Sonntag, 15. Januar 2017

Elphi

Gestern Abend (11.1.17) sah ich mir einen Teil des Festaktes zur Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg an. Vor zwei Jahren hatte ich den Bau gesehen und bewundert. Und mich dann wie viele tausend andere auch an der Verlosung einer Eintrittskarte für den gestrigen Abend beteiligt. Da ich leer ausging, nutzte ich die Fernsehübertragung.

Und genoss diese. Wobei dies vor allem mit dem Gesamteindruck zu tun hatte. Also nicht nur an der Musik von Mendelssohn oder Brahms oder an den Ansprachen von Bundespräsident, Architekt und Intendant lag.
Am selben Tag hatte sich in den USA Obama verabschiedet und Trump eine Pressekonferenz gegeben. Und da weiß man ja noch nicht, wie die Sache sich entwickeln wird. Die Beratungen über die innere Sicherheit bei verschiedenen politischen Parteien (auch in Hamburg ist gut kontrolliert und bewacht worden!) und Bilder von den jüngsten Terroranschlägen gehen noch mit.

Und in aller Aufgeregtheit und Unsicherheit tat es einfach gut, sich im Sessel - nicht der Elbphilharmonie, aber immerhin des eigenen, gut geheizten Wohnzimmers – zurück zu lehnen und der Musik und den Ansprachen zu lauschen, Bilder aus dem futuristisch anmutenden Konzertsaal zu sehen.

Mir kam ein Büchlein von Kardinal Martini in den Sinn, „Welche Schönheit rettet die Welt?“, der Titel inspiriert von einer Frage aus Dostojewskis Roman „Der Idiot“. In all dem Elend und Grauen ein wenig Schönheit genießen... War da nicht ein gleichsam kollektives Aufatmen zu spüren bei den 2100 Menschen im Saal der Elbphilharmonie?

Von da ausgehend schweiften die Gedanken weiter zu - „Berufskrankheit“ - unserer Liturgie. Und ihrer Schönheit. Immer wieder einmal gibt es Berichte von Menschen, die sich durch das Erlebnis einer Liturgiefeier in ihrem Leben neu ausrichten. Und auch wenn scheinbar Kirche heute vor allem wegen ihrer caritativen Leistungen wahrgenommen wird, so darf wohl der Bereich der gottesdienstlichen Feier in seiner Wirkung auf viele Menschen nicht unterschätzt werden. Und auch wenn manch dummes Geplapper in Gottesdiensten ärgerlich ist – manchmal meine ich, selbst dieses kann eine gut gefeierte Liturgie nicht gänzlich kaputt machen.

Ich denke zurück an zwei Eucharistiefeiern schon vor Jahren in der Wieskirche. Ich war jeweils für mehrere Tage wandernd unterwegs, einmal auf dem Münchner Jakobsweg, einmal auf dem Prälatenweg, bayrischen Fernwanderwegen. Und habe in der nahe der Wies gelegenen Landvolkshochschule übernachtet. Von dort aus ging ich am Sonntag in die Wieskirche zur Frühmesse: eine wunderschön gefeierte Liturgie, dazu noch eine gute Predigt in diesem Kirchenbau, am Morgen noch ohne fotografierende Touristen – bis heute kann ich das Gefühl der Freude und Dankbarkeit in mir spüren bzw. aufrufen.

Jetzt soll natürlich die Liturgie nicht die raue Wirklichkeit ausblenden und die Grausamkeit der Welt außen vor lassen. Und es geht auch nicht nur um die Menge des eingesetzten Weihrauchs oder die kirchenmusikalische Qualität. Nein – im Idealfall kommen die Feier und der tatkräftige Einsatz zusammen. Zu sehen ganz praktisch etwa im Film „Von Menschen und Göttern“: die existentielle Hingabe der katholischen Mönche an ein Land (Algerien) und seine muslimische Mehrheitsbevölkerung hier und die schlichte Feierlichkeit der Liturgie eben dieser Mönchsgemeinschaft dort.

Wie bin ich dankbar für den neuen Altar in unserer Wallfahrtskirche. Der Chorraum und damit die ganze Kirche haben gewonnen. Und im Missionshaus nebenan haben wir derzeit wieder einen Kirchenasylanten...

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