Mittwoch, 15. April 2020

Einpacken

Ich bin am einpacken. Das kenne ich. Neu ist, dass ich noch nicht weiß, wann und wie ich umziehen werde. In Italien ist ja zumindest noch bis zum 3. Mai eine strenge Ausgangssperre. Die Mitbrüder im Generalat sind froh über den großen Garten, um sich dort wenigstens ein bisschen die Beine vertreten zu können.

Ich packe ein, weil mein Nachfolger zum Einziehen bereit ist. Er hat wohl schon das Meiste seiner Habseligkeiten in Schachteln hier und ich verstehe, dass er wieder auspacken und ankommen möchte. Also packe ich ein und ziehe vorübergehend in ein frei stehendes Zimmer hier im Haus.

Beim Einpacken geht mir natürlich allerhand durch den Kopf, je nachdem, was ich gerade in die Hand nehme. Werde ich es noch einmal brauchen? Soll ich es weg werfen? Auch um meinen Rücken mache ich mir ein wenig Sorgen. War ich doch zu Beginn des neuen Jahres einige Tage ziemlich außer Gefecht, nachdem ich mich, vermutlich beim Aufbau der großen Weihnachtskrippe, verhoben hatte. Was sich dann nur mit Spritzen und Schmerztabletten wieder in den Griff bekommen ließ. Hoffentlich nicht jetzt wieder...

Wobei: ich bin ja froh, dass überhaupt leere Umzugsschachteln im Haus sind. Sie stammen zum großen Teil von meinem Umzug hierher. Nachdem der Baummarkt geschlossen ist, komme ich momentan an keine kleineren Schachteln – für Bücher wären solche sicher geeigneter. Also befülle ich die großen Schachteln und bringe sie mit Hilfe einer Sackkarre und des Aufzugs in den Dachboden. Jetzt bin ich froh über den Aufzug. Die letzten Jahre habe ich mich eher geärgert, wenn horrende Summen für Service und Überprüfungsgebühren bezahlt werden mussten.

Aber es kommen noch andere Gedanken. Ich habe gerade eben ein Buch eines Luxemburger Ethnologen zu Ende gelesen: „Bittere Orangen. Ein neues Gesicht der Sklaverei in Europa“. Darin beschreibt er zum Teil detailliert die Lebens-, Arbeits- und eben auch Wohnbedingungen von Erntearbeitern vorwiegend im italienischen Kalabrien. Die Menschen leben teilweise in Slums. Und das wenige Hab und Gut ist bei dem einen oder anderen in einer Plastiktüte untergebracht.

Ich bräuchte allerhand Plastiktüten...

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