Dienstag, 15. Dezember 2015

Gender in der Sakristei

Nein, wir brauchen keine „Gender-Ideologie“. Genauso wenig, wie wir eine „Priester-Ideologie“ brauchen. Wobei uns diese Erkenntnis ja nicht davon abhalten muss, uns mit Gender- oder Priester-Fragen zu beschäftigen. Zum Beispiel deswegen, damit das Ganze nicht ideologisch wird. Ich werde mich nicht am wissenschaftlichen Diskurs beteiligen, dafür bräuchte ich mehr Mußezeit zu eingehender Lektüre.
Ich möchte etwas banale, mich selbst aber manchmal auf dem Hintergrund von „Gender-Diskussionen“ zum Schmunzeln bringende Sakristei-Erlebnisse teilen.

Auf einen weißen Fleck am Messgewand wies mich ausgerechnet einer der Ministranten hin. Ein cooler Typ, der seine Baseball-Kappe nicht unbedingt ohne Aufforderung abnimmt, wenn er den Kirchenraum betritt. Nach der Messe gingen wir in die Sakristei und er meinte: „P.Alois, an dem Messgewand, dass sie heute an hatten ist ein Fleck!“ Gemeinsam schauten wir nach – tatsächlich! An der Seite, für mich selbst weniger gut wahrnehmbar. Natürlich bedankte ich mich bei dem Ministranten für seine Aufmerksamkeit.

Das „Schalt-Tableau“ in unserer Sakristei, mit Knöpfen und Kontrolllämpchen für Licht, Heizung, Glocken und Verstärkeranlage erweckt durchaus eher Interesse bei den männlichen Jugendlichen, die es eingehend mustern.

Dafür hatte ich neulich zwei 13-,14-jährige Ministrantinnen, deren lackierte Fingernägel mir entgegen leuchteten, als sie nach der Gabenbereitung mit Wasser, Glasschälchen und Tüchlein zum Hände abtrocknen anrückten. Knallig rot! Wobei ich eine leichte Farbnuance zu erkennen meinte. (Auch andere Fingernagel-Farben habe ich schon erlebt, schwarz scheint bisweilen sehr „in“ zu sein). Die beiden mit den roten Fingernägeln sprach ich dann nach der Messe an, dass sie ja fast den selben Farbton bei den Fingernägeln gewählt hätten und so richtig als Ministrantinnen im Partner-Look aufgetreten waren. Worauf sie los prusteten bzw. kicherten: „es ist dieselbe Farbe!“ Wie sich heraus stellte, war das Fingernägel-Lackieren wohl eine gemeinsame Aktion der beiden Damen gewesen. Inzwischen weiß ich, dass mancher Nagellack auch gegen „Nägel-Beißen“ aufgetragen wird.

In einer anderen Sakristei stand ich vor der Messe mit zwei Ministrantinnen, etwa im selben Alter, die vor Beginn der heiligen Messe längere Zeit damit beschäftigt waren, ihre Haarpracht zu ordnen. Immer wieder wurde der Oberkörper schwungvoll nach vorne gebeugt, damit die langen Haare nach vorne flogen. Darauf hin wurden diese geschickt mit der Hand hoch genommen und mit Hilfe eines Gummiringes zu einem Knoten geformt. Die eine junge Dame war schneller mit dem Erfolg dieser Aktion zufrieden, bei der anderen brauchte es allerhand Versuche, bis sie es gelten ließ.

Was mich an eine andere Sakristei erinnerte, in welcher Haargummis vorhanden sind, weil der Pfarrer wohl nicht möchte, dass die Mädchen mit „offenen Haaren“ ministrieren. Also hat der Mesner im Bedarfsfall Haargummis auszugeben.
In ferner Vorzeit gab es den Kamm in der Sakristei, wenn der ein oder andere Ministrant nicht ordentlich frisiert zum Dienst erschien. Dann hieß es: „kämm dich noch einmal, so kannst du doch nicht an den Altar treten!“. Ich erinnere mich, dass dieser „Sakristei-Kamm“, Marke „Laus-Rechen“ mir so unangenehm war, dass allein schon dass gereicht hat, um mit ordentlich frisierten Haaren zum Ministranten-Dienst zu erscheinen. Ob meine Vorliebe zum Kurzhaar-Schnitt aus dieser Zeit stammt?

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