Im letzten Post hatte ich von einem Familiengottesdienst berichtet. Heute komme ich noch einmal auf diesen zurück und zwar auf die Predigt. Ich fand sie insgesamt gut, es gelang dem Prediger, die Kinder nicht nur anzusprechen, sondern sogar ein wenig mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dazu half nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch eine PowerPoint-Präsentation, die auch gemalte Bilder und Fotos enthielt. Zu sehen auf der im vergangenen Post erwähnten Leinwand, auf die auch die Liedtexte projiziert wurden.
Irgendwann gegen Ende der Predigt kam eine Geschichte vor, der Predigende meinte, diese von Papst Franziskus gehört zu haben. Die Geschichte von den beiden Wölfen, die beide im Menschen wohnen, der gute weiße und der böse schwarze. Welcher wird sich durchsetzen? Derjenige, den du fütterst. Soweit die „Moral von der Geschichte“.
Als Illustration war das Foto eines Wolfsgesichtes eingeblendet, eine Hälfte weiß, eine schwarz. Und der Predigende ließ sich von den Kindern bestätigen, dass der weiße der gute und der schwarze der böse Wolf sei. Mir war gar nicht wohl dabei, ich wusste nicht, ob ich mich verkriechen oder laut hinausrufen sollte, denn ich hatte unter den Ministrant/inn/en auch ein dunkelhäutiges Mädchen wahrgenommen. Und war in gewisser Weise sensibilisiert.
Denn in der Gemeinde in Klagenfurt, in welcher ich meine erste Stelle als Priester antrat, gab es drei dunkelhäutige Kinder, Geschwister, an zwei Namen erinnere ich mich noch: Nanatschan und Essihol. Deren Mutter hatte – soweit ich mich erinnere – im Entwicklungsdienst in Ghana gearbeitet und dort einen Ghanesen geheiratet. Später ging die Ehe auseinander, wobei jedoch auch der Vater der Kinder in Klagenfurt lebte.
In der Kirche der Klagenfurter Pfarrei wiederum gibt es eine figürliche Darstellung des Erzengels Michael, welcher das Böse bekämpft. Das Böse ist eine Gestalt zu Füßen des Erzengels, auf welche dieser tritt. Und das Gesicht dieser Gestalt ist schwarz. Eines Tages fragte mich eines der vorhin erwähnten Kinder traurig-genervt, wieso denn das Böse immer schwarz dargestellt werde. Die Erinnerung ist mir geblieben und sie wurde tatsächlich im vor kurzem mitgefeierten Familiengottesdienst wieder wach.
Deswegen bin ich auch sehr vorsichtig bezüglich anderer Fragen und Themen in diesem Zusammenhang. Als Kinder kannten wir nur „Mohrenköpfe“, weiter nördlich „Negerküsse“ genannt. Und bis heute muss ich mir deswegen in Erinnerung rufen, dass dieses Produkt jetzt unter „Schwedenbomben“ firmiert.
Auch war ich wenigstens einmal beim Sternsingen zu Beginn des neuen Jahres „der Mohr“, ließ mein Gesicht schwarz schminken und abends abschminken. Wenn ich daran denke, meine ich immer noch das Brennen des Seifenwassers in den Augen zu spüren. Je nach Jahrgang und Zusammensetzung der Gruppe wollten entweder alle „der Schwarze“ sein oder niemand. Inhaltlich wurde diese Praxis nicht in Frage gestellt. Heute rät das Kindermissionswerk von der Praxis des „blackfacing“ ab, was nicht nur mit dem oben genannten Grund (Gut und Böse) zu tun hat.
Von umbenannten „Mohrenstraßen“ haben Sie vielleicht selbst schon gelesen oder gehört.
Und das Ganze gibt es auch „umgekehrt“. In Tansania setzen sich christliche Missionarinnen und Missionare für den Schutz von „Albinos“ ein, Menschen, deren Haut durch fehlende Pigmente nicht dunkel ist wie diejenige der anderen Einheimischen. Schnell werden sie dann mit dem Bösen in Verbindung gebracht und gejagt.
 
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