Zwei Vorbemerkungen:
Erstens: hier wir auf hohem Niveau
gejammert. In anderen Ländern dieser Erde wären Menschen glücklich
über ein Gesundheitssystem, wie wir es haben!
Zweitens: früher war nicht alles
besser!
„Der Leiter der Staatsanwaltschaft
München I, Hans Kornprobst, sagt: `Unser Gesundheitswesen ist in
Teilen ein Schlaraffenland für Kriminelle“ (Mindelheimer Zeitung,
25.10.19, S.1). Diese Aussage steht zu Beginn eines Berichts über
eine Großrazzia im Pflegedienstbereich. Da liegt offensichtlich
manches im Argen. Vor nicht langer Zeit wurde ein Pfleger verurteilt,
der ich weiß nicht wie viele alte Leute getötet hatte, weil sie ihm
schlicht „lästig wurden“. Der Mann war offensichtlich nicht für
seine Arbeit geeignet, wurde aber dank Personalnot nacheinander von
verschiedenen Pflegediensten angestellt.
Ach ja, Personalnot: da gab es doch die
Abteilung, die wegen Personalnot schließen musste. Und eine Frau
erzählte mir von ihrem Vater, der am Morgen in ein Münchner
Großklinikum eingeliefert wurde und bis abends noch nichts zu essen
und zu trinken bekommen hatte – Personalnot!
Ein anderer Bekannter erzählte mir von
der ihn persönlich betreffenden Medikamentenknappheit. Sein
Apotheker informiert ihn inzwischen, wenn sein Medikament gerade
wieder lieferbar ist. Oft muss er zwei verschiedene Produkte mit
demselben Wirkstoff einnehmen, um die vorgesehene Dosierung zu
erreichen. Der Mann lebt in Bayern.
Und wurde nicht neulich darüber
berichtet, dass die Antibiotika „ausgehen“? Es „lohnt sich“
für die Pharmaunternehmen nicht, in diesem Bereich zu forschen.
Vor kurzem lief ein spannender
Spielfilm „Was wir wussten – Risiko Pille“, basierend auf
Tatsachen. Nebenwirkungen werden bewusst verschleiert, die Werbung
für die Produkte ist höchst fragwürdig. Die Kasse muss stimmen.
Und bisweilen denke ich mir: vielleicht
haben wir uns zu früh darüber gefreut, dass der Staat heute
dasjenige tut und übernommen hat, was früher kirchliche
Einrichtungen taten. Wobei da ja auch nicht alles Gold war/ist, was
glänzt.
Eine alte Ordensfrau, die als
Krankenschwester im Krankenhaus gearbeitet hat, erzählte mir, wie
sie regelmäßig bei der Frühmesse einschlief, auch schon einmal an
der Kommunionbank, oder gar ohnmächtig wurde, vor lauter Übermüdung.
Kein Wunder, dass die Faustregel gilt: für eine aus Altersgründen
ausscheidende Ordensfrau müssen zwei bis drei „weltliche Kräfte“
angestellt werden.
Menschen sollen anständig für ihre
Arbeit bezahlt werden und auch die nötigen Erholungsphasen
selbstverständlich in Anspruch nehmen können. Aber kann es sein,
dass sich das Gesundheitswesen inzwischen zu sehr nach
wirtschaftlichen, finanziellen Gesichtspunkten ausrichtet? Dass es
das braucht und das gut getan werden muss, ist keine Frage. Aber es
geht um Menschen!
Ein Bürgermeister erzählte mir, dass
er skeptisch gegenüber Privatisierungen von Krankenhäusern sei,
dass vielmehr damit gerechnet werden muss, dass da immer aus der
Staatskasse zusätzlich investiert werden müsse.
Ich meine, dass es gerade in diesem
Bereich das kirchliche Zeugnis braucht. Wie dankbar bin ich für die
Schilderung der missionsärztlichen Schwester, die sich in der
Frankfurter Straßenambulanz um Obdachlose kümmert – und dabei
Gott begegnet (vgl. KONTINENTE 6-2019, S. 17).
Oder welch großartiges Projekt, das
Krankenhausschiff „Papst Franziskus“, welches auf dem Amazonas
entlang schippert und Menschen in den Siedlungen am Rand des Flusses
Behandlungen anbietet (dazu eine Film-Doku der Deutschen Welle im
Internet abrufbar, Stand 25.10.19). Die Chefärztin auf dem
Krankenhausschiff ist eine deutsche Franziskanerin!
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