Montag, 31. August 2020

ein Sommerabend in Rom

 Mike hatte eingeladen. Vor einigen Wochen war er bei uns im Haus zum Mittagessen und hatte selbst gebackene Plätzchen mit gebracht. „Ich koche und backe gern“, sagte er. „Natürlich esse ich auch gern“, grinste er, sich an seinen wohlgeformten Bauch greifend. Und jetzt waren wir zum „Gegenbesuch“ im Generalat der Marianisten, eine Viertelstunde zu Fuß von unserem entfernt.

Marianisten haben als Apostolat vor allem die Erziehung, unterhalten Schulen und Universitäten. In Madrid habe ich sie in der Pfarrseelsorge kennen gelernt, ihre Pfarrei Sankt Simon und Judas dort grenzt an die unsere, Vom Kostbaren Blut, an.

Auf der Dachterrasse hatte Mike vorbereitet und ich genoss zuerst einmal den Ausblick in verschiedene Richtungen, über die Dächer hinweg, nicht zuletzt aber auch hinunter in den gepflegten Garten. Sogar einen Igel konnte ich dort über eine Wiese laufen sehen. Und es ist grüner als in unserem Garten – das Bewässerungssystem dort scheint besser zu funktionieren.

Nach den Antipasti gab es Pizza – vom Grill. Wir waren wohl nicht die ersten, die darüber staunten, aber es hat tatsächlich funktioniert.

Lange blieben wir sitzen und plauderten, an diesem Abend auf englisch, – bei römischen Temperaturen ja absolut kein Problem. Zu viert waren wir: der Gastgeber Mike, ein weiterer Mike, ebenfalls Amerikaner und im Generalat der Herz-Jesu-Missionare tätig, und dann wir beide, Juan und ich.

Unser Gastgeber ist ein äußerst vielseitiger Mensch. So hat er z.B. gemeinsam mit einem Briten unter dem Petersdom beim Petersgrab Filmaufnahmen gemacht, die sich auf der Homepage des Vatikan anschauen lassen. Außerdem ist Mike Musiker und hat vor einigen Jahren auch mit dem Komponieren begonnen – das ein oder andere hat er bei Youtube eingestellt.

Früher war er wohl auch ziemlich sportlich. Wobei er sich dort aufs Laufen verlegt hatte. Denn nach seiner Geburt hatte er im Krankenhaus irgendwelche Bakterien „aufgeschnappt“ und dadurch ein Auge verloren – mit drei Monaten. Die Devise seines gläubigen Vaters: „wenn Gott dir etwas nimmt, dann gibt er dir etwas anderes dafür“, stellte Mike als 12jähriger in Frage. Denn aufgrund seiner „Behinderung“ (nur ein Auge) durfte er nicht in einer Schulmannschaft mit spielen. Und Mike hatte gedacht, Gott habe ihm den Sport gegeben, nachdem er ihm ein Auge genommen hatte.

Nachdenklich hören wir Mike zu. Wobei das jedoch auch ein Genuss ist, weil er nicht nur gut erzählt, sondern immer wieder köstlichen Humor einfließen lässt. Etwa was das für ihn bedeutet, wenn er mit eingeschränktem räumlichen Sehvermögen (nur ein Auge!) auf dem Roller im römischen Straßenverkehr unterwegs ist. Ach ja: der Straßenverkehr beschäftigt uns eine ganze Weile lang und Mike hat die ein oder andere Anekdote parat, er lebt seit 15 Jahren in Rom!

Schließlich erzählt er uns aber auch, dass die Marianisten wohl die einzige Ordensgemeinschaft sind, in welcher nur das Amt des Generalsuperiors einem Mitbruder, der auch Priester ist, vorbehalten bleibt. Alle anderen Ämter, etwa auch das eines Provinzials, können auch von Brüdern ohne Priesterweihe wahrgenommen werden. Spannend! Bei einem Treffen von Ordensoberen mit Papst Franziskus hat Mike diesen wohl auch gefragt, wieso in der Kirche „Leitungsmacht“ immer mit „Weihe“ gekoppelt sein muss. Nach dem jüngsten Schreiben der Kleruskongregation eine ganz aktuelle Frage.

