Der Countdown läuft! Die Gemeinschaft
der Missionare vom Kostbaren Blut wurde vor 199 Jahren gegründet, am
15. August, – 2015 feiern wir unseren 200. Geburtstag.
Und was tut man am Geburtstag außer
feiern? Zurück und voraus schauen.
Beim Zurück-Schauen meine ich, lassen
sich viele Motive finden, um von Herzen zu danken. Ohne dabei
Negatives auszublenden.
Beim Voraus-Schauen könnte einem unter
Umständen mulmig werden. Zumindest, wenn wir die europäische
Situation ansehen. Ich persönlich kann das ungute Gefühl nicht
verhehlen, seit meinem Eintritt in die Gemeinschaft vor 30 Jahren
einer der jüngsten zu sein. Das war ich damals und das bin ich
heute. Und da stimmt etwas nicht.
Eine beeindruckende Jahrgängerin von
mir ist Ordensfrau, Franziskanerin und zudem diplomierte Theologin
und promovierte Psychologin. Und mir leuchtet es ein, wenn sie sagt:
„der Gehalt der
Orden wird bald nur noch in einer neuen Gestalt zu haben sein oder
gar nicht mehr.“ Vielleicht können einen solchen Befund eher
Menschen meiner Generation feststellen. Wenn er stimmt, dann müssen
wir uns dagegen wehren, eine bisherige Gestalt festhalten zu wollen.
Das passiert viel zu oft und leider geht manches kaputt dabei und der
notwendige Aufbruch kann überhaupt nicht gelingen.
Es
geht um den Gehalt, nicht um die Gestalt!
Voller
Enthusiasmus haben mir die spanischen Mitbrüder, mit denen ich ein
Jahr lang zusammen leben durfte, von der Entwicklung der „Familie
der Missionare vom Kostbaren Blut“ in ihrem Land erzählt. Und auch
wenn ich südländische Übertreibung abziehe, bleibt da ein Kern:
verheiratete und unverheiratete Frauen und Männer möchten mit leben
und sich engagieren...
Wenn
es stimmt, dass Gott der Menschheit durch eine bestimmte
Spiritualitätsform oder ein Charisma ein Geschenk machen wollte,
dann geht es um diesen Inhalt und nicht darum, eine zeitbedingte
Verwirklichung partout aufrecht erhalten zu wollen.
Schon
länger denke ich mir, dass Gott das durch Jahre hindurch an ihn
gerichtete Gebet vieler Menschen um geistliche Berufe sehr wohl
erhört hat. Aber halt anders, als viele der Betenden es sich
vorstellen. Gerade aufgrund meiner Bekanntschaft mit vielen Betenden
komme ich zu diesem Schluss. Wir haben die geistlichen Menschen oft
schon geschenkt bekommen, wenn sie auch nicht alle in einen Orden
oder in ein Priesterseminar eingetreten sind. Wobei wir diese Formen
in irgendeiner Form zweifelsohne weiter brauchen werden. Aber zu
gedankenlos versuchen wir in der Kirche oft, das Bisherige oder oft
schon Überholte aufrecht zu erhalten. Ohne uns die ungemütliche
Frage nach dem zu stellen, was Gott denn vorhat.
Als
Jugendlicher gehörte ich zum „Jugendkreis der Missionare vom
Kostbaren Blut“. Und ich erinnere mich an eine Diskussion darüber,
was man unter einem „jungen Missionar vom Kostbaren Blut“
verstehe. Ist das jetzt ein Ordensmitglied? Oder ist das ein junger
Mann, der in seiner Welt der Schule, des Studiums, der Arbeit die
Spiritualität der Gemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut zu
leben versucht?
„Kloster
zum Schnäppchenpreis“ titelten vor wenigen Tagen die Stuttgarter
Nachrichten einen Artikel, in welchem vom mühsamen Verkauf von
Ordenshäusern berichtet wurde. Klar: wer braucht so etwas und wer
kann es sich leisten? Und auch: wer soll es bekommen und wer darf es
auf keinen Fall erwerben? Bei all den Schmerzen, die mit solchen
Verkäufen und Loslösungsprozessen einher gehen: sind sie nicht
notwendig für das Sichtbar-Werden und Sich-Heraus-Kristallisieren
einer neuen Gestalt für den „alten Gehalt“?
„Ich
kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn -,
Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine
Zukunft und eine Hoffnung geben.“ (Jer 29,11)
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