Mittwoch, 15. August 2012

derf i mitschpiela?

Nach einer mehrstündigen, schweißtreibenden Wanderung war ich in Malbun angekommen und saß nun auf der Holzbank vor der Alphütte, an deren Wand angelehnt und genoss die Sonne. Da hörte ich eine Kinderstimme rufen: „derf i mitschpiela?“ (Darf ich mit spielen?). Und bald darauf sah ich zwei kleine Buben, wohl noch im Kindergartenalter, auf dem Weg unterhalb der Hütte vorbei gehen und dann auf eine Wiese laufen. Der gehörten Frage nach hätte ich mehr Kinder erwartet...

Den anderen mit spielen lassen: wie viel Macht kann da unter Kindern ausgeübt werden. Welche Entscheidungsprozesse laufen ab, bis klar ist, ob eine oder einer mit spielen darf oder nicht. Und welche Schmerzen für das Kinderherz, wenn die Entscheidung negativ ausfällt. Tränen und Wut...

Kinderthemen? Vielleicht trug die von der Sonne beschienene Bank an der Alphütte zu meinen Überlegungen diesbezüglich bei. Ist nicht das Mitspielen-Wollen ein Generationen übergreifendes Thema? Nicht nur bei wirtschaftlichen global-players und bei olympischen Spielen. Dabei sein, mit machen, dazu gehören...

Wenn Jugendliche unbedingt Markenklamotten oder ein Smartphone brauchen: hat das nicht auch mit dem „mit spielen wollen“ zu tun?

Ich muss aber auch an manches Gespräch erwachsener Menschen denken. Was einem manchmal negativ aufstoßen kann, wenn es da welche gibt, die scheinbar überall „ihren Senf dazu geben müssen“: verbirgt sich nicht zuweilen auch da der tiefe Wunsch, mit zu spielen? Du erzählst eine belanglose Geschichte, die Dir gestern passiert ist und Dein Tischnachbar erinnert sich an eine Parallele vor 35 Jahren... „Ich auch...“!

Auch wenn in Zeiten einer um sich greifenden Institutionenkrise ebenso schwierige Zeiten für die - von vielen für typisch deutsch gehaltene - „Vereinsmeierei“ angebrochen scheinen, die Mitgliederzahlen sinken hier wie dort, ganz zu schweigen von der Schwierigkeit, Menschen zu finden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, Leitungsaufgaben als Vorstand oder was immer wahr zu nehmen: so bin ich doch in Bayern einem Maibaum-Verein begegnet und hier in Liechtenstein sogar einem Adilettenclub (für Nicht-Eingeweihte wie mich: es geht um eine leichte Fußbekleidung!), zu dessen Aktivitäten ein Liegestuhlfest gehört. (Nein, ich bin nicht Mitglied!)

Aber zurück zur „philosophischen“ Frage und ihren Folgefragen. Zwei waren es, die für mich folgten: zum einen: ist mein/unser Spiel einladend? Erweckt mein/unser Tun die interessierte, ja geradezu lustvolle Frage nach dem Mitmachen-, Mitspielen-Dürfen? In Verbindung damit die „Unterfrage“: hat dieses mein/unser Tun etwas Spielerisches? Oder bin ich ein verbissener Arbeiter? Vor einigen Wochen sah ich einen von jungen Leuten selbst gedrehten Film über ihre Ferienunternehmung. Das Abwaschen nach den Mahlzeiten wirkte tatsächlich wie eine Riesen-Gaudi: die Jugendlichen tanzten mit den Töpfen und Tellern in der Hand durch die Gegend, offensichtlich mit großem Spaß...

Die zweite Frage ist dann die des Mitspielen-Lassens: bin ich hellhörig für solche Fragen und wie reagiere ich darauf? Vielleicht kommt die Frage ja öfter indirekt. Wer weiß, welche charismatische und begabten Mitspieler ich gewinnen könnte, wenn ich da aufmerksam bin... Miteinander spielen macht ohnehin mehr Freude...

Danke allen, die mich im Spiel ihres Lebens mit spielen lassen...