Freitag, 1. Juni 2012

Das große (Fr)Essen


Zufrieden kam P.Walter aus seinem Urlaub in einem Kolping-Ferienhotel zurück. Einer der Gründe für seine Zufriedenheit war das gute Essen: „mittags Buffet, bestimmt zehn verschiedene Salate, abends wieder Buffet“ usw.

Nicht dass ich nicht auch gerne esse und mich über ein Buffet freuen würde. Angesichts der mehr und mehr auseinander gehenden Schere zwischen Reich und Arm auch in unserer Gesellschaft frage ich mich nur bisweilen, wie das mit der Küche in kirchlichen Häusern ist.
In einem kirchlichen Bildungshaus der Stadt Salzburg, wo die Gäste auch mit einem reichhaltigen Buffet konfrontiert sind, wird schon beim Eingang in den Speisesaal auf die Verwendung regionaler Produkte hingewiesen. Als es in eben diesem Bildungshaus an einem Tag einen „Meeresfrüchtesalat“ im Angebot gab, fand ich die spöttisch-süffisante Frage einer Frau sehr berechtigt, wie sich das jetzt mit den regionalen Produkten verhielte. Meeresfrüchte im Alpenraum?

Während einer berufsbegleitenden Fortbildung über einen längeren Zeitraum mit anderen Ordensleuten kamen wir in verschiedene Bildungshäuser im deutschen Sprachraum. Und ich konnte mir teilweise ein Lächeln nicht verkneifen, wenn meine lieben Mitschwestern mit der Auswahl an Brötchen und Semmeln beim Frühstück nicht ganz zufrieden waren, weil z.B. der Anteil der Vollkornbrötchen zu gering war und diese schon von anderen Gästen genommen worden waren. Nein, ich habe den lieben Schwestern nicht ihr Armutsgelübde vorgehalten.
Als wir jedoch in einem Bildungshaus mit gut bürgerlicher Küche waren und eine der Schwestern fragte, ob es denn auch die Möglichkeit zu vegetarischer Kost gäbe, da konnte ich mir ein wenig Schadenfreude nicht verkneifen, als besagte Schwester zur Antwort bekam: „sie können ja das Fleisch weg lassen“.
Wobei ich ja grundsätzlich dafür bin, weniger Fleisch zu essen. Aus gesundheitlichen und Gerechtigkeitsgründen! Von den wirtschaftlichen ganz zu schweigen...

Vielleicht reagiere ich bezüglich dieser Thematik ein wenig allergisch, weil ich tatsächlich über Mitbrüder mit deutlicher Leibesfülle sagen gehört habe: „die dürfen ja nicht heiraten, also sollen sie wenigstens gut essen!“ Fatal, wenn das so wäre.

Noch einmal: nichts gegen ein gutes Essen! Bei der oben erwähnten Fortbildung handelte es sich um eine Exerzitienbegleiterausbildung. Und wir lernten auch: „achten Sie darauf, dass in dem Haus, in dem Sie Exerzitien begleiten, die Küche stimmt! Sie können noch so gute Vorträge halten oder Impulse geben – wenn das Essen nicht passt, dann wird die Sache daneben gehen“. Und: Leibfeindlichkeit ist nicht christlich, barocke Lebensfreude freut sich an schöner Kirchenmusik wie am Festessen beim Wirt hinterher. Das Maß (oder die Maß?) macht´s halt wohl wie bei vielem...
Guten Appetit!

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