Samstag, 15. November 2014

Kino und Kirche

Vorgestern war im Cineplex Memmingen Kino-Gottesdienst. Mit Ausschnitten aus dem Film K-Pax. Nach dem Gottesdienst wurde dann der Film in Gesamtlänge gezeigt.

Mit einigen Ordensschwestern, vorwiegend etwa meines Alters, saß ich vor einem Monat in gemütlicher Runde zusammen. Und neben anderem kamen wir auch auf Filme zu sprechen, die wir im Kino gesehen hatten. Die eine diesen, die andere jenen usw. Als ich bemerkte, dass eine ältere Schwester sich nicht am Gespräch beteiligte, wollte ich sie auch „herein holen“, am Gespräch beteiligen. Ich weiß nicht mehr genau den Wortlaut meiner Frage, auf jeden Fall sagte sie: „Ich bin noch nie im Kino gewesen“. Wobei sie das nicht enttäuscht oder traurig sagte. Also gar kein Ausdruck von „zu kurz gekommen, womöglich etwas verpasst haben“. Was mir zugegebenermaßen gefiel und mich auch nachdenklich machte.

Ich erinnerte mich daran, wie ich bei einem Treffen von Ordensmännern in Italien von meiner Erfahrung in Spanien erzählt hatte. Ein Detail dabei war, dass mich die jungen spanischen Mitbrüder manchmal noch abends um 21.00 Uhr ins Kino mitnahmen – eine für mich damals neue, ungewohnte Erfahrung. Aber klar – ich ging mit. Und nachdem ich davon beim Ordensmännertreffen in Italien erzählt hatte, bekam ich nicht nur Komplimente, nein, ein älterer Pater nahm mich zur Seite und sagte mir mit ernstem Blick und etwas vorwurfsvollen Ton: „ich halte das gar nicht für richtig, dass wir Ordensleute ins Kino gehen!“

Irgendwann las ich, dass frühere kirchliche Verlautbarungen tatsächlich vor Film und Kino warnten und vermutlich war der Kinobesuch teilweise auch für manche Gruppen verboten – ich kann es an dieser Stelle nicht belegen. In neueren kirchlichen Verlautbarungen wird das Kino positiv als Ausdruck von Kultur verstanden, welches die Auseinandersetzung lohnt.

Während meiner Zeit als Pfarrer in Salzburg habe ich hin und wieder Menschen in der Pfarre von einem Film erzählt, den ich im Kino gesehen hatte und bisweilen dadurch erreicht, dass auch andere den Film ansahen und wir hinterher darüber ins Gespräch kamen.

Solche Formen gibt es ja auch institutionalisiert: Menschen, die miteinander ins Kino gehen und sich hinterher zusammen setzen, um darüber ins Gespräch zu kommen. In Madrid nannten wir das „cine-forum“ und ich fand das gar nicht schlecht, wie dabei sehr unterschiedliche Menschen ins Gespräch kommen und sich mit dem jeweils persönlich Wahrgenommenen gegenseitig bereichern konnten.

Ebenfalls in meiner Salzburger Zeit gab es eine Ordensfrau, die davon sprach, dass sie gerne einmal mit Harry Potter Exerzitien geben würde. Das war zur selben Zeit, als andere Kirchenleute mit Harry Potter nur Teufelszeug verbinden konnten.

Einer, der regelmäßig „Filmexerzitien“ gibt, hat jüngst ein Buch vorgelegt, welches laut Untertitel „eine ignatianische Anleitung zum Beten“ sein will. Und natürlich werden in diesem Buch Filme erwähnt, die auf dem Gebets-, bzw. Exerzitienweg hilfreich sein können.

Und ich merke auch, dass mich an Krimis im Fernsehen nicht nur „der Fall“ an sich interessiert, sondern auch das Drumherum. Bisweilen ist es aufschlussreich, welche gesellschaftlichen Erscheinungen und Tendenzen da mit verpackt sind: das Verständnis von Beziehungen untereinander, Fragen von Immigration und Inkulturation, der Umgang mit neuen Medien und sozialen Netzwerken usw.





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