Nach vielen Jahren war ich Anfang dieses Monats wieder einmal dort, in Loppiano, einem kleinen Ort unweit von Florenz, malerisch gelegen auf den Hügeln der Toscana. Das „Grundgesetz“ der zwischen 700 und 800 Bewohner dieses Ortes ist das Evangelium. Besucher können einen Eindruck davon bekommen, wie das ist, wenn Menschen gemeinsam ihr Leben am Evangelium auszurichten versuchen.
Die
Bevölkerung ist sehr international, jung und alt sind vertreten und auch
verschiedene Lebensformen. Unter anderem befindet sich dort die CLARITAS, ein
Spiritualitätszentrum für Ordensmänner. Dort wollte ich mich seinerzeit auf
meine Priesterweihe vorbereiten und habe drei Monate verbracht. Eine für mein
Leben und meinen Weg zweifelsohne entscheidende Zeit. Denn zunächst einmal geriet
ich in eine Krise. Ich kam aus meinem Praktikum als Diakon in einer Pfarrei im
oberbayerischen Traunstein (Heimat von Josef Ratzinger), wo mir große Sympathie
entgegengebracht wurde. Ich hatte Erfolgserlebnisse in der Pastoral, die ersten
Taufen, Menschen zeigten sich angetan von meinen Predigten. Und jetzt an der
CLARITAS in Loppiano: ich hatte den Eindruck, ein „nobody“ geworden zu sein,
keine Komplimente mehr, es gab ja auch keine Pastoral mehr in dem Sinn.
Stattdessen ging ich fast täglich in einen Holz verarbeitenden Betrieb und
schliff Holzteile ab, Grundlage für Kinderzimmerschmuck, moderne
Schutzengelbilder und anderes. Irgendwie hatte ich mir das so nicht
vorgestellt. Im April war es noch recht kalt und ich erkältete mich und hütete
ein paar Tage das Bett, wobei an diesem Zustand wohl nicht nur die Temperaturen
schuld waren. In dieser Phase der Niedergeschlagenheit fing ich an, mich neu zu
orientieren: worum geht es mir? Um Lob und Ansehen, pastorale „Erfolge“? Ich
hatte den Eindruck, eine bereits getroffene Entscheidung noch einmal erneuern
zu müssen. Und nach einer gewissen Durststrecke gelang das dann auch, wobei ich
das immer noch als Geschenk betrachte, das hatte nicht mit meiner
„Willensstärke“ zu tun. Ab diesem Zeitpunkt genoss ich Loppiano und meinen
Aufenthalt. Und hätte es wohl noch länger ausgehalten, wenn nicht die
Priesterweihe angestanden wäre. Bis heute jedoch bin ich zutiefst dankbar für
das, was ich wie eine Weichenstellung erlebt habe.
Anfang Juni also war ich wieder dort für ein Treffen mit anderen Ordensmännern und wir genossen die Gastfreundschaft der aktuellen Bewohner der Claritas, ein Italiener, zwei Philippinos und ein Belgier. Und – Phra Pittaya, ein buddhistischer Mönch aus Thailand, der ein Vierteljahr mit den katholischen Ordensmännern mit lebt. (https://www.loppiano.it/2024/05/31/phra-pittaya-si-puo-crescere-insieme-e-fiorire-insieme-qui-lho-sperimentato/ aufgerufen am 15.6.24) Ähnliches hatte es bereits in den 90er-Jahren schon einmal gegeben. Und es ist durchaus erstaunlich, wie das Zusammenleben von buddhistischen Mönchen und katholischen Ordensmännern funktioniert. Es gibt offensichtlich Verbindendes über die Konfessions- bzw. Religionsgrenzen hinweg.
P.
Egidio, der italienische Franziskaner-Minorit erzählte, dass Phra Pittaya an
jeder Gebetszeit und der Eucharistiefeier teilnähme. Obwohl er kein Italienisch
kann. Phra Pittaya selbst erklärte, er achte sehr auf seinen Atem und nehme auf
diese Weise die Gegenwart Gottes war. Er hat mich beeindruckt, dieser Mönch!
Nach unserer Abreise kamen weitere buddhistische Mönche zu einem Kurzbesuch an die CLARITAS nach Loppiano. Sie hatten an einer interreligiösen Begegnung in der Nähe Roms teilgenommen, inclusive Papstaudienz. Außer Hindus, Bahai und Sikh waren dort auch jüdische Rabbiner und muslimische Imame vertreten. Welch ein Zeichen in der Welt von heute!
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