Freitag, 16. Dezember 2011

Maria


Auch wenn das jetzt der adventlich – weihnachtliche Post im Blog ist: es geht zunächst einmal nicht um die Frau gleichen Namens aus Nazareth. Obwohl die Vornamen der Eltern „meiner“ Maria dieselben Initialen haben wie die Vornamen derjenigen aus Nazareth: Joachim und Anna heißen die Eltern der Frau aus Nazareth, Javi und Anita die Eltern Marias aus – Madrid.

Maria, die Tochter von Anita und Javi wurde am 13.November dieses zu Ende gehenden Jahres geboren und hatte es dabei ziemlich eilig- gerade noch, dass es die Eltern ins Krankenhaus geschafft haben. Weil ich Anita und Javi aus meinem Jahr in Spanien kannte, nahmen mich meine Mitbrüder gleich am 14.November mit in den sechsten Stock des Mutter-und-Kind-Flügels des riesigen „Hospital 12 octubre“ in Madrid. Ich zauderte zunächst ein wenig: wie ist das denn, wenn wir da gleich zu dritt aufkreuzen? Meine beiden Mitbrüder ließen allerdings meine Bedenken nicht gelten und spätestens als wir angekommen waren, lösten sie sich dann völlig in Luft auf, die Bedenken, nicht die Mitbrüder. Da waren außer uns auch noch Javis Eltern und zwei weitere Verwandte. Und es herrschte eine – wie soll man das nennen? – andächtig dankbare Freude mit Blick auf die Neugeborene, die da im großen Bett ihrer Mutter lag.

„Wie hübsch sie ist!“ kommentierte – fachmännisch – mein Mitbruder Juan Pedro. „Gar nicht so `zerknittert´ wie sonst ein Neugeborenes!“ – da musste ich ihm Recht geben. Da standen wir und freuten uns und die Mama des Neugeborenen freute sich über unsere Freude. Sie natürlich noch etwas gezeichnet von Schwangerschaft und Geburt. Als Diabetikerin hatten ihr die Ärzte während der Schwangerschaft eine strenge Diät verordnet.

Wie faszinierend – dieses Wunder Leben! Wenn ich auf meine Woche Spanien im November zurück blicke, dann erinnere ich mich sehr gerne an die 20 Minuten im Hospital 12 octubre. Obwohl ich ein wenig Tourismus in Madrid betrieb und diesmal auch nach Salamanca gekommen war, dort die wunderschöne Plaza Mayor und die Kathedrale gesehen hatte, prachtvolle Architektur… Kann nicht mithalten mit der kleinen Maria, gerade einen Tag jung. Weil so winzig blieb es dieser wohl auch erspart, von Arm zu Arm gereicht zu werden…

Mir kommen die vielen Touristen in den Sinn, die sich zur Sommer- und Winterszeit durch meine „Lieblingsstadt“ Salzburg wälzen, in der Altstadt Fotos schießen und Mozart ihre Reverenz erweisen. Eltern von Neugeborenen und das Klinikpersonal würden sich bedanken, wenn man diese Touristen alle in den Stadtteil Lehen in die Neonathologie des Landeskrankenhauses umleiten würde. Aber klar: die eigentlichen Wunder sind dort zu finden und zu bestaunen.

Vielleicht ist es das, was vor allen hohen theologischen Überlegungen Weihnachten für viele Menschen seinen Zauber verleiht: „dass Staunen fasse alle Welt ob solchem Wunder der Geburt“. Diese Zeile aus einem adventlichen Hymnus bezieht sich zwar auf die Geburt Jesu, aber jede Geburt, ja, und jedes Menschenleben ist ein Wunder.

Ich wünsche es Dir, gerade jetzt in diesen Wochen: es zu entdecken, das Wunder des Lebens, Deines Lebens und des Lebens der Menschen um Dich herum. Zweifelsohne wird die Begabung zu entdecken gefördert und gemehrt im Blick auf die Geburt dessen, der Mensch wurde als Sohn der – jetzt – anderen Maria, der aus Nazareth.