Montag, 15. April 2013

Ladegut im Zug

Von Erlebnissen beim Bahn-Fahren könnte ich lange erzählen. Vielleicht fahre ich deswegen so gerne mit dem Zug, wegen des Erlebniswertes...

Und inzwischen ließen sich verschiedene Kategorien von Erlebnissen einteilen. Heute soll es nicht um interessante Mitreisende, nicht um Verspätungen und verpasste Anschlüsse gehen, sondern um „Ladegut“.

Öfter war und bin ich mit ziemlich viel Gepäck unterwegs. Zum einen hat das damit zu tun, dass ich meistens zu viel einpacke und mit nehme. Sicher ist sicher! Zum anderen habe ich außer den persönlichen Sachen oft auch noch „Dienstliches“ dabei. Und sei es die Gitarre, die ich für irgendwelche missionarischen Einsätze benötige.

Wenn ich also in den Zug steige, dann nicht nur in der Hoffnung, einen Sitzplatz zu ergattern, sondern auch auf der Suche nach Stauraum für das Gepäck. Je nach Zugart reicht die Ablagefläche über dem Sitz oder sie ist so schmal, dass sich außer einer schmalen Tasche nichts darin verstauen lässt. Geht es hinter oder unter dem Sitz? Oder sind am Waggon-Eingang oder in dessen Mitte Abstellmöglichkeiten?

So sehr ich mich über die geräumige Gepäckfläche über dem Sitz freue – ich habe mir dort beim Aufstehen auch schon ziemlich den Kopf angeschlagen. Früher gab es das Gepäcknetz, da ließ sich allerhand verstauen. Die Art ist teilweise geblieben – keine durchgehende Fläche, sondern Gitterstruktur. Aber das Material ist stabil – nachgeben, dehnen tut sich da nichts mehr. Und manchmal ist die Unterlage bei der Gepäckablage auch durchgehend, was – wie an den beiden nun zu schildernden Erlebnissen deutlich wird – durchaus Vorteile hat.

Vor vielen Jahren waren mein Bruder und ich auf dem Rückweg von den Großeltern nach Hause. Und die Großeltern hatten uns eine Tasche Äpfel mit gegeben, vielleicht von den eigenen Apfelbäumen, ich weiß es nicht mehr. Obwohl wir die Tasche sorgsam in der Gepäckablage verstauten, scheint sie sich irgendwie, vielleicht durch die Bewegung des Zuges, geneigt zu haben. Was wir daran merkten, dass es auf einmal „Äpfel regnete“. Und während wir die ersten aufzufangen versuchten, kamen schon die nächsten herunter. Die Situationskomik war viel größer als der Peinlichkeitseffekt – lange noch lachte ich weiter, nachdem wir die Äpfel wieder eingesammelt und neuerlich verstaut hatten.

Jahre später war ich mit einem befreundeten Ordensmann unterwegs und hatte offensichtlich meine Wasserflasche nicht richtig zugeschraubt. Was ich an der Reaktion der Dame auf den Sitzen vor uns mit bekam, die genervt nach oben schaute und sich Wasser vom Kopf wischte. Auch hier gingen die Entschuldigung und das unterdrückte Lachen miteinander einher. Auf jeden Fall stand ich auf, um die Wasserflasche in der Gepäckablage richtig zu zuschrauben.

Besonders eindrücklich war ein Erlebnis, das sich kürzlich ereignete. In Feldkirch war ich eingestiegen, hatte mein Gepäck verstaut, diesmal auch wieder einmal die Gitarre. Ohne zu grüßen und zu fragen, ob der Platz auch frei sei, setzte sich eine junge Dame mir gegenüber. Und kurz nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, rutschte die Gitarre von oben herunter, streifte den Kopf der jungen Dame und glitt sanft auf den Mittelgang des Zuges. Ich vermute, dass bei meinem Gegenüber der Schrecken größer war als der Schmerz. Auf jeden Fall rief, bzw. stöhnte sie: „Mein Gott!“ (aha! Sie ist doch nicht stumm!), packte ihre Jacke und suchte sich fluchtartig einen anderen Platz. Wahrscheinlich vermutete sie in mir so eine Art „katholischen Taliban“ und schätzte sich glücklich, durch einen Terrorakt nicht mehr geschädigt worden zu sein. Natürlich hatte ich mich bei der jungen Dame entschuldigt, wobei sie das vor lauter Schreck wohl gar nicht mehr wahrzunehmen in der Lage war. Und froh war ich, dass die Gitarre keinen Schaden davon trug...

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