Durch unsere Kontakte und Zusammenarbeit mit den Anbeterinnen des Blutes Christi, dem „weiblichen Zweig“ unserer Ordensfamilie, war ich inzwischen einige Male zu Besuch im Generalat der Schwestern, das baulich mit einer Kirche verbunden ist, in welcher die hl. Maria De Mattias, die Gründerin der Schwesterngemeinschaft begraben liegt. Bei ihrer Heiligsprechung in Rom im Jahr 2003 war ich dabei. An ihrem Grab denke ich an viele Schwestern aus dieser Gemeinschaft, die ich kenne oder kannte und bete für sie.
Und einen letzten Ort möchte ich erwähnen, zu dem ich manchmal spaziere: die Basilika St. Paul vor den Mauern. Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch dort als Schüler, der dabei war eine „Facharbeit“ in Latein zu schreiben, Titel: „Die Missionsreisen des Apostels Paulus unter dem Gesichtspunkt seiner römischen Staatsbürgerschaft“. Und dann die große Paulus-Statue vor der Kirche: „Doctori gentium – praedicatori veritatis“ - „dem Lehrer der Völker – dem Prediger der Wahrheit“, da hatte der Latein-Unterricht doch zu einer praktischen Anwendung geführt. Aufgrund von Corona kam es ein, zwei Mal vor, dass ich wohl der einzige oder einer von zwei Besuchern in der riesig großen Kirche war. Was einerseits fast unheimlich ist, andererseits aber sehr ungestört beten lässt, etwa bei den Ketten, die dort gezeigt werden, mit denen Paulus der Legende nach während seiner römischen Gefangenschaft angekettet gewesen sein soll...
In einer Seitenkapelle der Kirche gibt es ein besonderes Kreuz, welches einen verheerenden Brand – nicht ganz unbeschadet – überstanden hat. Vor ihm hat nicht nur Birgitta von Schweden gebetet (und eine Vision gehabt?), sondern auch Ignatius von Loyola und seine Gefährten. Die letzteren haben übrigens in dieser Kirche ihre Ordensgelübde abgelegt.
Neulich hatte ich „dienstlich“ im Vatikan zu tun, zuerst bei der Kleruskongregation und dann bei derjenigen für die Ordensleute. Und ehrlich gesagt mutet mich das manchmal auch etwas komisch an, so ein eigener Flair von „frommer Behörde“. Weil ich jedoch auf den zuständigen Monsignore warten musste, nahm ich eines der im „Wartezimmer“ bereit liegenden Bücher zur Hand: eine Beschreibung des Lebens von Märtyrern der Ukrainisch Griechisch-Katholischen Kirche – das Buch half mir aus meinen skeptischen Gedanken heraus. Weil ich früh dran war, hatte ich vor dem „Dienstlichen“ schon einen Besuch in der Kirche der Karmeliten in der Via della Conciliacione gemacht, S. Maria in Traspontina. Ich glaube, dort war ich früher nie, weil ich einfach immer zielstrebig auf den Petersdom zu bin. Beim Hineingehen fiel mir das Bild von Titus Brandsma auf, ein niederländischer Karmelit, der im KZ Dachau starb und selig gesprochen wurde.
Immer wieder sind es diese „Begegnungen“, die den Blick weiten, die eine Ahnung eröffnen von dem, worum es bzw. um wen es letztlich geht.
Deswegen ist für mich ein ganz besonderer Ort auch die Kirche St. Bartholomäus auf der Tiberinsel, welche den Märtyrern des 20. Jahrhunderts gewidmet ist. Verschiedene Bereiche der Kirche, Seitenkapellen, sind verschiedenen Gruppen von Märtyrern gewidmet, etwa denen des Kommunismus oder denen des Nationalsozialismus. Und es finden sich persönliche Gegenstände dieser Gestalten. Ein Ehrfurcht gebietender und inspirierender Ort.
Zwischendurch gibt es dann besondere Entdeckungen. Weil ich auf einem dienstlichen Weg in die Nähe von Raffael kam, einem spanischen Freund, den ich schon lange kenne, rief ich ihn an und er lud mich sofort ein: „komm doch vorbei!“ Bei Raffael, dem spanischen Trinitarier, war gerade auch noch Jorge, ein mexikanischer Josefsmissionar zu Gast. Und nachdem wir miteinander einen Kaffee getrunken hatten, gab uns Raffael eine Kirchen- und Klosterführung. Beides ist ein Werk des berühmten Borromini, Zeitgenosse und Konkurrent von Bernini. Und in der Kirche befindet sich das Grab von Elisabetta Canori Mora, einer selig gesprochenen Ehefrau und Mutter, die schier Unmögliches ertragen hat. Von ihr hatte ich vorher noch nie etwas gehört – jetzt kommt sie mir öfter in den Sinn...
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