Fürs Aufwachen dankbar setze ich mich nach Morgengymnastik
und -kosmetik auf den Gebetsschemel. Und höre. Zunächst das Vogelgezwitscher.
Ich kann nicht die Vogelarten aufgrund ihres Gesangs bestimmen (mischt sich
gerade ein Käuzchen ein?), aber das tut meiner Freude an ihrem vielstimmigen
Gesang keinen Abbruch. (Ähnlich wie ich auf einem Berggipfel mich freue, wenn
jemand die Namen der anderen Gipfel kennt, die von dort aus zu sehen sind, aber
keinesfalls traurig bin, wenn ich alleine dort stehe und einfach das Panorama
genießen kann). Ich kann hören! Nicht (mehr) mit beiden Ohren, nach einem
Hörsturz vor bald vier Jahren, aber doch mit einem Ohr. Was bin ich dankbar,
hören zu können. (Und ich bin dankbar, dass ich nicht mehr unter Schwindel
leide, wie in den ersten Monaten nach dem Hörsturz. Auch kein Tinnitus ist
zurückgeblieben.)
In das Vogelgezwitscher hinein höre ich jetzt sich ein
anderes Piepsen einmischen. Es ist das Müllauto, bzw. die Müllautos. Wir haben
nicht als Haus(halt) unsere eigenen Mülltonnen, sondern tragen die Abfälle zur nächstgelegenen
„Müllinsel“ auf der Straße. Dort stehen nebeneinander Container für Altglas,
Altpapier, Plastik- und Metallabfälle, Bio- und Restmüll. Und obwohl immer
wieder über das Müllproblem in Rom geklagt wird und tatsächlich viel Müll
herumliegt, weil Menschen einfach gedankenlos ihre Sachen wegwerfen: die
Müllabfuhr funktioniert – zumindest in unserem Stadtteil – gut. Ich bin
dankbar, das Müllauto zu hören und für den Dienst der Menschen. Im Inneren
abgespeichert habe ich auch Bilder von Müllbergen in Straßen aufgrund Streiks
der Müllabfuhr. Ein weiteres dankbares Hören.
Zudem sich schließlich ein drittes gesellt: Wasserrauschen
in der Leitung. Aha, auch über mir ist jemand aufgestanden. Welch ein Glück,
dass die Sanitäranlagen funktionieren. Hörte ich doch bei einer Tagung vor
einigen Wochen den römischen Bürgermeister sagen, dass Tausende Menschen in Rom
ohne funktionierendes Abwassersystem leben. Kaum zu glauben, aber es scheint so
zu sein. Also auch das funktioniert!
Nach der Gebetszeit im Zimmer gehe ich einen Stock tiefer mein Frühstücksmüsli bereiten und danach kurz aus dem Haus. Abgesehen von der guten Luft am Morgen bewundere ich immer wieder, wie das Licht der aufgehenden Sonne etwa die Kronen der Pinien golden leuchten lässt. Oder auch das Laub anderer Bäume zum Leuchten bringt…
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