Donnerstag, 15. August 2019

Jugend 2019

Ein freier Tag im Juli! Von Mittwoch Nachmittag bis Donnerstag Nachmittag. Ich fahre nach Hause und besuche meine Mutter. Am Donnerstag Vormittag gehe ich zum Waldsee. Wo mir viele Kinder und Jugendliche auffallen, die scheinbar um den See herum laufen. Zwei Frauen (Lehrerinnen?) sitzen an einer Stelle am Rand und feuern die jungen Leute an.

Als ich nach einer Runde Schwimmen wieder aus dem Gebäude – das in Lindenberg seit alters her „Badeanstalt“ heißt – heraus komme, redet mich ein Jugendlicher von der Seite an: „Grüaß di“. Nach einem Moment der Verwunderung („der ist aber gut drauf!“) schaue ich hin und erkenne in dem Jugendlichen meinen Neffen. Ist der Kerl groß! – wir können uns „auf Augenhöhe begegnen“. Und ich frage ihn: „wer quält Euch denn so bei solchen Temperaturen?“ „Wir machen einen Sponsorenlauf, damit Bäume in Kenia gepflanzt werden können. Für jede Runde gibt es zwei Euro“. „Wie viele Runden hast Du schon?“ „Sechs“. „Und wer sponsert?“ „Die Mama“. Beim Weitergehen sehe ich jede Menge Schülerinnen und Schüler um den See herum laufen.
Andere – ich habe den Eindruck ältere Schülerinnen und Schüler – erinnern ans Trinken: „Wasser konsumieren, um nicht zu kollabieren“ ertönt es wie ein Schlachtruf. Ja, das ist wohl wichtig an einem dieser schwül – heißen Tage.

Zu Hause erzählt mir meine Mutter dann von meiner Nichte, die zur Zeit in Solingen sei. Beim Nachtreffen junger Leute, die „unter dem Dach“ der Fokolarbewegung ein Jahr im Ausland verbracht haben. Katharina war bis Ende Mai ein knappes Jahr in Argentinien und ist nach Solingen gefahren, wo sie unter anderem auch denjenigen, die ihr Auslandsjahr jetzt vor sich haben, von ihrer eigenen Erfahrung erzählen kann. Und hoffentlich ihre eigene Erfahrung selbst ein wenig reflektieren und auch den Organisatoren gegenüber weiter geben kann...

Einen Tag später treffe ich dann bei einer Jugendwallfahrt auf Pfarreiengemeinschaftsebene Marie – zum ersten Mal, seit sie aus Kolumbien zurück ist. Sie verbrachte mit dem Freiwilligendienst der Maristenbrüder ein Jahr dort – und schwärmt. „Ich wollte ja gar nicht mehr zurück – aber zu Hause ist es doch auch schön!“ Marie lade ich ein, ob sie nicht einmal in Maria Baumgärtle von ihren Erfahrungen erzählen möchte. „Klar! Ich habe ohnehin eine Präsentation gemacht, die ich schon zweimal gezeigt habe“. Wir müssen noch die Terminfrage klären. Marie startet im Oktober ihr Studium...

Der Neffe, die Nichte, Marie... Ein anderer Neffe fällt mir noch ein, der sich mit seinen Kumpels ausmachte, sich die Haare bis auf wenige Millimeter zu schneiden. Das taten die fünf dann gegenseitig. Als die beim Anblick des jungen Mannes erschrockenen Eltern fragten, wieso sie denn das gemacht hätten, kam als Antwort: „für den Weltfrieden“. Mir hat sich jetzt nicht erschlossen, wie ernst das ist bzw. was genau hinter der Aktion steckte...

Aber ich habe in der Begegnung mit oder beim Hören von solchen jungen Leuten einen Mut und Hoffnung machenden Eindruck: da ist Engagement da, Nachdenken, Zupacken...

Und ich beginne nachzudenken, mich an meine Jugendzeit zu erinnern. Manches an „religiösem Engagement“ wäre heute schlicht nicht mehr möglich. Regelmäßig ging ich schon als Jugendlicher in die Messe, was bei dem damaligen „Angebot“ (tägliche Früh- und Abendmesse jeden Werktag) von den äußeren Bedingungen her leicht möglich war. Inzwischen habe ich genug Menschen kennen gelernt, die anders aufwuchsen und ohne diesen Bestandteil (Eucharistiefeier) zu einem geistlichen Leben fanden.
Gott sei Dank gab es aber auch in meinem Heranwachsen eine Form sozialen Engagements: in Erinnerung geblieben sind nicht nur mir unsere Einsätze im Landeserziehungsheim für Vorarlberg, dem Jagdberg. Regelmäßig verbrachten wir dort die zweite Hälfte der Karwoche, von Mittwoch vor Gründonnerstag bis Ostersonntag, mit den Jungen im Heim. Und lernten voneinander und miteinander...

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