Mittwoch, 15. Oktober 2025

Familiengottesdienst

Nach langer Zeit war ich wieder einmal in einem Familiengottesdienst – und habe das „Treiben“ genossen. In der nahe liegenden Jesuitenpfarrei San Saba war an diesem Sonntag der Beginn des „catechismo“ (Erstkommunionvorbereitung) und so waren viele Kinder da. Einige von diesen sind wohl kurzfristig unter die Ministranten aufgenommen worden. Anhand zweier älterer, erfahrener Kollegen fanden sie ihre Wege, nicht immer ganz direkt, aber doch... Wobei sie ähnlich wie die Kinder in den Bänken sichtlich gut ohne „Kirchenknigge“ auskamen. Von wegen „frommes Schreiten“, sondern eben auch einmal im Laufschritt durch die Kirche. Oder die Arme strecken und sich räkeln, vielleicht dadurch den letzten Schlaf vertreibend. Und zwischendurch winkte ein Kind aus dem Altarraum auch der Mama/Oma oder dem Papa/Opa in der Kirchenbank zu.

Eine Ordensschwester schritt an den in den Kirchenbänken sitzenden Kindern auf und ab und wandte sich hin und wieder mahnend einem der Kinder zu. Früher gab es so etwas wohl regelmäßig, heute schien es mir fast wie ein aus der Zeit gefallenes Bild. 

Die kleinen Ministrant/inn/en durften dann auch die Fürbitten lesen. Was mehr oder weniger gut gelang. Geduldig warteten die Mitfeiernden, bis die Kinder die Bitten ausgesprochen hatten. Gefühlsmäßig hatte das nicht allein mit Leseschwäche zu tun, sondern auch mit den verwendeten Wörtern. So ist etwa „monaci“ (Mönche) ja kein schwieriges Wort, aber vermutlich war es das erste Mal, dass es dem lesenden Kind unterkam und wahrscheinlich konnte es einfach nichts damit verbinden. 

Eine kleine Gruppe junger Erwachsener bildete einen kleinen Chor, begleitet von einem sehr guten Gitarristen. Die Texte der Lieder (schönes neues geistliches Liedgut) wurden über einen Beamer auf eine vorn im Altarraum aufgestellte Leinwand projiziert. Dafür zuständig war ebenfalls ein Kind, vielleicht zwei Jahre älter als die Kommunionkinder. Der Junge hatte zwischendurch technische Schwierigkeiten, die Folien auf dem Bildschirm bzw. der Leinwand wechselten zu schnell, wodurch das Mitsingen teilweise „ausgehebelt“ wurde. Schnell kam ein Herr zu Hilfe und die Sache verlief wohltuend unaufgeregt.

Neben mir in die Bank hatten sich eine Mutter mit ihrer etwa 12-13jährigen Tochter gesetzt, ich hörte sie Englisch miteinander reden. Als der Zelebrant die Mitfeiernden beim Vater-unser die Mitfeiernden einlud, sich beim Gebet die Hände zu reichen, streckte das Mädchen sehr schüchtern und ohne mich dabei anzusehen ihre Hand in meine Richtung. Welche ich dann sehr behutsam, innerlich schmunzelnd, in meine Hand nahm. 

Am Ende der Messe gab es eine ganze Reihe Hinweise, Verlautbarungen. Und zwar nicht nur vom Pfarrer. Denn nach diesem wies eine Frau auf die Aktivitäten des Zentrums für Ignatianische Spiritualität hin und lud dazu ein. Und nach folgte eine weitere Einladung, diesmal von einer Jugendlichen, zu einem Jugendtreffen, ebenfalls ignatianisch geprägt. 

Die Messe hatte mit fünf Minuten Verspätung begonnen und dauerte etwas über 60 Minuten, wobei dies für alle Teilnehmenden gut so zu passen schien.

Dienstag, 30. September 2025

Übersetzung

In den ersten drei Septemberwochen war die XXII. Generalversammlung der Missionare vom Kostbaren Blut. Diese ist die höchste Autorität in der Gemeinschaft und findet im Regelfall alle sechs Jahre statt, 2019 waren wir dazu in Polen, diesmal in Italien. Rund 40 Teilnehmende waren es, Missionare, einige Gäste und – eine Übersetzerin und ein Übersetzer.

Unter den vielen von den Teilnehmenden gesprochenen Sprachen gibt es zwei offizielle: Englisch und Spanisch. Mehr als zwei Jahrzehnte war Marcelo unser Übersetzer, ein in Spanien lebender Argentinier. Wir scherzten, dass er schon zu übersetzen beginnen kann, bevor ein Teilnehmer spricht, weil er sowohl die Missionare als auch deren Themen kennt. Seit mehr als einem Jahr ist Marcelo jedoch der Kommunikationsbeauftragte der weltweiten Gemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut. Da er in Madrid auch Übersetzer ausbildet, hat er uns zwei solche vermittelt. Zum einen Jorge, zum anderen Marua, die als Kind marokkanischer Eltern in Teneriffa zu Hause ist. Beide sind meiner Schätzung nach Mitte 20 Jahre. Diese beiden waren also diesmal fürs Übersetzen zuständig, Englisch-Spanisch und umgekehrt. Im Unterschied zu Marcelo, der einen religiösen Hintergrund hat, bezeichnen sich Jorge und Marua als ungläubig. Also in gewisser Weise eine spannende Ausgangsbedingung für das Übersetzen bei der Generalversammlung einer katholischen Ordensgemeinschaft. Sie nahmen zum Beispiel im Normalfall nicht an unseren Liturgiefeiern teil. An einem Ausflugstag, wir waren in San Felice di Giano, unserem Gründungsort in Umbrien, da saßen sie unter uns, und Jorge behielt in der Kirche seine Baseballkappe auf.

Bei den Mahlzeiten waren wir zusammen und natürlich wird davor gebetet. Eileen, welche für unsere Companions (die angeschlossenen Laien) in den USA zuständig ist, hatte die Aufgabe, Vorbetende für das Tischgebet zu suchen. Und sie fragte auch Jorge und Marua.

Höchst interessant! Die beiden sprachen natürlich kein Tischgebet, es war jeweils eine kurze Reflexion. An einem Tag klang aus den Worten Maruas die Dankbarkeit heraus, in dieser Gemeinschaft herzlich aufgenommen worden zu sein. Jorge nutzte die Gelegenheit, vor dem Essen diejenigen zu erwähnen, die sich mit Hilfsgütern auf Schiffen auf den Weg Richtung Gaza machen.

An einem Tag wurde ich Zeuge, wie Luigino, der Provinzial unserer Atlantischen Provinz (mit Sitz in Toronto/Kanada) Jorge fragte: „wie siehst Du uns?“ Und Jorge antwortete: „ich gebe zu, ich hatte schon ein wenig Bedenken. Und meine Freude warnten mich quasi vor: `Du wirst schon sehen, eine katholische Gemeinschaft, pass nur auf…!´ Aber ich finde, Ihr seid cool!“

Ich fand unsere gemeinsame Zeit sehr besonders. Zwar könnte ich mir vorstellen, dass einige die Nase rümpfen und die Qualifikation unserer Übersetzenden anfragen: hätte man da nicht kirchenintern, bei anderen Ordensgemeinschaften etwa, suchen können?

Auf der anderen Seite fanden Begegnungen zwischen Menschen bzw. Welten statt, die sich wohl sonst im Alltag nicht so ohne weiteres begegnet wären. Vielleicht also geschah da mehr an Übersetzung als nur die von einer Sprache in eine andere…