Montag, 15. April 2024

Volontariat (1)

Um nicht nur vorwiegend am Schreibtisch zu sitzen, war ich schon länger auf der Suche nach einer Form freiwilligen Engagements. Vielleicht auch mit Papst Franziskus im Hinterkopf, dass „jede/r wenigstens eine/n Arme/n zum Freund, zur Freundin haben sollte“.

So war ich sehr froh, als vor gut zwei Jahren eine Organisation namens „Slaves no more“ in Zusammenarbeit mit der Diözese Rom Ordensleute einlud, die sich einen Besuchsdienst im CPR (Centro di permanenza per il rimpatrio; früher hieß diese Einrichtung CIE, Centro di Identificazione ed espulsione) Ponte Galeria vorstellen könnten. In diesem etwas außerhalb der Stadt (Richtung Flughafen Fiumicino liegenden) Abschiebehaftzentrum gab es vor der Corona-Pandemie einen Besuchsdienst von (Ordens-)Frauen bei den dort festgehaltenen Frauen. Nach der Pandemie sollte diese Initiative wieder aufgenommen und auch auf den Männerbereich ausgedehnt werden. Allerdings blieb es bei dieser Besprechung vor zwei Jahren – es gab danach nie eine Erlaubnis zum Betreten des Zentrums, offensichtlich ist der politische Widerstand zu groß. Als sich Anfang Februar im Zentrum ein junger Afrikaner das Leben nahm, war das CPR Ponte Galeria kurz in den Medien, weil es eine Art Revolte einiger der dort festgehaltenen Personen gab, die unter anderem Matratzen und ein Polizeiauto in Brand steckten. Aber inzwischen herrscht wieder Schweigen.

Vor ca. 15 Jahren hatte ich in Madrid regelmäßig Menschen im dortigen CIE (dort bedeutet die Abkürzung Centro de internamiento de extranjeros) besucht. Obwohl uns Besucher*innen der Zugang schwer gemacht wurde, wurde uns immerhin Einlass gewährt. In Spanien ist vor einem Jahr ein Themenheft mit dem Titel: „Los CIE: instrumentos de sufrimiento inútil“ (Die CIE: Instrumente unnötigen Leidens) veröffentlicht worden. Tatsächlich habe ich das Madrider Zentrum ebenso in Erinnerung: es gleicht einem Gefängnis, aber im Gegensatz zum Gefängnis fehlen den dort festgehaltenen Menschen Dinge, welche Gefangenen im Gefängnis zugestanden werden, z.B. Freizeit-, Arbeits-, Fortbildungsmöglichkeiten oder auch „religiöse Betreuung“.

Ich hatte zwischendurch noch zweimal bei „Slaves no more“ nachgehakt. Beim ersten Mal bekam ich eine Antwort mit dem Hinweis auf schwierige politische Verhandlungen, beim zweiten Mal kam nicht einmal mehr eine Antwort. Dafür Ostergrüße via Mail. Wobei ich bei der Besprechung vor zwei Jahren einen guten Eindruck von den Engagierten hatte. Es scheint tatsächlich politisch zu „haken“.

Nach dem Suizid des jungen Afrikaners Anfang Februar kam mir die Idee, ob nicht wenigstens vor dem CPR gebetet werden könnte. In Madrid hatten wir seinerzeit einen Kreuzweg vor dem CIE gebetet, natürlich unter Polizeiaufsicht, aber das könnte ja auch hier so geschehen. So begann ich mich auf die Suche nach Mitstreitern bzw. -betern zu machen.

Dabei wurde mir klar, dass auch Organisationen, die sich sehr wohl für Geflüchtete einsetzen, das CPR nicht (mehr) auf dem Schirm haben. Im Centro Astalli etwa, dem italienischen Zweig des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes sagte mir jemand am Telefon, sie hätten vor fünf Jahren zum letzten Mal einen Kontakt mit dieser Einrichtung gehabt.

Auch im Telefonat mit einem Priester der Diözese, zu der Ponte Galeria gehört, ergab sich nichts Hilfreiches.

Dann gibt es unter den Ordenskurienmitarbeitern solche, die sich in Gruppen unter der Thematik „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ zusammenfinden. Aber die hatten schon einen Kreuzweg geplant und so wurde aus meiner Idee des Kreuzwegs beim CPR zunächst einmal nichts.

Ich werde versuchen, weiterhin aufmerksam zu bleiben und die Menschen in mein Gebet hineinnehmen…

 

 

Sonntag, 31. März 2024

auf Ostern zu...

