Montag, 15. Juni 2020

Afrika im Generalat

In unserem Haus gibt es allerhand Gegenstände aus den Ländern, in denen Missionare vom Kostbaren Blut tätig sind, nicht zuletzt Kunsthandwerk aus Tansania. Ein Krieger im Treppenhaus erzeugt bei uns eine Mischung aus Erschrecken und Spaß, weil er seinen Speer auf die Vorbeigehenden richtet.

Leider war ich (noch) nie in Afrika. Allerdings kann ich mich gut an zwei Priester der Erzdiözese Salzburg erinnern, die eine Zeit dort verbrachten und hinterher davon sprachen, vom „Afrika-Virus“ infiziert zu sein – es geht offensichtlich eine Faszination von diesem Kontinent aus.

Die zuletzt vor mir hier im Haus Angekommene ist Sr. Bakhita, gebürtig aus Sambia. Die Missionarinnen von der hl. Familie, eine in Polen gegründete Gemeinschaft, sind seit Jahren auch in verschiedenen Ländern Afrikas vertreten. Und ihre offizielle römische Adresse ist dieselbe wie unsere. Sr. Bakhita sah ich eines Tages mit einem Stapel Wäsche auf dem Kopf die Treppe hinauf marschieren. „Ah – Du transportierst auf afrikanische Art?“ fragte ich – und sie bestätigte Freude strahlend.

An einem anderen Tag unterhielten wir uns mit den Schwestern und kamen auch auf Afrika zu sprechen. Die Schwestern erzählten von einer polnischen Mitschwester, die viele Jahre in Afrika gewesen war und unbedingt dort bleiben, nicht in ihre Heimat zurück kehren wollte. Weil sie sich einfach für sich selbst kein „polnisches Begräbnis“ vorstellen konnte, sondern ein afrikanisches wollte, wo gesungen und getanzt wird. „Wer tanzt denn, wenn ich in Polen beerdigt werde?“

Francesco dagegen kam aus Tansania zurück, über 40 Jahre hat der Missionar vom Kostbaren Blut dort an verschiedenen Orten gelebt. Einmal hörte ich, er spräche so gut Suaheli, dass die Einheimischen ihn in Zweifelsfällen um Rat fragen. Francesco ist also zurück gekehrt, zwei Tage vor mir hier im Haus eingezogen. Wobei es für ihn eine Durchgangsstation ist, bis ihm der italienische Provinzial einen neuen Bestimmungsort bzw. eine neue Aufgabe zuweist. Manchmal sucht er ein italienisches Wort, es kommt ihm nur das Englische. Und klar: immer wieder erzählt er aus Tansania.

Etwa voller Unmut über den Staatspräsidenten, der sich genau wie andere Staatsoberhäupter in Bezug auf den Umgang mit der Corona-Pandemie nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Spannend fand ich auch ein Tischgespräch, bei dem es um Kirchenbau ging. Francesco regte sich darüber auf, wie die jungen afrikanischen Mitbrüder Kirchen bauen: „im gotischen Stil, lang und hoch, mit Fenstern, die sie aus Indien importieren“. Francesco, selbst Teilnehmer an der Afrika-Synode vor einigen Jahren, erinnerte seine jungen afrikanischen Mitbrüder an das von der Synode verwendete Bild für die Kirche: „Kirche als Familie Gottes“. „Also, wo hält sich denn die Familie auf? Im Wohnzimmer, im Kreis um den Tisch... Wieso lasst ihr denn dieses Bild nicht die Architektur der Kirche bestimmen?“ Aber sie hören nicht auf ihn.

Francesco bestätigt außerdem, was ich ja bereits in Deutschland gehört hatte, den ungeheuren Einfluss der Chinesen in Afrika. Sie sind überall präsent. Und regelmäßig fliegen Afrikaner zum Einkaufen verschiedener Dinge nach China.

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