In unserem Haus gibt es allerhand
Gegenstände aus den Ländern, in denen Missionare vom Kostbaren Blut
tätig sind, nicht zuletzt Kunsthandwerk aus Tansania. Ein Krieger im
Treppenhaus erzeugt bei uns eine Mischung aus Erschrecken und Spaß,
weil er seinen Speer auf die Vorbeigehenden richtet.
Leider war ich (noch) nie in Afrika.
Allerdings kann ich mich gut an zwei Priester der Erzdiözese
Salzburg erinnern, die eine Zeit dort verbrachten und hinterher davon
sprachen, vom „Afrika-Virus“ infiziert zu sein – es geht
offensichtlich eine Faszination von diesem Kontinent aus.
Die zuletzt vor mir hier im Haus
Angekommene ist Sr. Bakhita, gebürtig aus Sambia. Die Missionarinnen
von der hl. Familie, eine in Polen gegründete Gemeinschaft, sind
seit Jahren auch in verschiedenen Ländern Afrikas vertreten. Und
ihre offizielle römische Adresse ist dieselbe wie unsere. Sr.
Bakhita sah ich eines Tages mit einem Stapel Wäsche auf dem Kopf die
Treppe hinauf marschieren. „Ah – Du transportierst auf
afrikanische Art?“ fragte ich – und sie bestätigte Freude
strahlend.
An einem anderen Tag unterhielten wir
uns mit den Schwestern und kamen auch auf Afrika zu sprechen. Die
Schwestern erzählten von einer polnischen Mitschwester, die viele
Jahre in Afrika gewesen war und unbedingt dort bleiben, nicht in ihre
Heimat zurück kehren wollte. Weil sie sich einfach für sich selbst
kein „polnisches Begräbnis“ vorstellen konnte, sondern ein
afrikanisches wollte, wo gesungen und getanzt wird. „Wer tanzt
denn, wenn ich in Polen beerdigt werde?“
Francesco dagegen kam aus Tansania
zurück, über 40 Jahre hat der Missionar vom Kostbaren Blut dort an
verschiedenen Orten gelebt. Einmal hörte ich, er spräche so gut
Suaheli, dass die Einheimischen ihn in Zweifelsfällen um Rat fragen.
Francesco ist also zurück gekehrt, zwei Tage vor mir hier im Haus
eingezogen. Wobei es für ihn eine Durchgangsstation ist, bis ihm der
italienische Provinzial einen neuen Bestimmungsort bzw. eine neue
Aufgabe zuweist. Manchmal sucht er ein italienisches Wort, es kommt
ihm nur das Englische. Und klar: immer wieder erzählt er aus
Tansania.
Etwa voller Unmut über den
Staatspräsidenten, der sich genau wie andere Staatsoberhäupter in
Bezug auf den Umgang mit der Corona-Pandemie nicht gerade mit Ruhm
bekleckert.
Spannend fand ich auch ein
Tischgespräch, bei dem es um Kirchenbau ging. Francesco regte sich
darüber auf, wie die jungen afrikanischen Mitbrüder Kirchen bauen:
„im gotischen Stil, lang und hoch, mit Fenstern, die sie aus Indien
importieren“. Francesco, selbst Teilnehmer an der Afrika-Synode vor
einigen Jahren, erinnerte seine jungen afrikanischen Mitbrüder an
das von der Synode verwendete Bild für die Kirche: „Kirche als
Familie Gottes“. „Also, wo hält sich denn die Familie auf? Im
Wohnzimmer, im Kreis um den Tisch... Wieso lasst ihr denn dieses Bild
nicht die Architektur der Kirche bestimmen?“ Aber sie hören nicht
auf ihn.
Francesco bestätigt außerdem, was ich
ja bereits in Deutschland gehört hatte, den ungeheuren Einfluss der
Chinesen in Afrika. Sie sind überall präsent. Und regelmäßig
fliegen Afrikaner zum Einkaufen verschiedener Dinge nach China.
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