Montag in der Karwoche. In der Lateranbasilika findet ein geistliches Konzert statt: Josef Haydn, Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz. Fabio Rosini, der zu jedem der Worte einen kleinen Impuls gibt, vermutet, dass dieses Werk zum ersten Mal in der Lateranbasilika aufgeführt wird. Die Kirche ist brechend voll, die im Mittelschiff aufgestellten Stühle reichen bei weitem nicht, ich schätze, dass mindestens 200 Menschen an den Seiten stehen. Mir gefällt Rosinis Stil: er ist Bibelexperte, weist schon einmal auf eine Verbform im griechischen Urtext hin, ist aber gleichzeitig in seiner Sprach- und Bildwelt ganz nahe bei heutigen Menschen. Und das in Verbindung mit wunderbarer Musik von Chor (mit guten Solist/inn/en) und Streichorchester.

Auch bei einem anderen Angebot während der Fastenzeit war Rosini beteiligt. Jeweils am Mittwoch in den Wochen der österlichen Bußzeit hielt Franco Nembrini einen Vortrag zu – Pinocchio. Eine geistliche Lektüre Pinocchios! Nembrini ist von Haus aus Pädagoge und ein qualifizierter Vermittler von Literatur. (Bereits in den vergangenen Jahren gab es solche Vortragsreihen mit ihm während der Fastenzeit, z.B. einmal zu Dante, ein anderes Mal zu Leopardi.) Die Abende liefen jeweils gleich ab. Fabio Rosini führte kurz ein, danach hielt Nembrini seinen Vortrag, spannend und rhetorisch brillant, und den Abschluss machte Kardinal Angelo De Donatis, für die Diözese Rom zuständiger Kardinalvikar. (Er hat Papst Franziskus auch beim diesjährigen Kreuzweg am Kolosseum vertreten). Der Kardinal sagte ein paar Worte und betete dann einen zum von Nembrini behandelten Thema passenden Psalm.

Diese Abende wurden auf dem YouTube-Kanal der Diözese Rom und auch von Telepace, einem katholischen Fernsehsender übertragen (dort habe ich sie angesehen) und sind noch in der Mediathek abrufbar.

Am Dienstag in der Karwoche luden die Diözese Rom und die Gemeinschaft Sant’Egidio in die Basilika San Bartolomeo auf der römischen Tiberinsel ein, um der Märtyrer unserer Tage, konkret der vergangenen Jahre zu gedenken. Stühle standen auch in der Vorhalle und auf dem Platz vor der Kirche. Viele Namen neuerer Märtyrer wurden genannt: von solchen, die in Europa ihr Leben für das Evangelium gaben, im Mittleren Osten und in Asien, in Amerika und in Afrika. Immer wieder sangen wir Kyrie eleison nach einem oder mehreren Namen. Und natürlich wurde die Erinnerung an die Märtyrer auch mit dem Gebet um den Frieden verbunden.

Am Gründonnerstag hatte ich mich entschieden, zur Chrisammesse in den Petersdom zu gehen, dort hatte ich diese bisher noch nicht mitgefeiert. In dieser Messe werden nicht nur die heiligen Öle, das Katechumenen- und das Krankenöl, sowie das Chrisam geweiht, sondern die anwesenden Priester erneuern auch ihr bei der Priesterweihe gegebenes Versprechen. Es war durchaus beeindruckend, dies in einer Gemeinschaft von geschätzten 1800 Priestern aus aller Welt zu tun. Und einmal mehr fesselte mich die Predigt von Papst Franziskus in ihrer Eindringlichkeit, aber auch in ihrer sprachlichen Schönheit.

Dafür ging es in den kommenden Tagen schlichter zu und mit weniger Menschen: in der kleinen Kapelle der Klarissen feierte ich die Gottesdienste mit und war am Karfreitag und Karsamstag zum Morgenlob bei den Franziskanerinnen, ein paar Meter davon entfernt.