Die Wespen, die während des Essens lästig waren, haben uns inzwischen in Ruhe gelassen, außer den Lichtern der über uns fliegenden Flugzeuge sind einige Sterne zu sehen und es ist Zeit, aufzubrechen und nach Hause zu gehen. Welch ein schöner Abend!

Samstag, 15. August 2020

am Strand von Bari

 Don Oliviero hat uns eingeladen und so haben wir eine gemeinsame Urlaubswoche in Bari verbracht. Und erfahren, dass Apulien „die“ Urlaubsregion Italiens schlechthin geworden ist. Neben einigen touristischen Höhepunkten, Alberobello, Polignano al Mare, Matera, Trani und natürlich Bari selbst, haben wir Mitbrüder besucht.

Und wir waren zu dritt zwei Nachmittage am Meer. Und zwar in Bari selbst. Die Stadt hat, wenn ich recht verstanden habe, erst vor zwei Jahren, an dieser Stelle sozusagen ein „Stadtbad“ am Meer geschaffen. Ein Stück Strand ist Sand – dort sind vor allem Familien mit Kindern. Und ganz langsam wird das Wasser tiefer, wenn man sich hinein begibt. Am direkt daran anschließenden Stück Strand hat die Gemeinde Kies aufgeschüttet und das Wasser wird schneller tief. Der Kies war für mich zunächst ungewohnt, aber dann sehr angenehm. Lauter runde Kieselsteine, auf denen man sein Handtuch ausbreiten bzw. einen Campingstuhl aufstellen, bzw. in die man einen Sonnenschirm hinein stecken kann. Und von dort aus schleppt man keinen Sand mit nach Hause...

Das (Abkürzung von Arockiadas), unser indischer Mitbruder, der als Kaplan in der Pfarrei arbeitet, nahm Juan und mich an zwei Nachmittagen zu diesem Stück Strand mit, vielleicht zehn Minuten mit dem Auto aus dem Zentrum der Stadt, wo unsere Pfarrei ist, entfernt. Und wir fanden auch beide Male schnell einen Parkplatz.

Die beiden anderen hatten – natürlich – ihr Smartphone im Gepäck. Und so musste ich schmunzeln, als ich an einem Nachmittag, auf einem Handtuch zwischen den beiden liegend, feststellte, wie Juan mit seiner Mutter in Chile telefonierte, während gleichzeitig Das gleich mehrere Familienmitglieder an verschiedenen Orten Indiens auf dem Display seines Smartphones hatte, mit denen er im Gespräch war. So klein ist die Welt... Lustigerweise war an diesem Nachmittag am Strand auch ein Mann mit seinem jungen Hund unterwegs, der nacheinander zu jedem von uns dreien kam und wohl spielen wollte, Juan ableckte, während dieser mit seiner Mutter am telefonieren war. „Gott sei Dank war der Hund nett“, meinte Juan hinterher.

Ich hörte die beiden telefonieren, ohne zu verstehen – und hörte auch das Kommen und Gehen der Wellen. Während wir am ersten der beiden Nachmittage ganz ruhige See hatten, es war wie in einem Schwimmbad, zeigte sich das Meer am zweiten Nachmittag mit seiner Kraft, das Schwimmen war deutlich anstrengender. Wie schön, dieses gleichmäßige Rauschen der Wellen...

Und ich hatte meine Freude daran, auf das weite Meer hinaus zu schauen. Am ersten Nachmittag waren gleich vier große Frachtschiffe zu sehen, die wohl auf ihre Erlaubnis warteten, in den Hafen von Bari hinein zu fahren. Am zweiten Nachmittag sah ich einen großen Tanker mit der Aufschrift „Grimaldi Lines“ diesen Weg nehmen.

Am Himmel dagegen Flugzeuge im Anflug auf oder im Abflug von Bari-Palese, dem Flughafen der 320.000 Einwohner zählenden Stadt. Gar nicht so wenige waren da zu sehen.

Und im Wasser, insgesamt sehr sauber, schwemmten die starken Wellen am zweiten Nachmittag doch das ein oder andere kleinere oder auch größere Stück Plastik an, was mich an Reportagen über die Verschmutzung der Meere durch Plastik erinnerte. Und als Urlauber am Strand denkst du dir wohl noch mehr als beim Anschauen einer solchen Reportage im Fernsehen: „das müsste eigentlich nicht sein!“