Gestern Abend (11.1.17) sah ich mir
einen Teil des Festaktes zur Eröffnung der Elbphilharmonie in
Hamburg an. Vor zwei Jahren hatte ich den Bau gesehen und bewundert.
Und mich dann wie viele tausend andere auch an der Verlosung einer
Eintrittskarte für den gestrigen Abend beteiligt. Da ich leer
ausging, nutzte ich die Fernsehübertragung.
Und genoss diese. Wobei dies vor allem
mit dem Gesamteindruck zu tun hatte. Also nicht nur an der Musik von
Mendelssohn oder Brahms oder an den Ansprachen von Bundespräsident,
Architekt und Intendant lag.
Am selben Tag hatte sich in den USA
Obama verabschiedet und Trump eine Pressekonferenz gegeben. Und da
weiß man ja noch nicht, wie die Sache sich entwickeln wird. Die
Beratungen über die innere Sicherheit bei verschiedenen politischen
Parteien (auch in Hamburg ist gut kontrolliert und bewacht worden!)
und Bilder von den jüngsten Terroranschlägen gehen noch mit.
Und in aller Aufgeregtheit und
Unsicherheit tat es einfach gut, sich im Sessel - nicht der
Elbphilharmonie, aber immerhin des eigenen, gut geheizten Wohnzimmers
– zurück zu lehnen und der Musik und den Ansprachen zu lauschen,
Bilder aus dem futuristisch anmutenden Konzertsaal zu sehen.
Mir kam ein Büchlein von Kardinal
Martini in den Sinn, „Welche Schönheit rettet die Welt?“, der
Titel inspiriert von einer Frage aus Dostojewskis Roman „Der
Idiot“. In all dem Elend und Grauen ein wenig Schönheit
genießen... War da nicht ein gleichsam kollektives Aufatmen zu
spüren bei den 2100 Menschen im Saal der Elbphilharmonie?
Von da ausgehend schweiften die
Gedanken weiter zu - „Berufskrankheit“ - unserer Liturgie. Und
ihrer Schönheit. Immer wieder einmal gibt es Berichte von Menschen,
die sich durch das Erlebnis einer Liturgiefeier in ihrem Leben neu
ausrichten. Und auch wenn scheinbar Kirche heute vor allem wegen
ihrer caritativen Leistungen wahrgenommen wird, so darf wohl der
Bereich der gottesdienstlichen Feier in seiner Wirkung auf viele
Menschen nicht unterschätzt werden. Und auch wenn manch dummes
Geplapper in Gottesdiensten ärgerlich ist – manchmal meine ich,
selbst dieses kann eine gut gefeierte Liturgie nicht gänzlich kaputt
machen.
Ich denke zurück an zwei
Eucharistiefeiern schon vor Jahren in der Wieskirche. Ich war jeweils
für mehrere Tage wandernd unterwegs, einmal auf dem Münchner
Jakobsweg, einmal auf dem Prälatenweg, bayrischen Fernwanderwegen.
Und habe in der nahe der Wies gelegenen Landvolkshochschule
übernachtet. Von dort aus ging ich am Sonntag in die Wieskirche zur
Frühmesse: eine wunderschön gefeierte Liturgie, dazu noch eine gute
Predigt in diesem Kirchenbau, am Morgen noch ohne fotografierende
Touristen – bis heute kann ich das Gefühl der Freude und
Dankbarkeit in mir spüren bzw. aufrufen.
Jetzt soll natürlich die Liturgie
nicht die raue Wirklichkeit ausblenden und die Grausamkeit der Welt
außen vor lassen. Und es geht auch nicht nur um die Menge des
eingesetzten Weihrauchs oder die kirchenmusikalische Qualität. Nein
– im Idealfall kommen die Feier und der tatkräftige Einsatz
zusammen. Zu sehen ganz praktisch etwa im Film „Von Menschen und
Göttern“: die existentielle Hingabe der katholischen Mönche an
ein Land (Algerien) und seine muslimische Mehrheitsbevölkerung hier
und die schlichte Feierlichkeit der Liturgie eben dieser
Mönchsgemeinschaft dort.
Wie bin ich dankbar für den neuen
Altar in unserer Wallfahrtskirche. Der Chorraum und damit die ganze
Kirche haben gewonnen. Und im Missionshaus nebenan haben wir derzeit
wieder einen Kirchenasylanten...
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