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lesen? Allergisch gegen das, was kommen könnte? Keine Angst: es
kommt ganz anders!
Am
Sonntag gehen wir ins Nachbarkloster zum Mittagessen. Am vergangenen
Sonntag war dort auch eine vielköpfige Familie gemeinsam mit uns
eingeladen. Wovon ich profitierte: nicht nur, weil ich die
Lebendigkeit genieße, wenn da Kinder mit bei Tisch sind. Nein, die
Schwestern hatten – ganz aufmerksam und um Kindervorlieben wissend
- Pommes vorbereitet. Und das freut eben nicht nur die Kinder,
sondern auch mich. Als Dessert gab es Obstsalat. Da wir viele
Personen waren, mehrere Schüsseln voll. Bei der Schüssel, die zu
meinen Mitbrüdern und mir gelangte, war ein Zettel dabei: „Priester
mit Ruhm“. Ob es der Schalkhaftigkeit der Schwester zuzuschreiben
ist, oder sich nur um einen Rechtschreibfehler handelt, kann ich
nicht beurteilen. Wir mussten jedenfalls zunächst einmal lachen. Die
aufmerksame Schwester, die den Obstsalat vorbereitet hatte, wollte
einerseits den Kindern keinen Alkohol vorsetzen, andererseits für
die Priester den Obstsalat extra mit Rum anreichern. Und damit es
nicht zu Verwechslungen käme, hat sie durch einen kleinen Zettel für
Klarheit gesorgt. Also keine Aussage über ruhmreiche Priester,
sondern über den Rum im Obstsalat... Übrigens haben die älteren
Söhne der Familie auch aus der „angereicherten“ Schüssel
geschöpft.
Das
Erlebnis erinnert mich an eine Geschichte, die meine Tante erzählte.
Ganz kann ich sie nicht mehr wieder geben, es ging jedoch darum, dass
bei einem Festmahl die anwesenden Priester offensichtlich bevorzugt
bedient werden sollten. Was in der Küche bzw. bei den bei Tisch
Auftragenden zu der Formulierung führte: „hier ist die Platte mit
dem Priesterfleisch“. Im Zusammenhang war die Sache klar: da
sollten wohl besonders große oder fettarme Stücke Fleisch zu dem
Tisch getragen werden, an dem mehrere Priester saßen. Aus dem
Zusammenhang gerissen könnte man freilich kannibalische Anklänge
heraus hören: da hat jemand seiner Wut über die Priesterkaste
freien Lauf gelassen und rächt sich nun auf brutale Weise...
An
dieser Stelle möchte ich das Oberhaupt der mit Rom unierten
griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Großerzbischof
Swjatoslav Schewtschuk von Kiew zitieren. In einem Interview
kritisierte er am vergangenen Wochenende den von der Regierung
angestrebten Beitritt zur Zollunion von Russland, Weißrussland und
Kasachstan. Schewtschuk betonte, es sei eine Illusion, dass ein
anderes Land der Ukraine nur helfen wolle: „Den einzigen
kostenlosen Käse gibt es in der Mausefalle“. (Quelle: Newsletter
von Radio Vatikan vom 13.1.13)
Die
Kehrseite der bevorzugten Behandlung einer Gruppe („kostenloser
Käse“) sind die damit verbundenen Erwartungen an dieselbe
(„Mausefalle“). Wenn also z.B. die Priester extra bedient werden,
dann gelten ihnen auch extra Erwartungen. Abgesehen davon, dass es
vom Neuen Testament her zu hinterfragen ist, ein solches Spiel mit zu
machen, hat auch das II.Vatikanische Konzil, dessen 50-Jahr-Jubiläum
wir in diesem Jahr feiern, weitere Klarheit geschaffen. (Das
Titelfoto dieses Blogs zeigt übrigens das sogenannte
„Konzilsfenster“ in der Pfarrkirche Schellenberg).
Eine
Zerrform ist es, wenn die Körperfülle eines Priester halb
wohlwollend, halb spöttisch so kommentiert wird: „wenn sie schon
nicht heiraten dürfen, dann sollen sie wenigstens gut essen!“ So
kämpfe ich dagegen, dass aus meinem Bauchansatz mehr wird...
Durch
die Sonderbehandlung von Menschen kann man sich diese unter Umständen
auch fern halten, bzw. sich selbst heraus halten. Die Schwierigkeiten
im Zusammenhang von derzeit vorgenommenen Strukturveränderungen in
der Kirche scheint mir auch mit solchen Vorgehensweisen
(„Priesterfleisch“) in der Vergangenheit zu tun zu haben. Ganz
gut, wenn jetzt anders aufgeteilt wird...
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