Montag, 15. Juli 2019

Ottmaringer Tage 2019

Was ist das, woher kommt es? Diese Freude? Ich rätsle und suche und staune...

Vom 1.-5. Juli fanden in Ottmaring, einem zu Friedberg bei Augsburg gehörenden kleinen Ort, die Ottmaringer Tage für Christen geweihten Lebens statt. Untertitel: Begegnung der Charismen – miteinander Kirche sein.

Versammelt waren ca. 100 Frauen und Männer aus 50 verschiedenen Gemeinschaften. Und anders als bei anderen Tagungen waren die Grenzen zwischen Vortragenden bzw. Mitwirkenden und Teilnehmenden durchlässig bis kaum erkennbar.

Unter den Redenden war etwas der Geigenbauer, Physiker und Schriftsteller Martin Schleske aus Landsberg/Lech. Sein Name „zog“ und motivierte die ein oder andere dazu, sich anzumelden. Die Bücher Schleskes („Der Klang“ und „Herztöne“) sind Bestseller spiritueller Literatur geworden und eben auch einem großen Teil der Teilnehmenden der Ottmaringer Tage bekannt.

Von ganz anderem Charakter waren dagegen die Ausführungen von Sr. Katharina Kluitmann, der Vorsitzenden der DOK (Deutsche Ordensoberenkonferenz).

Und wie passten dazu Bischof Serafim Joantã, der Metropolit der rumänisch-orthodoxen Kirche für Zentral- und Nordeuropa mit Sitz in Nürnberg und der emeritierte ehemalige stellvertretende Generalsekretär des ökumenischen Weltkirchenrates Georges Lemopoulos aus Genf?

Vielleicht war der Umgang mit der Verschiedenheit das Faszinierendste für mich in diesen Tagen.
Verbunden mit dem inneren (Herzens-)Wunsch: „ach, wenn das doch sonst auch gelingen könnte in der Kirche und kirchlichen Strukturen: einander offen und wohlwollend zu zu hören, mit einem echten Interesse, unvoreingenommen und mit der Bereitschaft, voneinander zu lernen!“

Tatsächlich konkretisierte ich in einem KNA (Katholische Nachrichten-Agentur) am Ende der Tage diesen inneren Wunsch in der Form, dass ich den anstehenden „synodalen Weg“ in der katholischen Kirche Deutschlands mit den gerade erlebten Ottmaringer Tagen in Verbindung brachte: wenn doch alle Teilnehmenden des Synodalen Weges die Erfahrung dieser Tage hätten machen können.

Nicht zuletzt beeindruckte mich persönlich neuerlich João Braz Kardinal de Aviz, der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Institute gottgeweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens, der natürlich an mehreren Stellen des Programms referierte, aber vor allem als Bruder unter uns war. Dazu muss ich eine lustige und bezeichnende Anekdote erzählen: am 3. Juli fuhren wir Teilnehmenden der Ottmaringer Tage gemeinsam nach Augsburg, wo sich Ordenschristen aus der Diözese im Rahmen der Ulrichswoche versammelten. Auch hier war ein Vortrag des Kardinals zum Thema “Charismen, Orden und Ortskirche” vorgesehen. Dummerweise hatte der Kardinal seine Brille im Bus liegen gelassen. Also lieh ihm eine Frau ihre Brille, die in einem leuchtend rosa Etui steckte. Später erzählte Kardinal João, wie er versuchte, das Etui zu verstecken, um nicht durch ein solch feminin wirkendes Brillenetui bei irgend jemandem Anstoß zu erregen.

Als wir am letzten Tag in Ottmaring Eindrücke sammelten, meldete sich Sr. Esther aus Berlin zu Wort und sagte, dass die Geschichte mit der Brille ihr nachgehe. “Das ist doch etwas: wenn da jemand aus der Kirchenleitung die Brille einer Frau aufsetzt, sich sozusagen eine weibliche Sichtweise zu eigen macht. Und natürlich muss ich mich fragen, ob ich meine Sichtweise auch zur Verfügung stelle, einzubringen bereit bin...”

Wenige Tage nach unserer Veranstaltung wurde bekannt, dass der Papst sieben Ordensoberinnen zur Mitarbeit in der vatikanischen Ordenskongregation berufen habe....

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