Sonntag, 17. Juli 2011

im Urlaub...

Am 2. Juli habe ich noch mit einem Brautpaar seine Trauung gefeiert, am 3. Juli dann – damit begann mein Urlaub -  mit Markus Primiz, seine erste heilige Messe als Neupriester in seiner Heimatgemeinde Marktoberdorf im Allgäu. Und das war wirklich ein Fest des Glaubens. Völlig fern von Personenkult war da eine Gemeinde, war Kirche am Feiern ihres Glaubens, der Neupriester schien irgendwie die „willkommene Ausrede“ bzw. der Anlass, um das zu tun – wohltuend. Woran lag das oder was hat dazu beigetragen? Die Liturgie war sehr gut vorbereitet,  Kirchenchor und – orchester haben wunderschön die „Spatzenmesse“ erklingen lassen und die Predigt von Herbert Kohler, Spiritual im Augsburger Priesterseminar war hervorragend. Es gelang ihm außerordentlich gut, in Verbindung mit Details aus dem Leben des Primizianten das Wort Gottes zur Sprache zu bringen. Und er hat dabei alle angesprochen: den Neupriester selbst, die Gemeinde als Ganze und in ihr einzelne Gruppen, die Jugendlichen, die Kinder, die Frauen und Männer.
Beim Verlassen der Kirche hörte ich mehrere Menschen ihre Begeisterung zum Ausdruck bringen, z.B. „und die vielen Ministranten – das tut richtig gut!“ Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende hat nicht nur eine der beiden Lesungen vorgetragen, sondern auch auf sympathische Weise zum anschließenden Fest in den Schlosshof eingeladen, wo wiederum sichtbar viele Helferinnen und Helfer am Werk waren. Das sprühte vor Lebendigkeit und Freude. Und dieser Eindruck hält in mir an…
Tags darauf, am 4. Juli, konnte ich in Augsburg das Fest des Patrons der Diözese mit feiern, ein Hochamt mit Bischof Zdarsa, den Augsburger Domsingknaben und Wallfahrerinnen und Wallfahrern aus der Augsburger Gegend. Hier waren es weniger die Predigt des Bischofs und die wunderschöne Orchestermesse, als der Blick auf die Leute, zwischen denen ich da in den Bänken saß: allen Unkenrufen zum Trotz lebt Kirche und wird getragen von vielen Menschen. Wie gut, wenn es Anlässe gibt, um das erfahrbar zu machen. Ich freue mich darüber, dass mein Heimatbistum jedes Jahr die Ulrichswoche feiert, eine ganze Woche lang eben. An den einzelnen Tagen kommen Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus den unterschiedlichen Regionen des Bistums, es gibt eine Frauen- und eine Männerwallfahrt, einen Tag der Priester und Diakone. Und wenn ich es recht verstanden habe, gab es diesmal zum ersten Mal einen Tag der Kinderchöre. Mir kommt vor, da wird eine pastorale Chance gut genutzt – das geht nicht ohne Mühe, aber es ist den Aufwand allemal wert.
„Kirmes“ (wie in Paderborn um das Fest des hl. Liborius herum) oder „Kirchtag“ (wie in Salzburg um das Fest der Diözesanpatrone Rupert und Virgil) scheinen mir in Augsburg eher eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Noch von einem weiteren Urlaubserlebnis und gleichzeitig Erleben der Lebendigkeit von Kirche möchte ich erzählen. Am 6. Juli besuchte ich mit einer Gruppe von Ordensfrauen und –männern gemeinsam die Fazenda da esperanza in Bickenried bei Kaufbeuren – eine von 80 fazendas weltweit (http://www.fazenda.de/). Begonnen hat dieses Abenteuer Anfang der 80er Jahre in Brasilien. Seitdem helfen die Fazendas jungen Menschen, die mit verschiedenen Formen von Abhängigkeit zu kämpfen haben und oft Schlimmes in ihrem Leben hinter sich haben, zu einem neuen Leben. Die „Therapie“ oder „Heilungsmethode“ ist so simpel, dass die Fazenda immer wieder kritisch betrachtet wird und es mit ihrer Anerkennung nicht so leicht war: miteinander leben die jungen Menschen das Evangelium. Ein in Kasachstan geborener junger Mann Anfang 30 führte unsere Kleingruppe durch das Gelände der Fazenda und erzählte aus seinem Leben, seiner Sucht, Entgiftungsaufenthalten in der Klinik, Entzug, der Beschaffungskriminalität und dem, was das Zusammenleben auf der Fazenda für ihn bedeutet. Und mit großer Aufmerksamkeit hörten ihm die Ordensschwestern und Ordensmänner zu, vielleicht sogar selbst am Staunen über die Kraft des gelebten Evangeliums…




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