Samstag, 15. September 2018

Urlaub am Walensee

Zwei wunderschöne Urlaubswochen gehen zu Ende! In einem Ferienhaus von Schwestern in Amden oberhalb des Walensees in der Schweiz hatte ich mein Quartier, gemeinsam mit verschiedenen Schwestern, die auch zum Urlaub hier waren, und durfte von hier aus wandern.

Amden ist die flächenmäßig größte Gemeinde des Kantons St. Gallen und liegt zwischen gut 400 Meter, unten am See, und 2100 Meter – das ist der Leistchamm-Gipfel, auf dem ich vergangenen Mittwoch war.
Und es gibt hier auch ein Asylantenheim. Im Gemeindeblättchen las ich von den über 2000 Arbeitsstunden, welche Asylsuchende im Gemeindedienst gearbeitet haben: bei der Befestigung von Bergwegen, bei der Renovierung des Hallenbades...

An einigen Nachmittagen ist im Asylantenheim „Bergruh“ ein Cafe geöffnet und einige der Urlaubsschwestern waren dort. Und berichteten danach ganz beeindruckt von ihren Begegnungen.
Da war der Mann, der ihnen erzählte, dass er von Beruf Arzt sei. Oder die Kinder, welche mit Straßenkreiden gemalt hatten. Deswegen reichten sie den Schwestern zum Gruß nicht die Hand, sondern hielten den Unterarm hin. Und ein acht Monate altes Baby: ob das wohl auf der Flucht geboren wurde?

Heute wird in der Kirche der Gedenktag der Schmerzen Mariens begangen. Und zu den klassischen sieben Schmerzen Mariens gehört auch der, mit dem Kind Jesus nach Ägypten fliehen zu müssen, um sich vor Herodes in Sicherheit zu bringen. Die Kapelle im Centro Astalli, dem Flüchtlingszentrum der Jesuiten unweit der römischen Kirche Il Gesu hat als Titel: „fuga in egitto“, „Flucht nach Ägypten“. Wie gut, dass die Ordensfrauen bei den Geflüchteten waren. Und dass sie davon erzählen. Und damit wohl etwas gegen die vorherrschende Perspektive einbringen, ein Korrektiv. Weithin scheint an erster Stelle die Aufnahmekapazität von Zielländern zu stehen. Und selbst Papst Franziskus betont, dass es eine Verantwortung gibt, sich um Integrationsfragen zu kümmern. Natürlich reicht es nicht, die Grenzen zu öffnen. Allzu leicht gerät aber die Not aus dem Blick, welche Menschen in die Flucht treibt und welche sie dann unterwegs erfahren, wenn einseitig nur auf die Möglichkeiten der Aufnahmeländer geschaut wird.

Wahrscheinlich würden in Deutschland 20-30000 gut qualifizierte Alten- und Krankenpfleger sofort aufgenommen, zumal, wenn sie bereit wären, für einen geringen Lohn zu arbeiten. Aber darf der Umgang mit Menschen auf der Flucht so vordergründig nur von unserem Bedarf her betrachtet werden? Es geht um Menschen, nicht nur um wirtschaftliche Überlegungen.

Und hier konkret am Ort verbindet uns unser „Gast-Status“: wobei da Unterschiede bestehen zwischen dem Urlauber, der mit seinem Urlaubsgepäck (und mehr oder weniger viel Geld) hier ist und den Geflüchteten, die halt das Notwendigste von zu Hause mit nehmen konnten oder auch das noch unterwegs verloren haben.

„Gäste sind Einheimische auf Zeit“ - diesen Slogan las ich in einem Jubiläumsband über 100 Jahre Tourismus in Amden. Der Band erschien 2002, zum 100jährigen Jubiläum der Errichtung des örtlichen Fremdenverkehrsvereins. Ob wir den Mut haben, diesen auf Touristen gemünzten Slogan auch auf Geflüchtete anzuwenden?

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