Im Radio habe ich unlängst von einem
„poetry slam“ gehört – eine Art Kleinkunstwettbewerb.
Kabarettisten begeben sich nacheinander auf die Bühne und stellen
ihr Programm vor, wozu sie eine genau fest gelegte Zeit zur Verfügung
haben. Und das Publikum stimmt darüber ab, wer seine Sache am besten
gemacht, bzw. am meisten Unterhaltungswert gehabt hat. So kann ein
Sieger, bzw. eine Siegerin gekürt werden. Und scheinbar hat so
manche Kabarettistenkarriere mit solch einem Wettbewerb begonnen.
Wenig später las ich dann in der
Zeitung von einem „science slam“. Hier besteht die Aufgabe für
die Teilnehmenden darin, einen wissenschaftlichen Sachverhalt in
einer vorgegebenen Zeit möglichst einleuchtend und ohne
„Fachchinesich“ zu erklären. Im erwähnten Zeitungsartikel war
davon die Rede, dass hierbei – ganz wissenschaftlich – die
Dezibelstärke des gespendeten Beifalles gemessen wird und
entscheidend sei für die Bestimmung des Siegers. Also erklärt zum
Beispiel einer ein „Schwarzes Loch“ und ein anderer einen
Zusammenhang aus der Gentechnik und die Zuhörenden klatschen umso
lauter, je mehr sie verstanden haben.
Während ich noch über den poetry slam
und den science slam nachdenke – und zugegebenermaßen Gefallen an
beidem finde – kommt mir die Idee eines „theology slam“. Wie
wäre das, wenn Theologen innerhalb kurzer Zeit einen theologischen
Sachverhalt, ein „Glaubensgeheimnis“ allgemein verständlich zu
erklären versuchten und Zuhörende dass bewerten könnten?
Wobei – Vorsicht beim Weiterlesen:
jetzt kommen die Einwände, wobei...
Also zum einen ist natürlich auch
Theologie „science“ und ich fände es reizvoll, wenn unter den
Natur- und Geisteswissenschaftlern, die da irgendwelche Sachen über
„Schwarzes Loch“ und „Neurolinguistik“ erklären, auch ein
Theologe mit der „Dreifaltigkeit“ vertreten wäre. Das spricht
gegen einen eigenen eigenen „theology slam“...
Zum anderen schwanke ich auch noch: auf
der einen Seite gefällt mir diese „slam – Form“. Auf der
anderen Seite weiß ich nicht, ob dadurch nicht auch eine Form des
Umgangs mit Information und Wissen unterstützt wird, die in Frage
gestellt werden muss. Durch die mediale Informationsaufbereitung sind
wir inzwischen an Informationsaufnahme im „Häppchen-Format“
gewöhnt. Ob das gründlich genug ist, ob da tiefere Zusammenhänge
aufgezeigt werden können? Vielleicht wäre es hin und wieder
angebracht, sich der Mühe zu unterziehen, ein ganzes Buch (oder
zwei) zu lesen, um eine Sache zu verstehen oder dem Verständnis
zumindest näher zu kommen.
Und in Verbindung damit ein weiterer
vorsichtiger Einwand: so sehr mir die Publikumsbeteiligung gefällt –
und ich mich tatsächlich auch immer über ein „Lob“ für eine
Predigt freue – so sehr hege ich da gleichzeitig eine gewisse
Skepsis. Lässt sich der Beifall ganz eindeutig allein auf die
Darstellung eines Sachverhaltes beziehen? Oder wird damit auch der
Inhalt selbst „beklatscht“?
Über Glaubensinhalte könnte man eben
nicht auf diese Weise „abstimmen“. Und nur weil einer die Sache
„appetitlich“ und anregend „rüber bringt“, muss noch nicht
unbedingt richtig sein, was er da gesagt hat.
Auf jeden Fall müsste man sich gut
überlegen, welche Bedingungen Redner/innen und Zuhörende bei einem
etwaigen theology slam erfüllen müssten. Zum Beispiel könnte man
ja überlegen, ob man nur Menschen mit einem akademischen Abschluss
in Theologie auf die Bühne lässt.
Mir geht die Frau nicht aus dem Sinn,
die ich bei einer Fronleichnamsprozession zum Kind neben sich sagen
hörte: „so, jetzt knien wir uns hin, weil in diesem Brot in der
Monstranz, da ist Jesus!“. Natürlich hatte sie eine andere
Ausgangssituation als ich bei der Predigt zuvor in der Kirche. Aber
ob ich in gut sieben Minuten Redezeit die Sache so auf den Punkt zu
bringen vermochte, wie die Frau in einem Satz?
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