Fatimatag. An jedem 13. eines Monats
begehen wir diesen (s. Post vom Mai). Die Kirche ist im Juni schwach
besetzt. Und nachher bestätigt eine Frau meinen Eindruck: „Heute
waren wenig Leute da!“ „Im Mai war es auch schon so“, fährt
sie fort. „Ich kann mich erinnern an einen 13. Mai vor Jahren, da
waren 13 oder 14 Busse hier. Ich half im Gasthaus nebenan und wir
kamen kaum nach mit der Arbeit“. Von so einem Wallfahrer - Ansturm
in früheren Jahren hatte ich noch nie gehört und mache mir jetzt
doch meine Gedanken, erforsche mein Gewissen.
Mir kommt zu Hilfe, was jüngst
Johannes Röser in „Christ in der Gegenwart“ schrieb. Früher
hätte man nach den Attentaten von Manchester und London
Bußgottesdienste gefeiert und dazu eingeladen. Heute veranstaltet
man ein Benefizkonzert, lädt dazu ein und gedenkt in diesem Rahmen
in einer Schweigeminute der ums Leben Gekommenen. Zeit und Kultur
ändern sich. Und in diesem Zusammenhang wirkt vermutlich ein
„Fatimatag“ für viele wie ein aus dem Rahmen gefallenes
Ereignis.
Und ich denke an das Gespräch mit dem
Brautpaar am Vorabend zurück. Wir wollten die Feier der Trauung
besprechen und begannen bei den Liedern, die das Paar schon mit dem
Chor ausgesucht hatte. „Ich umarm die ganze Welt“ von Nena,
„Seite an Seite“ von Christina Stürmer, „The Rose“ und
„Hallelujah“ sowieso. Wieder einmal begann ich die Gratwanderung:
einerseits die Leute, konkret das nette Brautpaar, nicht verprellen,
vor den Kopf stoßen wollen. Andererseits die Liturgie mit ihrem
Anspruch verteidigen. Und da geht, passt das ein oder andere Lied
einfach nicht. Was dem Brautpaar natürlich nicht einleuchtet:
„wieso, ist doch schön?“
Ich möchte, dass sich die Mitfeiernden
in der Liturgie finden können, dass ihnen die Feier nicht aufgesetzt
vorkommt. Und ich kann die Feier nicht gleichzeitig so verändern,
dass ich allen Wünschen nachgebe und nachkomme. Weil diese Feier ja
ihre eigenen Kriterien und Regeln hat, die ihre Schönheit mit
ausmachen. Ich kämpfe dafür, teste dabei für mich selbst
schmerzhaft meine Konflikt- und Widerstandsfähigkeit und hoffe, dass
die Menschen, die mit feiern werden, im vorgegebenen Rahmen etwas
entdecken. Bzw. sich vielleicht sogar ein wenig getragen fühlen.
Muss ich gar den ein oder anderen
Anspruch deutlich machen und verteidigen, um ernst zu nehmender
Gesprächspartner zu bleiben? Ich will dieses Argument nicht
überstrapazieren und mich selbst in eine Art Märtyrerrolle hinein
manövrieren. Ich will mich nicht der Mühe des Gestaltens entziehen,
weiß aber auch um die Entlastung der vorgegebenen Form. Immer gleich
Bleibendes kann durchaus Langeweile erzeugen, ständig sich Änderndes
aber genauso Überdruss.
Also weiter auf dem Grat – mit der
Hoffnung auch schöne Aussichten links und rechts, vorne und
hinten...
Zur Entspannung schaue ich abends ins
Fernsehprogramm. Im Rahmen der ARD-Themenwoche „woran glauben wir?“
ein Film über St. Ottilien, das Klosterdorf, nicht so weit weg von
hier gelegen. Sehr sympathisch gemacht, die Mönche kommen gut rüber.
Gleich anschließend noch ein Film im Rahmen der Themenwoche: eine
lesbische Lehrerin, die gleichzeitig mit der offiziell eingegangenen
Lebenspartnerschaft mit ihrer Partnerin ihre missio für den
Religionsunterricht zurück gab, bevor ihr diese entzogen werden
konnte. Unsere Welt! Alles nebeneinander, Lebensentwürfe „zum
Aussuchen“, frei wählbar. Mit „Regeln“ für Liturgie habe ich
zunächst einmal wenig „Erfolgsaussichten“. Und trotzdem...
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