Ostersonntag dagegen wieder auf dem Petersplatz. Der Schweizer Gardist, der mir die Eintrittskarten gab, empfahl, rechtzeitig da zu sein, da sehr viele Menschen erwartet werden…

Freitag, 15. März 2024

Frühmesse am Sonntag

Soll ich, muss ich etwas sagen, sie ansprechen? Die Frau kommt regelmäßig zu spät zur Messe. Meist während der Predigt. Ich höre die Kapellentür und muss mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, dass sie jetzt da ist. Öfter habe ich mich schon gefragt, wie wohl ihr Leben aussehen mag. Am vergangenen Sonntag hatte ich dann den Eindruck, nachdem ich die Bewegung der Tür gehört hatte, auf einmal auch Alkoholgeruch wahrzunehmen. Kann es sein? Bilde ich mir das ein? Hatte ich nicht schon manchmal ein komisches Gefühl im Blick auf die Frisur der Frau, wenn sie nach vorn zum Kommunionempfang geht? Nicht dass sie verwahrlost wäre, nein, aber… Nach der Messe ist sie schnell verschwunden. Ich habe noch nie ein Wort mit ihr gewechselt. Müsste ich…?

Zum zweiten Mal fiel mir jetzt auch die junge Asiatin auf, weil sie die ganze Messe hindurch gut hörbar die Nase hinaufzog. Ich gebe zu, es war etwas anstrengend. Und ich hatte tatsächlich schon überlegt, ihr ein Papiertaschentuch anzubieten. Dann fiel mir Kai Strittmatters „Gebrauchsanweisung für China“ ein, in der ich vor kurzem geblättert hatte. Er schreibt darin sinngemäß, dass Chinesen es ganz furchtbar finden, wenn ein Europäer sein Taschentuch nach dem Schnäuzen wieder in die Hosentasche steckt. Was ich während der Messe getan habe. Oh je! Wie mag es der Asiatin mit mir gegangen sein? Also ich lasse das mit dem Taschentuch-Angebot bleiben und versuche mich auf das Geschehen vor mir zu konzentrieren.

Außer uns dreien sind noch ein paar wenige andere Menschen da. Zwei Männer, die wohl beide älter als ich sind und die mir wegen ihrer sportlichen Kleidung auffallen.

Und drei oder vier junge Frauen, die wie ich gehört habe, zu einem Säkularinstitut gehören.

Wir – die bisher Genannten – sind auf der einen Seite, sozusagen im „Hauptschiff“ der Kapelle und blicken auf den Altarraum vor uns. Von uns aus gesehen auf der linken Seite des Altars ist der mit einem nicht sehr engmaschigen Gitter abgetrennte Bereich der Klarissen-Schwestern, in deren Kloster wir zu Gast sind. Sie öffnen ihre Kapelle für uns „von außen“ und dieser Gottesdienst wird auch in der Gottesdienstordnung der benachbarten Pfarrei aufgelistet.

Die Klarissenschwestern sind ältere Damen, was einen besonderen akustischen Effekt mit sich bringt, da es in den beiden Bereichen des Gottesdienstraumes unterschiedliche Sprechgeschwindigkeiten gibt. Wir im Hauptschiff der Kapelle beten die gemeinsamen Gebete meist etwas flotter und hören dann aus dem Schwesternbereich ein Echo wie aus dem Off. So dass wir etwa beim Sprechen des Glaubensbekenntnisses auch schon einmal „pausieren“, um die Schwestern nachkommen zu lassen.

Als Zelebranten dieser Sonntagsmesse kommen Priester aus dem nicht weit entfernten Generalat der Steyler Missionare. Was Weltkirche auf kleinem Raum erfahren lässt. Ziemlich regelmäßig zelebriert ein slowakischer Steyler Missionar, aber dann auch wieder einmal ein Afrikaner oder ein Asiate. Es macht Freude, die Eigenheiten der einzelnen wahrzunehmen. Wenn einer der Afrikaner z.B. den Einleitungsdialog des Eucharistischen Hochgebetes spricht, dann klatscht er an der Stelle „Lasset uns danken dem Herrn unserem Gott“ leise mit seinen Händen. Bei einem oder zwei Indern dagegen fiel mir auf, dass sie anstatt zu Beginn der Eucharistie den Altar zu küssen, diesen mit der Stirn berühren und anschließend ihre Hände zur Stirn führen.

Sehr aufmerksam sind die Schwestern im Hinblick auf die äußere Gestaltung, so gab es z.B. am vergangenen Sonntag „Laetare“ eine Blume vor dem Altar, während natürlich ansonsten in der Fastenzeit auf Blumenschmuck verzichtet wird. Kleine Details…

Donnerstag, 29. Februar 2024

Alois G. & Alois K.

