Heute ist der Gedenktag von Mutter Teresa. Am Vortag hatten
mich zwei ihrer Schwestern, Missionarinnen der Barmherzigkeit, daran erinnert.
Wir trafen uns beim Einkaufen im Drogeriemarkt. Jede Menge Zahnpasta, Putz- und
Waschmittel hatten sie in ihren beiden Einkaufswägen. „Wir haben eine große
Familie“, lächelte mich eine von den beiden an. Ich half ihnen noch beim
Einladen ins Auto. Und heute erwähne ich Mutter Teresa zu Beginn der Messe. Wir
feiern zu fünft, die Zahl wechselt häufig. Heute sind zwei unserer drei
Schwestern da, die eine wird erst Ende September aus ihrer Heimat Sambia
zurückkommen. Dann Bruder Juan und (Joseph) Ki, ein Mitbruder aus Vietnam, der
am 9. September in einer unserer römischen Pfarreien zum Priester geweiht
werden wird.
Ki hat eine beeindruckende Geschichte. Er stammt aus einer buddhistischen Familie, die kein Verständnis für sein Christ-Sein hat. Er erzählte mir von einem Telefonat mit einem seiner Brüder während seines Rom-Aufenthalts, bei dem dieser ihm sagte: „ich hätte Dich schon lieber als buddhistischen denn als christlichen Mönch gesehen!“. Nichtsdestotrotz sind sie im Kontakt und die Familie beliefert die Hausgemeinschaft der Missionare in Saigon sogar manchmal mit kostenlosen Lebensmitteln.
Vor seinem Philosophie- und Theologiestudium hat Ki eine Kunstakademie besucht. Er ist ein hervorragender Maler und kann auch schnitzen. Und er gehört zu einer Vereinigung von Künstlern innerhalb der Kirche Vietnams.
Was Ki von seinem sozialen Engagement erzählt, das ist mehr als beeindruckend. Er hat mit Straßenkindern gearbeitet und mit ihnen das Essen geteilt, Überreste von Mahlzeiten aus Gasthäusern. Auch für HIV-Infizierte, Aids-Kranken, war er engagiert. Eine Gruppe, für die er sich schon seit längerem und immer noch einsetzt, sind Behinderte. Er beklagt, dass es für diese keine staatliche Unterstützung gibt.
Unsere Kommunikation verläuft keineswegs so einfach, wie es
hier scheinen mag. Manchmal muss ich dreimal nachfragen, weil mir Kis Englisch
Schwierigkeiten bereitet. Bisweilen greift er selbst zum Übersetzungsprogramm
auf seinem Handy – und damit funktioniert es dann ganz gut.
Nach der Messe und dem Frühstück mache ich mich auf den Weg zum Lateranpalast, wo die Büros der Diözese Rom sind. Ich muss noch ein Dokument für die Priesterweihe Kis dort abholen. Als ich nach zweimaligem Nachfragen schließlich das Büro im zweiten Stock gefunden habe, ist die Tür zu. Durch das Glas in der Tür sehe ich Licht und klopfe kräftig. Es tut sich nichts. So gehe ich wieder nach unten und der Pförtner sagt mir, dass er den Mitarbeiter aus dem „Büro für die Weihen“ gerade einen „Kaffee trinken“ gesehen habe.
Also marschiere ich weiter zum ASL (Azienda Sanitaria
Locale)-Büro, die italienische „Krankenkasse“, weil ich dort im November wieder
vorsprechen sollte, um die Wahl meines Hausarztes zu bestätigen bzw. zu
erneuern. Weil ich aber länger verreise und erst Anfang Dezember zurückkomme,
frage ich nach, wie ich mich in diesem Fall zu verhalten habe. Die
Mitarbeiterin sieht mich etwas verwundert an (fragt so etwas vielleicht nur
„ein Deutscher“?), gibt mir jedoch ihre Mail-Adresse, so dass ich nicht direkt
vorstellig werden muss, sondern die Sache auch mittels Computer von zu Hause
aus regeln kann. Hoffentlich klappt das dann.
Ich gehe zurück zum Lateranpalast, das Büro weiß ich ja jetzt. Und der Mitarbeiter ist da, gibt mir das Dokument und kassiert € 22,50 dafür. So dürfte der vor der Weihe nötige „Papierkram“ erledigt sein und wir können uns auf die Feier am Samstagabend freuen. Die Priesterweihe findet im Rahmen der Vorabendmesse der Gemeinde statt, die Messe selbst wird also auf Italienisch sein, nur der Weiheritus selbst auf Englisch. Ich hatte auch eine Lesung auf Vietnamesisch vorgeschlagen, aber das schien wohl Ki selbst gar nicht so wichtig…
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