Mittwoch, 31. Dezember 2025

Predigt am Fest der Hl. Familie 28.12.25 in St. Peter und Paul/Bad Driburg

Liebe Brüder und Schwestern,

meine Dienste an den Feiertagen geben mir Gelegenheit, nacheinander verschiedene Kirchengebäude des Pastoralverbundes Bad Driburg kennenzulernen. Ich freue mich darüber, schaue mich ein wenig in jedem Kirchenraum um und sehe dankbar, mit wie viel Aufmerksamkeit die Kirchen weihnachtlich geschmückt sind. Natürlich gehe ich auch in jeder Kirche zur Krippe. Und da gebe ich zu, bin ich dieser Tage in einer Kirche versucht worden. Darf ich denn die Krippenfiguren ein wenig drehen oder umstellen? Ich habe das natürlich nicht gemacht. Wo kämen wir denn hin, wenn jede und jeder die Krippe nach eigenem Gutdünken verändert? Und was, wenn noch jemand den Pater dabei erwischen würde, nicht auszudenken! Ich hoffe, inzwischen Eure und Ihre Neugier geweckt zu haben, was ich denn umgestellt oder anders gemacht hätte. Nun, ich hatte bei besagter Krippe den Eindruck, die Figuren von Maria und Josef und auch noch dem ein oder anderen Hirten schauen ja gar nicht auf das Kind in der Krippe. So wie sie geschnitzt oder modelliert sind, scheinen sie mir einen zielgerichteten Blick zu haben. Der geht jetzt aber im konkreten Fall irgendwohin, ins Leere, nicht auf das Kind. Ich saß da also noch einen Moment vor der Krippe, nachdem ich tapfer der Versuchung widerstanden hatte und kam ins Nachdenken. Vielleicht hat ja die Anordnung der Figuren auch etwas für sich und drückt eine Realität aus? Kann es sein, dass ich frommer Pater mit meiner Figuren-Umstell-Idee schlicht einem idealen Familienbild entsprochen hätte, welches gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat? Menschen wie mir, die irgendein kirchliches Amt bekleiden, wird ja schon einmal vorgeworfen, beim Thema Familie in Fettnäpfchen zu treten bzw. allzu blauäugig zu argumentieren. Müssen denn die Vater- und Mutter-Augen unbedingt auf das Kind gerichtet sein? Ich erzähle Ihnen dazu noch zwei weitere Geschichten an diesem Fest der hl. Familie. Die eine habe ich von Katrin Brockmöller, der Direktorin des Katholischen Bibelwerks. In einem Podcast hat sie davon erzählt, wie sie mit ihrem kleinen Neffen, der noch kaum sprechen konnte, die Weihnachtskrippe aufgebaut hat. Tante und Neffe hatten dabei unterschiedliche Vorstellungen. Während Frau Brockmöller das Kind ganz klassisch in die Krippe legte, wollte es der kleine Junge umdrehen, andere Blickrichtung. Irgendwann fragte die Tante den Neffen, wieso er das tue und dieser antwortete: „Baby muss Mama anschauen“. Entwaffnende Kinderlogik!

Wenn ich Katrin Brockmöller richtig verstanden habe, dann hat ihr diese Begebenheit auch eine Brücke zum Verständnis von Weihnachten gebaut. Gott schaut den Menschen an, darum geht es. Und da kann Familie schon wieder etwas mit Gott zu tun haben – ich hoffe, ich idealisiere Ihnen nicht zu sehr. Aber mir scheint, dass es kennzeichnend für Familien ist, dass Menschen sich dort zeigen können, wie sie sind, ohne sich verstellen zu müssen. Ein Familienmitglied bekommt von den anderen in der Familie oft auch dann noch An-sehen geschenkt, wenn es ihm von außerhalb verwehrt wird, aufgrund von Fehlverhalten irgendwelcher Art etwa. Nicht immer ist das so, aber doch oft...

Abschließend jetzt noch die zweite angekündigte Geschichte. In einem vatikanischen Büro hatte ich zu warten und richtete dabei meinen Blick auf ein Gemälde an der Wand, eine Darstellung der Mutter Gottes Maria mit Kind. Ich schaute genauer hin und musste schmunzeln. Denn die Maria da auf dem Bild hat zwar den Jesusknaben auf dem Schoß, und der hat sogar seine Händchen um ihren Hals gelegt, aber die Mutter liest ein Buch, welches sie in der Hand hält, zweifelsohne wird das die heilige Schrift sein. Jetzt fühlte ich mich vom Bild sanft in Frage gestellt und korrigiert, wenn ich schon manchmal innerlich die Nase rümpfte, wenn ich junge Mütter oder Väter sah, welche den Blick auf ihr Handy richten, während sie den Kinderwagen schieben oder ihr Kind auf dem Spielplatz auf der Schaukel oder der Rutsche sitzt. Mit der Maria, welche Jesus auf dem Schoß hat und dabei ins Buch blickt, scheinen sie in guter Gesellschaft zu sein.

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