Wieder einmal habe ich es genossen, das „Politiker-Derblecken“ auf dem Nockherberg gestern Abend. Einfach herrlich, wie da auf verschiedene Weise Landes- und Bundespolitikern der Spiegel vorgehalten wird. Und gleichzeitig macht mir die Veranstaltung auch das Fehlen von Politiker-Persönlichkeiten wie Alois Glück deutlich. Er starb am 26. Februar. Ich konnte ihm in seiner Heimat begegnen, weil ich ein halbes Jahr Dienst in Traunreut tat. Dort hörte ich ihm einmal bei einem Vortrag zu und das gefiel mir nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Art, wie Alois Glück mit seinen Landsleuten redete. Ich hatte den Eindruck, diese hörten ihm respektvoll zu. Alois Glück „musste“ dann auch mir einmal zuhören, bei einer Sonntagspredigt in seiner Heimatgemeinde Traunwalchen. Ich freute mich, den zu dieser Zeit Vorsitzenden des ZdK unter den Mitfeiernden der Messe zu sehen, obwohl es mich zugegebenermaßen auch ein wenig nervös machte. Ein feiner Mensch! Ähnlich muss es Birgit Mock empfunden haben, die aktuelle Vizevorsitzende des ZdK. Bei einem Vortrag in Rom hörte ich sie von einem Ratschlag sprechen, den ihr Alois Glück gegeben hatte, und ich hatte den Eindruck, dass sie davon mit dankbarer Freude erzählte.

Was meiner Ansicht nach Alois Glück mit Alois Kothgasser verbindet ist die Unaufgeregtheit, diese Haltung wurde hin und wieder als typisch für Kothgasser benannt. Und auch ich durfte den am 22. Februar verstorbenen früheren Erzbischof von Salzburg so erleben. Von 2003 an war er zehn Jahre lang Erzbischof dort, also sechs Jahre hindurch in gewisser Weise auch mein „Chef“. An verschiedene Begegnungen mit ihm denke ich zurück.

So hatte ich ihn als Rektor von Maria Hilf in Kufstein-Kleinholz einmal zum monatlichen Fatimatag eingeladen und er hatte zugesagt. Wenn der Erzbischof kommt, dann muss natürlich auch der Bürgermeister eingeladen werden. Auch das hatte ich getan, allerdings dann keinen Platz für diesen reserviert. Er kam spät zur Messe und musste sich deswegen mit einem Platz auf einer der vor der Kirche aufgestellten Bierbänke begnügen. Mir schien, dass Erzbischof Alois „den Bürgermeister da draußen“ mit einem leichten Schmunzeln begrüßte, was die eventuelle Peinlichkeit etwas abmilderte.

Einmal erzählte ich dem Erzbischof, wie es mir mit seinen Salesianer-Mitbrüdern in Indien ergangen war. Ich hatte unsere Studenten in Bangalore besucht und sie auch zu ihren Vorlesungen begleitet. Während mich die Karmeliten und die Redemptoristen problemlos in den Vorsaal ließen, um mir eine Vorlesung anzuhören, wurde mir in der Salesianer-Fakultät der Zutritt verweigert. Beide mussten wir schmunzeln, Erzbischof Alois und ich, als ich ihm diese Geschichte erzählte.

Einmal kam er zur Firmung nach Parsch, der Salzburger Pfarre, in der ich drei Jahre lang Pfarrer war. Am Ende der Feier sagte er den Firmlingen sinngemäß Folgendes: „Also, wenn Ihr mir später, in einigen Jahren vielleicht, irgendwo begegnet, dann sprecht mich ruhig an und sagt mir: `Herr Erzbischof, Sie haben mich damals in Parsch gefirmt´. Dann freue ich mich und werde Euch fragen: `Und wie lebst du denn jetzt mit dem Hl. Geist? ´“ . Diesmal war ich der Schmunzelnde und dachte: „raffiniert der Erzbischof. So kann er wohl verhindern, dass ihn einer der ehemaligen Firmlinge anspricht“. Ich gebe aber zu, dass mir diese Frage seitdem nachgeht und ich sie mir selbst hin und wieder stelle: „wie lebe ich denn mit dem Hl. Geist?“

Am 9. März um 10.00 Uhr findet das Begräbnis von Erzbischof Alois Kothgasser im Salzburger Dom statt.

Ich bin dankbar für das Leben meiner beiden prominenten Namensvettern.

