„Zeigen Sie uns eine
Powerpoint-Präsentation oder haben Sie uns etwas zu sagen?“ Diese
Frage sei ihm vor kurzem gestellt worden und er werde uns tatsächlich
keine Powerpoint-Präsentation zeigen, so erklärte der Referent zu
Beginn seines Vortrags. Und dieser war kurzweilig und interessant, ja
fesselnd.
Auf der anderen Seite habe ich gelernt,
dass „Visualisieren“ durchaus hilfreich und sinnvoll sei. Und das
kann eben heute nicht nur mit Kreide auf einer Wandtafel, mit Stiften
auf großen Papierbögen, sondern auch mittels Computer und Beamer
geschehen.
Eine Erfahrung, die manche dabei
machen: Du hast zu Hause die schönste Powerpoint-Präsentation
vorbereitet. Und was dann auf der Projektionsfläche erscheint, sieht
irgendwie anders aus als das, was Du auf Deinem kleinen Bildschirm
gesehen hast. „Vertragen sich“ Computer und Beamer nicht? Die
Darstellung ist jedenfalls anders.
Lustig war es vor kurzem, als der
Pfarrer und ich die Höhe unseres Ambos in der Kirche messen wollten.
Ich hatte einen Zollstock mit genommen und neben den Ambo gehalten.
„128 Zentimeter“: „kann doch gar nicht sein! Wie gibt’s das?“
Der Pfarrer sagte zwar nichts, aber ich sah seinen ungläubigen
Gesichtsausdruck. So dass ich automatisch noch einmal auf meinen
Zollstock schaute. Ich – „perfekter Heimwerker“, der ich nun
einmal bin – hatte ein Teil nicht ausgeklappt, so dass natürlich
ein falsches Ergebnis entstehen musste. „111 Zentimeter“ konnte
ich nach korrektem Anlegen des Zollstocks dem Pfarrer anbieten und
seine Miene hellte sich deutlich auf.
Mir geht diese Szene nach. Wenn ich zu
einem falschen Ergebnis komme: kann es sein, dass die Voraussetzungen
nicht stimmen? Wenn ich einen anderen Menschen falsch einschätze:
kann es sein, dass das an meinen blinden Flecken liegt? Zwar verlasse
ich mich immer mehr auf mein Bauchgefühl, aufgrund der schmerzlichen
Erfahrung, öfter einmal falsch entschieden zu haben, wenn ich das
nicht tat. Aber doch möchte ich Vorsicht dabei walten lassen.
Welchen Maßstab lege ich an? Und lege
ich ihn richtig an?
Was Papst Franziskus in Amoris Laetitia
im Hinblick auf Ehegatten schreibt, gilt nicht nur für deren Umgang
miteinander. Es ist nicht „die Naivität dessen, der die
Schwierigkeiten und Schwachpunkte des anderen nicht sehen will,
sondern es ist der Weitblick dessen, der diese Schwächen und Fehler
in einen Zusammenhang stellt. Er erinnert sich, dass diese Mängel
nur ein Teil und nicht das Ganze des Wesens des anderen sind. Ein
unliebsamer Tatbestand in der Beziehung ist nicht die Gesamtheit
dieser Beziehung. Man kann also schlicht und einfach hinnehmen, dass
wir alle eine vielschichtige Kombination aus Licht und Schatten sind.
Der andere ist nicht nur das, was mir lästig ist. Er ist viel mehr
als das. Aus demselben Grund verlange ich nicht von ihm, dass seine
Liebe vollkommen sein muss, damit ich ihn wertschätze. Er liebt mich
wie er ist und wie er kann, mit seinen Grenzen, doch dass seine Liebe
unvollkommen ist, bedeutet nicht, dass sie geheuchelt oder gar nicht
echt ist.“ (AL 113)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen