Vor einer Woche jährte sich der Todestag von P. Adolf zum 25. Mal. Anlass, an ihn zu erinnern. Er war einer der ersten Missionare vom Kostbaren Blut, die ich kennen lernte, in Schellenberg (Fürstentum Liechtenstein), wo er Pfarrer war. Zunächst bin ich ihm bei Exerzitien für Buben und später Jugendlichen im dortigen Missionshaus begegnet, dann lebte ich selbst ein Jahr der Einführung in die Gemeinschaft in diesem Haus.
Wir „Novizen“ hatten jeden Tag eine Stunde Unterricht beim Novizenmeister – und einmal in der Woche überließ dieser das seinem Vorgänger, P. Adolf eben. Der uns meist im Plauderton unterhielt. Regelmäßig erzählte er uns dabei von seiner eigenen Lektüre. Bis heute erinnere ich mich an ein Buch von Merlin Carothers, Ich suchte stets das Abenteuer, welches er las und auch uns zur Lektüre empfahl. P. Adolf war Pfarrer der Gemeinde in Schellenberg und erzählte auch in der Sonntagspredigt seiner Gemeinde immer wieder von diesem Buch – so hörten wir öfter Dinge doppelt: was er uns am Freitag oder Samstag im Noviziatsunterricht erzählte hatte, das kam auch in der Sonntagspredigt noch einmal vor.
Mit P. Adolfs Gesundheit stand es nicht zum Besten: sein Husten war manchmal im ganzen Haus zu hören und wer sah, wie sich sein Gesicht dabei rötete, der konnte es beinahe mit der Angst zu tun bekommen. Was den Mann allerdings nicht um seinen Humor brachte. Einmal entdeckte er während der Sonntagspredigt den ihn behandelnden Arzt unter den Mitfeiernden in einer Kirchenbank und brach schlagartig die Predigt ab, mit der launigen Bemerkung: „ich muss aufhören, ich stehe unter ärztlicher Aufsicht“. Weil ihm sein lästiger Husten oft auch den Schlaf raubte, hatte er sich angewöhnt, abends (mindestens) ein Glas Rotwein zu trinken. Mit Wein kannte sich P. Adolf aus.
P. Zemp, ein aus Brasilien zurück gekehrter Missionar hatte die Angewohnheit, den Wein in die Suppe zu gießen, ohne Rücksicht auf die Qualität des Weines. Für P. Adolf ein absolutes Gräuel, noch beim Erzählen dieses Vorgang war auf seinem Gesicht das Entsetzen bzw. der Schmerz ablesbar.
Was uns Novizen auf jeden Fall für ihn einnahm: hin und wieder brachte er uns vom Einkaufen Schokolade mit, gute Schweizer Schokolade. Und er konnte sich richtig aufregen, wenn wir diese „einfach so“ aßen. „Nicht beißen, schmelzen – Ihr müsst die Schokolade schmelzen“, so belehrte er uns. Unser verantwortlicher Noviziatsleiter P. Willi brachte uns dagegen von seinen Kroatien-Reisen Schokolade aus diesem Land mit – die war weniger willkommen. Inzwischen hat sich das geändert. Soweit ich weiß, wird heute Schweizer Schokolade auch in Kroatien produziert. Und auch kroatische Schokolade kann sich inzwischen sehen bzw. schmecken lassen.
Zurück zu P. Adolf: große Freude hatte er an seinem Wellensittich, der nicht nur pfeifen, sondern auch ein paar Worte sprechen konnte. Und Hansi durfte frei im Zimmer herum fliegen. Wobei er auch schon einmal die Finger eines Gekreuzigten an der Wand anknabberte...
Außer P. Adolf lebten damals mit uns im Haus noch weitere Senioren, der aus Brasilien zurück gekehrte Missionsbischof Erwin Kräutler und ein anderer Mitbruder, gemeinsam mit seiner erblindeten Schwester. Da wir „Jungen“ auch zu viert waren, ergab das eine bunte Mischung bei Tisch. Fräulein Gertrud, die erblindete Schwester des einen Mitbruders, bekam regelmäßig zum Mittagessen eine Haferschleimsuppe. Und wenn sie ihren Teller (fast) leer gegessen hatte, dann schöpfte ihr P. Adolf noch einmal nach, was sie durch die Kommentare ihres Bruders mit bekam. „Aber ich habe doch schon genug“, so wehrte sich Fräulein Gertrud. „Dann hast du eben noch genuger“, meinte P. Adolf daraufhin lakonisch. „Übergriffig“ würden wir heute sagen...
Über P. Adolf zu erzählen, ohne seine Leidenschaft für das Schifahren zu erwähnen, ist nicht möglich. Über Jahre hinweg fuhr er, als er noch nicht Pfarrer war, an den Wochenenden Richtung Arlberg und half dort dem Pfarrer von Lech bei Gottesdiensten aus. Und fuhr Schi.
Bei mancher längeren Liftfahrt im (damals) Zweier-Sessellift wurde ein Gespräch mit seinem Nachbarn im Lift zu einer Beichte.
Nachdem er selbst auch einmal geraucht hatte, legte er Zigarettenrauchern nahe, dieses ihr Laster doch auch „fromm“ zu gestalten und das Anzünden der Zigarette bzw. das Rauchen derselben mit einem Gebet zu verbinden, ein „persönliches Rauchopfer“ zu bringen.
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