Donnerstag, 15. Februar 2024

Ewiges Licht

Insider kennen es: das „ewige Licht“ in der Kirche, welches meist rot in der Nähe des Tabernakels, also dem Aufbewahrungsort des eucharistischen Brotes, leuchtet. Natürlich haben auch wir in unserer Hauskapelle ein solches. Sr. Elisabeth, die sich als Sakristanin um die Kapelle kümmert, hält auch das Licht am Leuchten. In unserem konkreten Fall, indem sie Öl in die Lampe nachgießt. Vor einigen Tagen bekam ich mit, wie sie Juan darum bat, doch beim Kerzenhändler neues Öl zu bestellen, weil die Vorräte zur Neige gehen. Juan war etwas missmutig und meinte, man könnte doch einfach ein elektrisches Licht installieren. De facto ist das die gängige Praxis in vielen Kirchen und Kapellen, auch wenn es nicht genau den Vorschriften entspricht. Und vielleicht denkt sich jetzt manche/r Leser/in: „was haben die für Probleme!“

Ich gebe zu, dass ich zwar mit einem „elektrischen ewigen Licht“ leben kann, aber mich doch freue, wenn es mit Wachs oder Öl genährt wird. Deswegen favorisiere ich die bisherige Lösung hier im Haus. Wobei ich mir auch vorstellen könnte – in vielen Kirchen gibt es diese Lösung -, sogenannte „Mehr-Tages-Brenner“ zu verwenden, ähnlich wie sie auch auf Friedhöfen zum Einsatz kommen. Sowohl Wachs als auch Öl, die regelmäßig nachgefüllt bzw. ergänzt werden müssen, scheinen mir (bin ich deswegen altmodisch?) lebendiger als die Strom-Variante.

Wenn ich eine Kirche betrete, dann schaue ich gerne nach dem Ewigen Licht und mache dann eine Kniebeuge vor dem Tabernakel oder halte mich – je nach den zeitlichen Möglichkeiten und Umständen – etwas dort auf.

Abgesehen von der „Nahrung“ des Lichtes gibt es verschiedene Formen der Lampe: da gibt es alte Ewig-Licht-Lampen, an denen sogar Flügel angebracht sind (ein Hinweis auf die Engel, die um das Allerheiligste herum schweben), aus mehr oder weniger wertvollem Material. Besonders schön finde ich eine moderne Ewig-Licht-Ampel, die in der Vinzenz-Kirche in Untermarchtal hängt, eine mit Öl gefüllte, oben geöffnete Glaskugel. Eine von der Form her ähnliche, etwas kleiner, ist in der Kapelle San Cosimato, wo ich an Sonntagen oft die Messe mitfeiere. Allerdings steht die Glaskugel dort auf einem Metallständer, das ist lange nicht so schön wie die hängende in Untermarchtal.

Schmunzeln lässt sich bei der Geschichte des kleinen Kindes, das sich im Gottesdienst langweilte und seinen Vater fragte: „können wir denn gehen, wenn es da vorne endlich grün wird?“

Mich fragt das Ewige Licht aber auch, ob ich brenne – das scheint ja noch wichtiger zu sein als die von welchem Material auch immer genährte Lampe. Wie steht es um meinen Glauben? Gibt es da wenigstens ein Flämmchen, oder droht es zu erlöschen? Und was nährt meinen Glauben, welches Öl, welcher Strom, welches Wachs…?

Das regelmäßige Nachfüllen einer Ewig-Licht-Lampe mit Öl oder Wachs erfordert Aufmerksamkeit, schon als Kind habe ich mitbekommen, wie vorsichtig der alte Mesner damit umging. Bei der Strom-Variante dagegen kann es höchstens erforderlich sein, einmal das Leuchtmittel zu wechseln oder – bei Stromausfall – einen Sicherungsschalter zu betätigen.

Auf der anderen Seite erlebe ich im Alltag, wie ich vom Handy oder PC immer wieder um meine Zustimmung zu einem Update gefragt werde, bzw. ich muss selbst aktiv werden, etwas installieren oder gar etwas Neues kaufen. So plädiere ich für meinen Teil dafür, auch das Ewige Licht regelmäßig „up-zu-daten“…

Montag, 15. Januar 2024

Nervenkitzel Bahnreise

Wenn ich von meiner Rückfahrt nach Rom Anfang Januar erzähle, dann geht es mir dabei nicht um „Bahn-Bashing“, ganz im Gegenteil. Ich finde es erstaunlich, wie das Reisen „trotz allem“ funktioniert. Und das soll jetzt nicht ironisch klingen.

