Donnerstag, 15. Dezember 2016

Nikolaus und der Fahrkartenautomat

Nikolaustag, 6. Dezember. Ich habe einen Termin in Augsburg. Sr. Ewa muss am selben Tag nach Rom reisen. So starten wir gemeinsam am Morgen mit dem Auto Richtung Bahnhof in Mindelheim. Ich lasse sie vor dem Bahnhofsgebäude aussteigen, um mich auf Parkplatzsuche zu machen. Mühsam. Beim Bahnhof selbst gibt es keinen, ich weiche in eine Seitenstraße aus. Und laufe schnell zum Fahrkartenautomaten.
Dort werde ich zwar mein Geld los, bekomme auch Wechselgeld, aber keine Fahrkarte. Ein junger Mann hinter mir empfiehlt: „schreiben Sie sich die Automatennummer auf und rufen Sie bei der Störungsstelle an, dann bekommen Sie das Geld überwiesen. Ich gehe zum anderen Automaten!“
Ich folge der Empfehlung des jungen Mannes und mache mich ohne Fahrkarte auf den Weg zum Bahnsteig, um Sr. Ewa noch zu treffen. Bis Buchloe können wir gemeinsam fahren.

Während wir da stehen, kommt der junge Mann von vorher und wedelt mit einer Fahrkarte. „Nach ihnen war eine Frau am Automaten und der spuckte zwei Fahrkarten aus. Ist das Ihre?“ Tatsächlich war das die Fahrkarte, für die ich bezahlt hatte: Mindelheim – Augsburg und zurück. Ich bedanke mich bei dem jungen Mann. Und werde von Sr. Ewa darauf hingewiesen, dass da vielleicht auch der heilige Nikolaus als Fürsprecher seine Hand im Spiel hatte. Denn dass da ausgerechnet der junge Mann wieder vorbei kam, als eine Frau nach mir am Automaten ihre Karte anforderte, das war ja schon toll. Die Frau selbst fragte auf dem Bahnsteig angekommen auch noch, ob ich meine Fahrkarte bekommen hätte, was ich freudig bestätigte.

Wobei meine Freude etwas getrübt ist: ich habe zwar jetzt meine Fahrkarte. Was aber, wenn nach mir wieder jemand dieselbe Erfahrung am Automaten macht, wie ich vorher? Und die Fahrkarte hängen bleibt?
Ich sollte mich doch bei der Störungsstelle der Bahn melden. Aber jetzt sitze ich da im Zug einem Herrn gegenüber. Und – ja, ich bin in dieser Beziehung altmodisch! - habe Hemmungen, einfach das Handy heraus zu nehmen und zu telefonieren zu beginnen. Aber ich sollte die Sache doch melden, möglichst schnell. Ich fasse mir ein Herz, nehme das Handy heraus und bewege mich in den Türbereich, um zu telefonieren. Mist! Ich habe doch seit kurzem eine neue SIM-Card und damit hat sich die PIN geändert. Und natürlich weiß ich die neue PIN nicht auswendig. Was mich über mich selbst zum Schmunzeln bringt: jetzt habe ich das Handy eingepackt und es nutzt mir überhaupt nichts...

Kurz darauf kommt der Zugbegleiter, um die Fahrkarten zu kontrollieren. Diesen spreche ich an, erzähle ihm das Erlebte und bitte ihn, den defekten Automaten bei der Störungsstelle zu melden. Was er umgehend tut – er zeigt mir die ausgefüllte Eingabemaske auf seinem Smartphone und ich bedanke mich. Jetzt bin ich beruhigt!

„Refugees welcome“ ist der Titel des Buches, das ich unterwegs gelesen hatte. Auf deutsch! Nur der Titel ist englisch. Weil das Buch einen Moment neben mir lag, sprach mich mein Gegenüber im Zug an, ob wir zu selben Veranstaltung in Augsburg unterwegs seien. Waren wir nicht. Er war als Leiter eines Asylhelferkreises zu einem Workshop der Diakonie für Flüchtlingshelfer unterwegs. Aber wir kamen schnell miteinander ins Gespräch und ich hörte mit großem Interesse und auch Freude vom Engagement in der Allgäuer Stadt, aus der mein Gegenüber stammte.

Nikolaus ist aktiv und hilft...


Keine Kommentare: