Donnerstag, 15. Juni 2017

Liturgie vermitteln 2017

Fatimatag. An jedem 13. eines Monats begehen wir diesen (s. Post vom Mai). Die Kirche ist im Juni schwach besetzt. Und nachher bestätigt eine Frau meinen Eindruck: „Heute waren wenig Leute da!“ „Im Mai war es auch schon so“, fährt sie fort. „Ich kann mich erinnern an einen 13. Mai vor Jahren, da waren 13 oder 14 Busse hier. Ich half im Gasthaus nebenan und wir kamen kaum nach mit der Arbeit“. Von so einem Wallfahrer - Ansturm in früheren Jahren hatte ich noch nie gehört und mache mir jetzt doch meine Gedanken, erforsche mein Gewissen.

Mir kommt zu Hilfe, was jüngst Johannes Röser in „Christ in der Gegenwart“ schrieb. Früher hätte man nach den Attentaten von Manchester und London Bußgottesdienste gefeiert und dazu eingeladen. Heute veranstaltet man ein Benefizkonzert, lädt dazu ein und gedenkt in diesem Rahmen in einer Schweigeminute der ums Leben Gekommenen. Zeit und Kultur ändern sich. Und in diesem Zusammenhang wirkt vermutlich ein „Fatimatag“ für viele wie ein aus dem Rahmen gefallenes Ereignis.

Und ich denke an das Gespräch mit dem Brautpaar am Vorabend zurück. Wir wollten die Feier der Trauung besprechen und begannen bei den Liedern, die das Paar schon mit dem Chor ausgesucht hatte. „Ich umarm die ganze Welt“ von Nena, „Seite an Seite“ von Christina Stürmer, „The Rose“ und „Hallelujah“ sowieso. Wieder einmal begann ich die Gratwanderung: einerseits die Leute, konkret das nette Brautpaar, nicht verprellen, vor den Kopf stoßen wollen. Andererseits die Liturgie mit ihrem Anspruch verteidigen. Und da geht, passt das ein oder andere Lied einfach nicht. Was dem Brautpaar natürlich nicht einleuchtet: „wieso, ist doch schön?“

Ich möchte, dass sich die Mitfeiernden in der Liturgie finden können, dass ihnen die Feier nicht aufgesetzt vorkommt. Und ich kann die Feier nicht gleichzeitig so verändern, dass ich allen Wünschen nachgebe und nachkomme. Weil diese Feier ja ihre eigenen Kriterien und Regeln hat, die ihre Schönheit mit ausmachen. Ich kämpfe dafür, teste dabei für mich selbst schmerzhaft meine Konflikt- und Widerstandsfähigkeit und hoffe, dass die Menschen, die mit feiern werden, im vorgegebenen Rahmen etwas entdecken. Bzw. sich vielleicht sogar ein wenig getragen fühlen.

Muss ich gar den ein oder anderen Anspruch deutlich machen und verteidigen, um ernst zu nehmender Gesprächspartner zu bleiben? Ich will dieses Argument nicht überstrapazieren und mich selbst in eine Art Märtyrerrolle hinein manövrieren. Ich will mich nicht der Mühe des Gestaltens entziehen, weiß aber auch um die Entlastung der vorgegebenen Form. Immer gleich Bleibendes kann durchaus Langeweile erzeugen, ständig sich Änderndes aber genauso Überdruss.

Also weiter auf dem Grat – mit der Hoffnung auch schöne Aussichten links und rechts, vorne und hinten...

Zur Entspannung schaue ich abends ins Fernsehprogramm. Im Rahmen der ARD-Themenwoche „woran glauben wir?“ ein Film über St. Ottilien, das Klosterdorf, nicht so weit weg von hier gelegen. Sehr sympathisch gemacht, die Mönche kommen gut rüber. Gleich anschließend noch ein Film im Rahmen der Themenwoche: eine lesbische Lehrerin, die gleichzeitig mit der offiziell eingegangenen Lebenspartnerschaft mit ihrer Partnerin ihre missio für den Religionsunterricht zurück gab, bevor ihr diese entzogen werden konnte. Unsere Welt! Alles nebeneinander, Lebensentwürfe „zum Aussuchen“, frei wählbar. Mit „Regeln“ für Liturgie habe ich zunächst einmal wenig „Erfolgsaussichten“. Und trotzdem...

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