Nachdem ich vor einem Jahr mit Müh und Not in München meinen Anschluss Richtung Italien erwischt hatte, weil der Nahverkehrszug von Mindelheim her Verspätung hatte, überlegte ich mir, dieses Jahr in Mindelheim früher los zu fahren. Aber irgendwie war es mir dann doch zu dumm, oder auch „no risk, no fun“. Denn wenn der um 8.13 in Mindelheim abfahrende Regionalexpress um 9.04 in München ankommt, dann habe ich eine halbe Stunde bis zur Abfahrt des Eurocity nach Bologna. Da sind sogar noch ein paar Minuten Verspätung drin.

Also blieb ich dabei und stand um 8.00 Uhr früh bereits auf dem Mindelheimer Bahnsteig – und der Zug kam nicht (zur erwarteten Zeit). Endlich, um 8.20 Uhr eine Durchsage: „der RE nach München hat heute 10 Minuten Verspätung“. Und tatsächlich fuhr das Zügle auch bald danach ein. Dem Fahrkartenkontrolleur sagte ich dann scherzhaft, er solle doch seinem Kollegen in der Lok sagen, dass dieser etwas mehr Gas gebe. „Wir müssten um 9.16 ankommen“, bekam ich als Antwort. Da kamen wir an, allerdings in München-Pasing, also es waren noch ein paar Minuten zum Hauptbahnhof. Trotz knapp 20 Minuten Verspätung reichte die Zeit in München dann gut, um von Gleis 27 zu Gleis 12 zu gehen, wo der Eurocity stand. Viele Leute stiegen ein, so ging ich ganz nach vorne und hatte im ersten Waggon eine Vierer-Sitzgruppe ganz für mich allein. Sehr angenehm, um den kleinen Rucksack neben mir abzustellen und die Füße auf dem gegenüberliegenden Sitz ablegen zu können.

Zur geplanten Abfahrtszeit gab es eine (immerhin dreisprachige!) Durchsage, dass der Zug nicht losfahren könne, da sich Menschen auf den Gleisen des vor uns liegenden Streckenabschnittes befänden. Einmal wurde diese Durchsage noch wiederholt und dann schien eine andere Lösung gefunden. „Wir fahren heute über den Holzkirchner-Bahnhof, das heißt, dass der Bahnhof München-Ost nicht wie geplant angefahren wird, wir halten dort nicht. Und wir werden in Rosenheim mit Verspätung eintreffen“. Mir tun die Leute leid, die in München-Ost einsteigen wollten und ich freue mich, dass eine Lösung gefunden werden konnte. Toll! So geht es also los in den Süden. Ich überlege noch, wer sich da wohl auf den Gleisen befunden haben mag: Kinder, Betrunkene, Lebensmüde? – Herr, segne sie, wen auch immer! (Inzwischen habe ich von Herrn Weselsky von der GDL gehört, dass Bahn-Mitarbeiter manchmal gezwungen sind, die Aussage „Personen im Gleis“ pro Forma zu verwenden…)

Bereits auf italienischem Boden eine weitere Durchsage: wenn sich ein Arzt im Zug befände, dann möge dieser doch bitte in den Waggon mit der Nummer soundso kommen. Oh je! Und in Bozen am Bahnhof haben wir dann einen etwas längeren Aufenthalt, weil es dort wohl zum Einsatz medizinischen Personals kommt. Gebe Gott, dass dem/r Kranken gut geholfen werden konnte.

Unsere Verspätung ist deswegen auf eine knappe Stunde angewachsen und mir ist klar, dass ich den vorgesehenen Zug von Bologna Richtung Rom nicht mehr erreichen werde. Blöd.

So gehe ich, in Bologna angekommen, zu einem ITALO-Schalter und erkläre der jungen Dame mein Problem. Sie ist nett und erklärt mir, dass es Probleme mit dem „System“ gäbe, der Computer will nicht so recht. Schlussendlich geht sie mit mir zum Fahrkartenautomaten und es gelingt ihr dort, meine gebuchte Fahrkarte gegen einen Aufpreis von € 28.- umzutauschen. Dabei hatte sich der Schwabe im Vorfeld so über den günstigen Preis der Fahrkarte gefreut gehabt.

Letztlich komme ich dann mit (nur) einer Stunde Verspätung dankbar in Rom an. Der erste Bus fährt mir vor der Nase weg, aber ich muss nicht lange auf den zweiten warten.