Mittwoch, 15. Januar 2014

Pater Hugo

Am 10.Januar verstarb in Kufstein P.Hugo Büchel. Aus diesem Anlass veröffentliche ich einen Text, den ich im September 2011 über ihn geschrieben habe:

Wieder einmal bin ich in Kufstein, in unserem Missions- und Exerzitienhaus Mariahilf. Von 2000 bis 2005 habe ich hier gewohnt und gearbeitet. Das ein oder andere hat sich verändert, trotzdem fühle ich mich zu Hause und es werden Erinnerungen wach.

Und neuerlich staune ich über die Energie und Arbeitsleistung von P.Hugo, inzwischen über 80 Jahre alt und 21 Jahre in Kufstein sesshaft. Wobei es bei Hugos Tätigkeit nicht nur um etwas Äußerliches geht. P.Hugo betreut den Garten.
Viele Stunden verbringt er draußen, bei sengender Hitze, Wind und Wetter. Schon früher fragte ich mich, ob wir die Produkte aus dem eigenen Garten, welche für die Gäste des Exerzitienhauses auf den Tisch kommen, wohl ausreichend werbewirksam vermarkten. Jeden Tag gibt es frischen Salat und Gemüse. Kirchlich gesehen befinden wir uns im „Schöpfungsmonat“. Einige begehen die Zeit zwischen dem 1. September als „Tag der Schöpfung“ und dem 4. Oktober, Gedenktag des hl. Franz von Assisi, dem naturverbundenen Heiligen schlechthin, als solche. Ob P. Hugo das weiß? Er lebt es, das ganze Jahr über.
Mancher Mitbruder mag darüber lächeln, dass da einer wertvolle Zeit mit Gartenarbeit verbringt. Abgesehen davon, dass diese Tätigkeit zweifelsohne positiv auf das psychische Gleichgewicht wirkt, werden ja inzwischen „Stadtgärten“ modern. Sogar mitten in Madrid habe ich so etwas gesehen. Zwischen den Hochhäusern bauen einige Nachbarn miteinander Gemüse an. Ich vermute, dass so etwas zu einem anderen, bewussten Umgang mit Lebensmitteln aller Art führt. Da geht es um mehr als um ein abgehobenes „zurück zur Natur“.

P.Hugo tut aber durchaus noch anderes. Viel Zeit verbringt er auch im Wohnheim der Stadt Kufstein. Regelmäßig besucht er die alten Leute dort, bringt manchen die Kommunion und lädt alle zur Messe ein, die er jeden Donnerstag und einmal im Monat auch sonntags dort feiert. Das Besondere an diesem Dienst ist, dass er ihn praktisch ehrenamtlich ausübt. Es gibt weder einen direkten Auftrag, noch eine Bezahlung dafür. Als einer, der in den vergangenen Jahren in viele Altenheime hinein gesehen hat, halte ich diesen Dienst für unschätzbar wichtig. Als Ordensgemeinschaft überlegen wir oft, wohin, zu welchen Menschen wir vor allem gerufen sind. Ich zweifle daran, dass P.Hugo sich längere Zeit akademisch mit dieser Frage auseinander gesetzt hat. Er geht hin. Zu vielen, zu denen sonst niemand oder kaum jemand geht.

Schließlich feiert Hugo seit Jahren mit großer Treue jeden Werktagmorgen um 7.00 Uhr die Messe.
Drei Tage in der Woche steht sie offiziell in der Gottesdienstordung der Wallfahrtskirche, an den anderen Tagen nicht, weil da die „offizielle Messe“ abends gefeiert wird. Zweifelsohne hat sich auch Hugo nicht pastoraltheologisch mit der Idee eines „geistlichen Zentrums“ auseinander gesetzt und wäre wohl irritiert, wenn man ihn auf koordinierte Gottesdienstangebote im pastoralen Raum anspräche. Nein, er steht da am Altar und jeden Morgen sind Menschen da und feiern mit, dankbar für die Treue und Verlässlichkeit.

Jeden Werktag von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 16.00 bis 18.00 Uhr ist in der Wallfahrtskirche Beichtgelegenheit, was Menschen aus dem tirolerisch – bayrischen Umfeld gerne wahrnehmen. Die Mitbrüder im Haus teilen sich den Dienst auf. Wobei es den anderen beiden – sie sind jünger als Hugo - nicht selten so geht, dass sie zu spät kommen und Hugo schon im Beichtstuhl sitzt. Weil er auf das Läuten der Beichtglocke schneller reagiert hat oder sowieso gerade in der Kirche war.

Zweifelsohne ist Hugo im Garten, während ich hier schreibe...

Zufällig war ich an P.Hugos 85.Geburtstag vor einem Jahr in Kufstein. Als sich die Hausgemeinschaft zur nachmittäglichen Kaffeetafel versammelte, fehlte das Geburtstagskind: P.Hugo war draußen beim Schnee schaufeln! Jetzt darf er ausruhen!