Montag, 16. März 2015

Fasten und Berufung

Wieder einmal eine Woche gefastet, klassisch mit Milch und Semmel nach Dr. Mayr. Und das auf knapp 1200 Höhenmeter in Schweizer Traumlandschaft im Benediktinerinnenkloster Maria Rickenbach/NW.
Keine typischen, heftigen Kopfschmerzen am dritten Tag, ganz leichte zu Beginn.
Dafür trotz nicht zu viel Bewegung Muskelkaterschmerzen: die Fastenexperten sagen, das hänge mit der Übersäuerung des Körpers zusammen, die eben durch das Fasten abgebaut wird.

Bewegt habe ich mich dann doch: bis auf Mittwoch hat praktisch die ganze Woche die Sonne geschienen und der Schnee hat geglitzert. Der lag da oben noch! Schifahrer sind praktisch bis vor die Haustür gefahren und Schneeschuhgeher waren auch jeden Tag unterwegs.
Meine längste Runde dauerte zwei Stunden, dabei 200 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter. Und als ich heim kam und die Schuhe wechselte, da wurde mir kurz schwindlig und ich war froh, mich an einem Heizkörper festhalten zu können. Das war wohl doch zu viel auf nüchternen Magen!

Zum Fastenbrechen am vorletzten Tag machte ich einen Ausflug (mit der Bahn! Genauer mit der Zentralbahn der SBB) nach Engelberg, ganz in der Nähe. Dort ist ein Benediktinerkloster, welches mich anzog. Nicht so sehr wegen der schönen Kirche, in der es auch gelungen ist, ein paar völlig neue Elemente (Altar, Ambo, Taufstein, Beichtstühle) in die alte Barockkirche hinein zu stellen. Nein, in der Gruft liegt ein ehemaliger Mitstudent begraben.
Ich erinnere mich noch so gut an Frater Michael, drei Jahre älter als ich, und an unseren gemeinsamen Studienbeginn in Salzburg. Nach den Semesterferien nach dem ersten Studienjahr kam er nicht mehr: er war im September 1985 in den Bergen abgestürzt.

Für den Besuch in Engelberg nahm ich den Engelberger Wintersport-Tourismus in Kauf, fuhr aber schnell wieder in die Einsamkeit auf der Höhe zurück. Maria Rickenbach ist nur über eine Seilbahn erreichbar. Die letzte fährt um 18.40 Uhr.

Als ich die Engelberger Kirche verließ, sah ich über den Bergen eine ganze „Wolke“ von Gleitschirmfliegern, sieben oder acht. Einzelne sieht man immer wieder dort im Tal. Und dieser Blick, dieses Bild: Gleitschirmflieger über den Bergen mit dem Turm der Klosterkirche im Vordergrund, das geht mir nach.
Ist es nicht so, dass wir Menschen abenteuerlustig sind? Vielleicht ist das jetzt zu pauschal und es trifft nicht auf alle zu, auf jüngere wohl eher.
Und kann es sein, dass außer dem Wunsch nach sozialer Absicherung bzw. gesellschaftlichem Aufstieg früher auch eine gewisse Abenteuerlust den Klostereintritt motivierte? So in Zeiten, als Missionare per Schiff andere Kontinente erreichten.
Inzwischen reisen viele ständig fliegend durch die Welt. Das ist kein Abenteuer mehr.
Gleitschirmfliegen wohl noch eher.

Ließe sich der „Abenteuereffekt“ von Kloster-, Ordensleben jungen Menschen verdeutlichen?
Oder gibt es den gar nicht? Oder sind wir Ordensleute inzwischen einfach auch zu verbürgerlicht: eine abgesicherte Existenz mit viel weniger Sorgen als viele in der Gesellschaft um uns herum...

Und wie ist das mit dem Abenteuer, sich auf eine Lebensgemeinschaft mit Menschen einzulassen, die ich mir nicht ausgesucht habe? Im Gegensatz zu partnerschaftlichen Lebensformen heute, wo das ja nicht so ist (,im Gegensatz zu früher)? Ja und sind wir denn solche „Lebensgemeinschaften“ oder nicht vielleicht doch eher Arbeits-Zweck-Gemeinschaften von Individualisten, die eher nebeneinander leben?

Fragen über Fragen: ob mir das Fasten wohl gut bekommen ist?
Eigentlich fühle ich mich „erleichtert“ und ein wenig neu...

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