„Du Zigeuner!“ sagte mir eine
Pfarrsekretärin, als ich ihr von meinem bevorstehenden Umzug
berichtete. Meine häufigen Ortswechsel in den letzten Jahren lassen
solch eine Deutung freilich zu. Wollte ich mich auf mein
„Missionar“-Sein berufen, könnte das missverstanden werden. Der
Gründer unserer Gemeinschaft meinte ja: „der Missionar ist keine
unbewegliche Statue!“.
Also: ich möchte mich nicht
rechtfertigen. Vielleicht haben diejenigen Recht, die meinen, dass
ich es schlicht nirgends lange aushalte und dies Ausdruck einer
inneren Instabilität sei. Sei´s drum!
Ganz frech würde ich solchen dasjenige
entgegenhalten, was ich bei Ida Friedrike Görres als „Pilgersünde“
bezeichnet gefunden habe: „des Weges müde zu werden und sich
voreilig eine Hütte zu bauen“, um „der angstvollen
Unermesslichkeit des Unsichtbaren, des rufenden Ewigen“
auszuweichen. Wir sind und bleiben unterwegs...
Beim Schachteln packen ging mir Papst
Franziskus nicht aus dem Kopf, der vor kurzem, vor den Gefahren des
Reichtums warnend, humorvoll und gleichzeitig drastisch sagte: „ich
habe noch nie einen Umzugswagen dem Leichenwagen hinterher fahren
gesehen“. Beim Einpacken von 26 Umzugskartons – das geschah
immerhin an einem Tag! - dachte ich wehmütig an meinen Umzug vor ein
paar Jahren nach Madrid zurück. Es gelang zwar, eine Fluglinie zu
finden, die mich gegen einen geringen Aufpreis zwei Gepäckstücke
mitnehmen ließ, aber das war´s dann auch: ein Koffer und der große
Rucksack. Und ich kam gut mit dem mitgenommenen Material aus, musste
in Madrid kaum etwas einkaufen. Und jetzt: 26 Umzugskartons!
Wobei diese Kartons auch schon öfter
umgezogen sind. Auf ein paar steht „P.Alois – Baumgärtle“
drauf und diese Aufschrift stammt von einem ersten Umzug dorthin im
Jahr 1996. Diese, wie die anderen Kartons auch, nimmt man aufgrund
ihres Zustands besser nicht mehr an den dafür vorgesehenen
seitlichen Griffen, sondern trägt sie, am Boden unten haltend.
Wenigstens muss ich keine Möbel
mitnehmen – das macht ja für andere Leute einen Umzug besonders
mühsam. Das heißt, ein Möbelstück gibt es: mein
Meditationshocker. Den Unkundige als Tischchen bezeichnen. Und auch
ebenso verwenden, etwa, um eine Pflanze darauf abzustellen.
Dieses Möbelstück passt aber in einen
Umzugskarton hinein. Ich hatte es auch nach Madrid mit genommen –
im Rucksack! - , im Gegensatz etwa zum Kelch für die
Eucharistiefeier. Kelche stehen überall herum. Aber solch ein
Meditationshocker? Handwerker hätten sich vermutlich schnell selbst
einen gebastelt. Tatsächlich fanden die spanischen Mitbrüder ebenso
Gefallen an diesem Möbelstück und wollten ein solches. So dass ich
auf Weihnachten hin in Traunstein ein Paket packte, zwei Exemplare
Meditationshocker hinein gab, das Ganze mit Weihnachtsplätzchen,
bzw. -keks gut polsterte und nach Madrid sandte.
Kelch und Meditationshocker: Symbole
für „Über-Lebensmittel“ für mich. Ohne die Eucharistiefeier
und eine halbe Stunde Meditation am Tag fehlt mir etwas.
Der Umzug ist mit Abschied nehmen
verbunden. Und obwohl das durchaus auch angenehme Seiten haben kann,
wird es gleichzeitig schwerer, je älter ich werde – das spüre
ich.
Für das Neu-Anfangen gibt es zwei
entgegen gesetzte Grundregeln. Die eine sagt: „schau erst einmal
ein Jahr, bevor Du etwas änderst!“. Die andere: „wenn Du etwas
ändern möchtest, tu es sofort. Später gelingt das nicht mehr!“
Ich habe mich nie strikt an eine der beiden Regeln gehalten,
gefühlsmäßig gefällt mir die erste besser. Beim Blick auf meine
Zeit in Schellenberg stelle ich fest, dass ich etwas sofort verändert
habe – hierzu gibt es den Post von 31.1.12 „Die Brille und das
Kabel“ - anderes habe ich lange ertragen. Wobei ich mir deswegen
nicht unbedingt Vorwürfe mache, denn eventuell ist ja hin und wieder
„Ertragen“ angesagt.
Welch ein Luxus, umziehen zu können,
mit 26 Kartons und manchem Krimskrams. Und nicht mit ein paar
Habseligkeiten am Leib flüchten zu müssen...