Mit dem Fahrrad war ich hier in der
Gegend unterwegs. Und blieb in einem kleinen Weiler bei einem
Kapellchen stehen, dessen Türe offen stand. Die kleine Kapelle
scheint neu zu sein, es sieht alles frisch aus. Und es steht Gott sei
Dank auch nicht allzu viel darin herum, wie in anderen Kapellen, die
manchmal den Eindruck machen, „Entsorgungsorte“ für fromme
Gegenstände zu sein. Nein, hier wohltuend. Beim Hinausgehen bemerkte
ich noch den Kreuzweg an den Wänden der Kapelle: kleine
Schwarz-Weiß-Lithografien hinter Glas. Und das Besondere: die
Bildunterschriften zu den jeweiligen Stationen auf französisch.
Nanu!?
Ob die Kapelle von frankophilen
Menschen erbaut wurde? Immerhin steht vorne neben dem Altar auf einem
Podest die Lourdes-Madonna (, ebenfalls mit französischer
Bezeichnung).
Meine erste Vermutung war jedoch, dass
die Menschen beim Kirchenbau auf der Suche nach einem Kreuzweg für
ihr Kapellchen im Internet gesucht haben und vermutlich dort fündig
wurden.
Ähnliches begegnet mir manchmal. In
Salzburg hat uns eine Wohltäterin über E-Bay einen neuen Himmel für
Fronleichnam ersteigert. Der bisherige Himmel war tatsächlich
unansehnlich, so dass wir für diese Spende dankbar waren. Und ich
meine, es gab sogar eine Herkunfts- und Altersbeschreibung für den
kunstvollen Stoff, der an der Decke des
Fronleichnam-Prozessions-Himmels angebracht wurde und nun an
Fronleichnam durch die Straßen eines Salzburger Stadtteils getragen
wird.
Und vor kurzem brachte eine Frau
hierher zwei Statuen mit der Bitte, sie zu segnen. Eine Jesus- und
eine Marien-Statue. Für meinen Geschmack so „kitschig-hässlich“,
dass ich mir das Segnen einen Moment überlegte. Aber ich will ja
nicht meinen Geschmack zum Maßstab machen. Einer Freundin der Frau
war ihre Marienstatue herunter gefallen und zerbrochen. So dass sich
die Frau kurzerhand entschloss, im Internet auf die Suche zu gehen
und tatsächlich fündig wurde und die beiden Statuen kaufte, die
Maria für die Freundin und den Jesus für sich.
Das Internet ist also auch ein
Marktplatz für religiöse Gegenstände unterschiedlicher Qualität.
Was mir im Hinblick auf den aus Frankreich stammenden Kreuzweg in der
kleinen Kapelle zu denken gibt, ist der Wandel in der Beziehung zu
solchen Kunstgegenständen. Wenn nicht zuerst einmal in der eigenen
Umgebung geforscht wird oder eventuell sogar daran gedacht, einen
(heimischen) Künstler um eine Arbeit zu bitten. Sondern der
Marktplatz Internet aufgesucht wird. Das hat nichts mit einem
übertriebenen Lokalpatriotismus zu tun. Und auch sonst ist der
Kunstmarkt ja international und wir leben in einer globalisierten
Welt. Obwohl die Produkte oder besser Kunstwerke der Augsburger
Silberschmiede weit verbreitet sind, ist es doch auch schön,
regionale Eigenheiten, wie etwa einen „oberschwäbischen Barock“
fest machen zu können.
Könnte also der Bezug zu solch einem
Kreuzweg in einem kleinen schwäbischen Kapellchen nicht noch ein
anderer sein, wenn er eigens angefertigt würde, vielleicht von einem
in der Gegend beheimateten Künstler? Bzw. wenn er aus einem
diözesanen Depot stammte und man die Vorgängerkirche kennt, in
welcher er angebracht war?
Klar gibt es in Sachen Kunst einen
Markt und darunter fallen auch religiöse Gegenstände. Aber wenn
solche Sachen im Internet „verhökert“ werden, dann fallen damit
vielleicht auch Grenzen, die einen guten Sinn gehabt haben.
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