwenden…)
Bereits auf italienischem Boden eine weitere Durchsage: wenn sich ein Arzt im Zug befände, dann möge dieser doch bitte in den Waggon mit der Nummer soundso kommen. Oh je! Und in Bozen am Bahnhof haben wir dann einen etwas längeren Aufenthalt, weil es dort wohl zum Einsatz medizinischen Personals kommt. Gebe Gott, dass dem/r Kranken gut geholfen werden konnte.
Unsere Verspätung ist deswegen auf eine knappe Stunde angewachsen und mir ist klar, dass ich den vorgesehenen Zug von Bologna Richtung Rom nicht mehr erreichen werde. Blöd.
So gehe ich, in Bologna angekommen, zu einem ITALO-Schalter und erkläre der jungen Dame mein Problem. Sie ist nett und erklärt mir, dass es Probleme mit dem „System“ gäbe, der Computer will nicht so recht. Schlussendlich geht sie mit mir zum Fahrkartenautomaten und es gelingt ihr dort, meine gebuchte Fahrkarte gegen einen Aufpreis von € 28.- umzutauschen. Dabei hatte sich der Schwabe im Vorfeld so über den günstigen Preis der Fahrkarte gefreut gehabt.
Letztlich komme ich dann mit (nur) einer Stunde Verspätung dankbar in Rom an. Der erste Bus fährt mir vor der Nase weg, aber ich muss nicht lange auf den zweiten warten.
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