Wieder einmal eine Woche gefastet,
klassisch mit Milch und Semmel nach Dr. Mayr. Und das auf knapp 1200
Höhenmeter in Schweizer Traumlandschaft im Benediktinerinnenkloster
Maria Rickenbach/NW.
Keine typischen, heftigen Kopfschmerzen
am dritten Tag, ganz leichte zu Beginn.
Dafür trotz nicht zu viel Bewegung
Muskelkaterschmerzen: die Fastenexperten sagen, das hänge mit der
Übersäuerung des Körpers zusammen, die eben durch das Fasten
abgebaut wird.
Bewegt habe ich mich dann doch: bis auf
Mittwoch hat praktisch die ganze Woche die Sonne geschienen und der
Schnee hat geglitzert. Der lag da oben noch! Schifahrer sind
praktisch bis vor die Haustür gefahren und Schneeschuhgeher waren
auch jeden Tag unterwegs.
Meine längste Runde dauerte zwei
Stunden, dabei 200 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter. Und als
ich heim kam und die Schuhe wechselte, da wurde mir kurz schwindlig
und ich war froh, mich an einem Heizkörper festhalten zu können.
Das war wohl doch zu viel auf nüchternen Magen!
Zum Fastenbrechen am vorletzten Tag
machte ich einen Ausflug (mit der Bahn! Genauer mit der Zentralbahn
der SBB) nach Engelberg, ganz in der Nähe. Dort ist ein
Benediktinerkloster, welches mich anzog. Nicht so sehr wegen der
schönen Kirche, in der es auch gelungen ist, ein paar völlig neue
Elemente (Altar, Ambo, Taufstein, Beichtstühle) in die alte
Barockkirche hinein zu stellen. Nein, in der Gruft liegt ein
ehemaliger Mitstudent begraben.
Ich erinnere mich noch so gut an Frater
Michael, drei Jahre älter als ich, und an unseren gemeinsamen
Studienbeginn in Salzburg. Nach den Semesterferien nach dem ersten
Studienjahr kam er nicht mehr: er war im September 1985 in den Bergen
abgestürzt.
Für den Besuch in Engelberg nahm ich
den Engelberger Wintersport-Tourismus in Kauf, fuhr aber schnell
wieder in die Einsamkeit auf der Höhe zurück. Maria Rickenbach ist
nur über eine Seilbahn erreichbar. Die letzte fährt um 18.40 Uhr.
Als ich die Engelberger Kirche verließ,
sah ich über den Bergen eine ganze „Wolke“ von
Gleitschirmfliegern, sieben oder acht. Einzelne sieht man immer
wieder dort im Tal. Und dieser Blick, dieses Bild: Gleitschirmflieger
über den Bergen mit dem Turm der Klosterkirche im Vordergrund, das
geht mir nach.
Ist es nicht so, dass wir Menschen
abenteuerlustig sind? Vielleicht ist das jetzt zu pauschal und es
trifft nicht auf alle zu, auf jüngere wohl eher.
Und kann es sein, dass außer dem
Wunsch nach sozialer Absicherung bzw. gesellschaftlichem Aufstieg
früher auch eine gewisse Abenteuerlust den Klostereintritt
motivierte? So in Zeiten, als Missionare per Schiff andere Kontinente
erreichten.
Inzwischen reisen viele ständig
fliegend durch die Welt. Das ist kein Abenteuer mehr.
Gleitschirmfliegen wohl noch eher.
Ließe sich der „Abenteuereffekt“
von Kloster-, Ordensleben jungen Menschen verdeutlichen?
Oder gibt es den gar nicht? Oder sind
wir Ordensleute inzwischen einfach auch zu verbürgerlicht: eine
abgesicherte Existenz mit viel weniger Sorgen als viele in der
Gesellschaft um uns herum...
Und wie ist das mit dem Abenteuer, sich
auf eine Lebensgemeinschaft mit Menschen einzulassen, die ich mir
nicht ausgesucht habe? Im Gegensatz zu partnerschaftlichen
Lebensformen heute, wo das ja nicht so ist (,im Gegensatz zu früher)?
Ja und sind wir denn solche „Lebensgemeinschaften“ oder nicht
vielleicht doch eher Arbeits-Zweck-Gemeinschaften von
Individualisten, die eher nebeneinander leben?
Fragen über Fragen: ob mir das Fasten
wohl gut bekommen ist?
Eigentlich fühle ich mich
„erleichtert“ und ein wenig neu...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen