Freitag, 15. November 2019

Gesundheit

Zwei Vorbemerkungen:
Erstens: hier wir auf hohem Niveau gejammert. In anderen Ländern dieser Erde wären Menschen glücklich über ein Gesundheitssystem, wie wir es haben!
Zweitens: früher war nicht alles besser!

„Der Leiter der Staatsanwaltschaft München I, Hans Kornprobst, sagt: `Unser Gesundheitswesen ist in Teilen ein Schlaraffenland für Kriminelle“ (Mindelheimer Zeitung, 25.10.19, S.1). Diese Aussage steht zu Beginn eines Berichts über eine Großrazzia im Pflegedienstbereich. Da liegt offensichtlich manches im Argen. Vor nicht langer Zeit wurde ein Pfleger verurteilt, der ich weiß nicht wie viele alte Leute getötet hatte, weil sie ihm schlicht „lästig wurden“. Der Mann war offensichtlich nicht für seine Arbeit geeignet, wurde aber dank Personalnot nacheinander von verschiedenen Pflegediensten angestellt.
Ach ja, Personalnot: da gab es doch die Abteilung, die wegen Personalnot schließen musste. Und eine Frau erzählte mir von ihrem Vater, der am Morgen in ein Münchner Großklinikum eingeliefert wurde und bis abends noch nichts zu essen und zu trinken bekommen hatte – Personalnot!

Ein anderer Bekannter erzählte mir von der ihn persönlich betreffenden Medikamentenknappheit. Sein Apotheker informiert ihn inzwischen, wenn sein Medikament gerade wieder lieferbar ist. Oft muss er zwei verschiedene Produkte mit demselben Wirkstoff einnehmen, um die vorgesehene Dosierung zu erreichen. Der Mann lebt in Bayern.
Und wurde nicht neulich darüber berichtet, dass die Antibiotika „ausgehen“? Es „lohnt sich“ für die Pharmaunternehmen nicht, in diesem Bereich zu forschen.

Vor kurzem lief ein spannender Spielfilm „Was wir wussten – Risiko Pille“, basierend auf Tatsachen. Nebenwirkungen werden bewusst verschleiert, die Werbung für die Produkte ist höchst fragwürdig. Die Kasse muss stimmen.

Und bisweilen denke ich mir: vielleicht haben wir uns zu früh darüber gefreut, dass der Staat heute dasjenige tut und übernommen hat, was früher kirchliche Einrichtungen taten. Wobei da ja auch nicht alles Gold war/ist, was glänzt.
Eine alte Ordensfrau, die als Krankenschwester im Krankenhaus gearbeitet hat, erzählte mir, wie sie regelmäßig bei der Frühmesse einschlief, auch schon einmal an der Kommunionbank, oder gar ohnmächtig wurde, vor lauter Übermüdung. Kein Wunder, dass die Faustregel gilt: für eine aus Altersgründen ausscheidende Ordensfrau müssen zwei bis drei „weltliche Kräfte“ angestellt werden.

Menschen sollen anständig für ihre Arbeit bezahlt werden und auch die nötigen Erholungsphasen selbstverständlich in Anspruch nehmen können. Aber kann es sein, dass sich das Gesundheitswesen inzwischen zu sehr nach wirtschaftlichen, finanziellen Gesichtspunkten ausrichtet? Dass es das braucht und das gut getan werden muss, ist keine Frage. Aber es geht um Menschen!

Ein Bürgermeister erzählte mir, dass er skeptisch gegenüber Privatisierungen von Krankenhäusern sei, dass vielmehr damit gerechnet werden muss, dass da immer aus der Staatskasse zusätzlich investiert werden müsse.

Ich meine, dass es gerade in diesem Bereich das kirchliche Zeugnis braucht. Wie dankbar bin ich für die Schilderung der missionsärztlichen Schwester, die sich in der Frankfurter Straßenambulanz um Obdachlose kümmert – und dabei Gott begegnet (vgl. KONTINENTE 6-2019, S. 17).
Oder welch großartiges Projekt, das Krankenhausschiff „Papst Franziskus“, welches auf dem Amazonas entlang schippert und Menschen in den Siedlungen am Rand des Flusses Behandlungen anbietet (dazu eine Film-Doku der Deutschen Welle im Internet abrufbar, Stand 25.10.19). Die Chefärztin auf dem Krankenhausschiff ist eine deutsche Franziskanerin!

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