Sonntag, 15. Oktober 2017

Der Bart - muss weg!

Auch auf die Gefahr hin, dass diejenigen enttäuscht sind, die das hier lesen und mich gerne „mit“ gesehen hätten: nach einem Monat ist er wieder ab und weg, der Bart...

Im Urlaub war ich ja wandern, das Gepäck im Rucksack auf dem Rücken. Unter anderen Dingen kam auch der Rasierapparat aus Gründen der Gewichtsreduzierung nicht mit. Als ich nach zehn Tagen zu Hause ankam, meinte mein Bruder: „Mensch, lass doch. Sieht gut aus! Verleiht Dir Charakter!“ Natürlich glaube ich nicht daran, dass Charakter und Bart unbedingt zusammen hängen, aber ich griff Helmuts Anregung trotzdem auf.

Und bekam eher positive Rückmeldungen wie: „Steht Dir/Ihnen gut!“, „Le queda bien“ meinte unsere ecuadorianische Hauswirtschafterin. Im Nachhinein frage ich mich natürlich auch, ob die positiven Rückmeldungen überwiegen, weil negative Kritik nicht so schnell geäußert wird.

Bei der Provinzleitungssitzung meinte der Provinzial – selbst Bartträger: „Männer mit Bart sind kreativer!“. Und Thomas, früher jahrelang Bartträger ermutigte mich: „Dich macht der Bart überhaupt nicht älter!“
Eine Ordensfrau befand: „Super! Ich mag wilde Männer!“ Na ja...
Einer meinte auch: „aha, Oberammergau?“ Dort lassen sich ja die Mitwirkenden bei den Passionsspielen auch im Vorfeld den Bart wachsen.
Der Bart durfte also zunächst einmal nach dem Urlaub weiter wachsen. (War in der Früh auch eine gewisse Zeitersparnis!) Und es kam zu ersten Verwechslungen. „War das nicht der...?“ „Nein, das war doch der P. Alois“. „Ich habe ihn erkannt, als er zu sprechen anfing“. Oder in Oberrieden nach der Messe: „das war aber heute kein Pater von Baumgärtle, oder?“

Ich selbst fühlte mich nicht so ganz wohl mit den Gesichtshaaren, was nicht mit der Eitelkeit zu tun hat. Klar, dass es nicht ohne graue Haare abgeht. Sind ja auf dem Kopf sonst auch!

Ein indischer Mitbruder kam an einem Sonntag nachmittags zu Besuch und als ich ihm die Tür öffnete, stutzte er zunächst und meinte dann: „Alois, willst du jetzt Mönch werden?“ Diese Assoziation hätte mir ja gefallen.

Und dann kam der schicksalhafte Mittwoch in Mittelrieden. Am Sonntag danach hatte sich der Unterallgäuer Bäuerinnenchor zum Singen in Maria Baumgärtle angesagt, um Br. Anton zu seinem 70. Geburtstag zu gratulieren. Und als ich am Mittwoch davor zur Abendmesse in Mittelrieden war, wo die Vorständin des Bäuerinnenchors wohnt und gemeinsam mit ihrer Tochter auch kirchenmusikalisch aktiv ist, da meinte diese: „aber das kommt weg bis zum Sonntag!“ Und auf meinen leisen Widerspruch hin erklärte sie: „das sieht ja auch wie bei Störtebecker“. (Der war ein Legenden-umrankter Seeräuber Ende des 14. Jahrhunderts).
Okay – die Frau allein hätte mich natürlich nicht überzeugen können. Aber da ich selbst auch nicht ganz glücklich war, schien mir der Zeitpunkt tatsächlich gekommen. Und mit Hilfe des Internets machte ich mich auf die Suche nach einem Friseursalon in der Nähe, der auch Rasur anbietet. Und wurde fündig.

Als ich am Freitag Vormittag dort saß und in sehr angenehmer Atmosphäre den Bart weg rasiert bekam, da war das so wie der vorletzte Teil des Urlaubs. (Der letzte kam noch später beim Kauf neuer Wanderschuhe, weil ich mir bei den alten im Urlaub endgültig die Sohle zum Teil abgelaufen hatte. Und diese Schuhe waren bereits einmal neu besohlt worden).

Als ich also am Sonntag frisch rasiert vor die Gemeinde trat, war die Vorständin des Bäuerinnenchors sehr zufrieden. Bei anderen schlug mir herbe Enttäsuchung entgegen. „Wieso hast Du...? Hat Dir so gut gestanden!“
Okay, es kommt ja vielleicht wieder einmal ein Wanderurlaub...

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