„Die Sache konzentriert angehen und
gut frühstücken!“ Im Vorbeigehen bei der Fahrschule hörte ich
diesen Gruß der Fahrlehrerin an einen jungen Mann, der vermutlich
gerade seine letzte Fahrstunde vor der Führerscheinprüfung gemacht
hatte. Die nächste Fahrschülerin wartete schon im Auto. „Die
Sache konzentriert angehen und gut frühstücken!“ Dieser Rat passt
vermutlich nicht nur im Hinblick auf die Führerscheinprüfung.
Eine weitere Station für mich an
diesem Nachmittag war das Flüchtlingsheim. Ich wollte noch einmal
bei der syrischen Familie vorbei schauen, die vor einem guten Monat
über ihre Flucht erzählt hatte. Seit damals hatte ich den Besuch
geplant. Und jetzt hatte ich kein Glück: er war beim Sprachkurs und
sie mit den Kindern beim Markt in der Stadt. Wobei ich mich über
diese Information ja freute. Keine Untätigkeit also, kein
abstumpfendes Herumsitzen.
Eine Dame, die gerade den Deutschkurs
für einige Frauen dort beendet hatte, erklärte mir, dass die Leute
morgens lange schlafen. „Aber jetzt, wenn das Wetter schöner wird,
stehen sie vielleicht doch früher auf!“ Ich möchte nicht
unbedingt einen Vorwurf an die Menschen im Flüchtlingsheim daraus
machen: was soll man tun, wenn man nicht arbeiten darf und der
Sprachkurs erst am Nachmittag stattfindet? Vielleicht doch einfach
morgens länger liegen bleiben?
Wobei wir wieder bei der Gestaltung des
Morgens wären: liegen bleiben, gut frühstücken?
Ich erinnere mich noch an Clemens, der
zwar bereit war, mich in der Früh auf dem Weg zu seiner Arbeit zum
Bahnhof in Heidelberg mit zu nehmen, damit ich pünktlich zur
Vorlesung in Mainz war. Aber er machte mir klar, dass es mit ihm –
dem typischen „Morgenmuffel“ - dabei kein Gespräch geben würde.
Konnte ich, obwohl kein „Morgenmuffel“ gut damit leben.
Mir scheint er wichtig, der Morgen, der
Start in den Tag. Vom verstorbenen Bischof Hemmerle wird erzählt,
dass er befreundete Bischöfe und andere Menschen in sein Morgengebet
hinein nahm. Und einer, der ihn im Urlaub wecken wollte, hörte nach
dem Anklopfen an der Zimmertür: „ich bin gerade in Afrika, es
dauert noch ein Weilchen“.
Menschen, die mir lieb sind, schon am
Morgen in mein Gebet hinein nehmen. Aber vielleicht nicht nur solche,
die mir lieb sind. Vom erwähnten Bischof Hemmerle erzählt man auch,
dass er schon morgens betend seinen Tag mit den Begegnungen, die vor
ihm lagen, durch ging.
Bei mir ist es eher ein Gebet im
Schweigen, mit ganz wenigen Worten – das kommt eher vor, wenn meine
Gedanken abschweifen. Auch das passiert.
Und seit einiger Zeit schließe ich
dieses Morgengebet mit Worten, welche die selige Elisabeth von der
Dreifaltigkeit formuliert hat:
O mein Gott,
Dreifaltigkeit, die ich anbete:
Hilf mir, in Dir zu
wohnen, regungslos und friedvoll,
so als weilte meine
Seele bereits in der Ewigkeit.
Nichts soll meinen
Frieden stören können,
nichts mich aus Dir
heraus ziehen können,
o mein Unwandelbarer;
vielmehr soll mich jede
Minute weiter hineinführen
in die Tiefe Deines
Geheimnisses.
Schenk Frieden meiner
Seele,
mach sie zu Deinem
Himmel, zu Deiner geliebten Wohnung
und zum Ort Deiner Ruhe.
Gib, dass ich Dich dort
nie allein lasse,
sondern ganz da bin,
ganz wach in meinem Glauben,
ganz anbetend,
ganz ausgeliefert an
Dein schöpferisches Handeln.
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