Mittwoch, 15. Februar 2012

Katechetischer Werkstattbericht

Am Donnerstag beim Abendessen fragt mich der Mitbruder, ob ich die Schülermesse am Freitag Morgen übernehmen kann. Ich zaudere etwas, weil es bei einer Schülermesse oft eigene Gesetzmäßigkeiten gibt und es noch mehr als sonst auf das Sich-Kennen zwischen zelebrierendem Priester und Mitfeiernden ankommt. Und ich bin neu an diesem Ort – den Kindern unbekannt. Auf der anderen Seite ist der Mitbruder sehr erkältet. Also sage ich ihm zu...

Zugegebenermaßen bin ich außerdem unsicher, weil der frühere Pfarrer in der Schülermesse mit Beamer gearbeitet, ein Bild an die Stirnwand der Kirche geworfen hat und den Kindern hinterher selbst produzierte Sticker ausgeteilt hat. Mit solchen Trümpfen kann ich nicht aufwarten...

Es geht um die Schülermesse am Freitag, den 10.Februar, Gedenktag der heiligen Scholastika. Gerne lebe ich mit dem Kalender der Kirche und er ist ein fester Bezugspunkt für mich. Bis dahin, dass ich auch bei Begräbnisfeiern oft das für den jeweiligen Tag vorgesehene Evangelium auf die Situation hin auslege. Also auch jetzt: wie können wir in der Schülermesse der heiligen Scholastika gedenken? Wie viel oder wie wenig können die Kinder wohl mit einer „Heiligen“ anfangen, zudem noch mit einer, die vor langer Zeit gelebt hat?

Während ich sitze und überlege, ein wenig nach lese, kommt mir eine Idee. „Die“ Geschichte im Leben Scholastikas schlechthin hat mit ihrem Bruder Benedikt zu tun. Das ist es! Ich gehe davon aus, dass viele der anwesenden Kinder Erfahrungen mit Geschwistern haben – das wird der Ausgangspunkt sein. In mir macht sich Erleichterung breit...

Am nächsten Morgen, Freitag in der Kirche. Die Schülermesse ist „freiwillig“. Und immer sei eine große Schar von Schülern da, so habe ich gehört. Die Primarschule, welche Kinder von der ersten bis zur fünften Klasse besuchen, liegt direkt neben der Kirche. Der Schulleiter selbst begleitet die Lieder in der Messe mit der Gitarre. Am 10. Februar sind dann nicht so viele Kinder da, es ist sehr kalt draußen. Vielleicht zwischen 20 und 25 Kinder in den vorderen Bänken, weiter hinten neben den Leuten, die auch sonst werktags die Messe mit feiern noch einige Mütter und außer dem Schulleiter noch die beiden Religíonslehrerinnen.

Nach dem Evangelium entscheide ich mich zunächst einmal, vom Ambo weg und näher zu den Kindern hin zu gehen. Und dann erzähle ich ihnen die Geschichte der beiden Geschwister Scholastika und Benedikt, die sich nicht ganz einig waren. „Kennt ihr das?“ Die Kinder antworten mir nicht – vermutlich kennen sie das nicht, in der Kirche gefragt zu werden, aber ich sehe auf den Gesichtern Zustimmung. Und aus dem Augenwinkel heraus ein Lächeln bei einer oder zwei der Mütter weiter hinten...

Dramatisch schildere ich das Unwetter, das aufgrund des Gebetes der Scholastika ausbrach und ihren Bruder daran hinderte, heim zu gehen. Anlass für einen Streit unter Geschwistern. Wobei ich natürlich auch die Fortsetzung erzähle, die Taube, welche Benedikt drei Tage später sah, welche ihm klar machte, dass seine Schwester gestorben war.

Und zur Sicherheit sage ich jetzt noch etwas zum Beten, nicht dass die Kinder das magisch missverstehen: „Kopf in die Hände, konzentrieren – wie Scholastika eben – und dann geschieht, was ich will!“ Nein, so funktioniert das nicht. „Du kannst nicht morgen beten, dass so schlechtes Wetter ist, dass du gar nicht in die Schule gehen musst“ - auf solche Ideen könnte ein Kind ja kommen, oder ist das nur meine Phantasie?

Nach der Messe bekomme ich ein Lob von einer der Religionslehrerinnen, die meint, die Kinder hätten gut zugehört und am Sonntag darauf sagt mir auch eine Mutter, dass es schön gewesen sei.