Freitag, 31. Oktober 2025

Schwarz und Weiß

Im letzten Post hatte ich von einem Familiengottesdienst berichtet. Heute komme ich noch einmal auf diesen zurück und zwar auf die Predigt. Ich fand sie insgesamt gut, es gelang dem Prediger, die Kinder nicht nur anzusprechen, sondern sogar ein wenig mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dazu half nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch eine PowerPoint-Präsentation, die auch gemalte Bilder und Fotos enthielt. Zu sehen auf der im vergangenen Post erwähnten Leinwand, auf die auch die Liedtexte projiziert wurden.

Irgendwann gegen Ende der Predigt kam eine Geschichte vor, der Predigende meinte, diese von Papst Franziskus gehört zu haben. Die Geschichte von den beiden Wölfen, die beide im Menschen wohnen, der gute weiße und der böse schwarze. Welcher wird sich durchsetzen? Derjenige, den du fütterst. Soweit die „Moral von der Geschichte“.

Als Illustration war das Foto eines Wolfsgesichtes eingeblendet, eine Hälfte weiß, eine schwarz. Und der Predigende ließ sich von den Kindern bestätigen, dass der weiße der gute und der schwarze der böse Wolf sei. Mir war gar nicht wohl dabei, ich wusste nicht, ob ich mich verkriechen oder laut hinausrufen sollte, denn ich hatte unter den Ministrant/inn/en auch ein dunkelhäutiges Mädchen wahrgenommen. Und war in gewisser Weise sensibilisiert.

Denn in der Gemeinde in Klagenfurt, in welcher ich meine erste Stelle als Priester antrat, gab es drei dunkelhäutige Kinder, Geschwister, an zwei Namen erinnere ich mich noch: Nanatschan und Essihol. Deren Mutter hatte – soweit ich mich erinnere – im Entwicklungsdienst in Ghana gearbeitet und dort einen Ghanesen geheiratet. Später ging die Ehe auseinander, wobei jedoch auch der Vater der Kinder in Klagenfurt lebte.

In der Kirche der Klagenfurter Pfarrei wiederum gibt es eine figürliche Darstellung des Erzengels Michael, welcher das Böse bekämpft. Das Böse ist eine Gestalt zu Füßen des Erzengels, auf welche dieser tritt. Und das Gesicht dieser Gestalt ist schwarz. Eines Tages fragte mich eines der vorhin erwähnten Kinder traurig-genervt, wieso denn das Böse immer schwarz dargestellt werde. Die Erinnerung ist mir geblieben und sie wurde tatsächlich im vor kurzem mitgefeierten Familiengottesdienst wieder wach. 

Deswegen bin ich auch sehr vorsichtig bezüglich anderer Fragen und Themen in diesem Zusammenhang. Als Kinder kannten wir nur „Mohrenköpfe“, weiter nördlich „Negerküsse“ genannt. Und bis heute muss ich mir deswegen in Erinnerung rufen, dass dieses Produkt jetzt unter „Schwedenbomben“ firmiert.

Auch war ich wenigstens einmal beim Sternsingen zu Beginn des neuen Jahres „der Mohr“, ließ mein Gesicht schwarz schminken und abends abschminken. Wenn ich daran denke, meine ich immer noch das Brennen des Seifenwassers in den Augen zu spüren. Je nach Jahrgang und Zusammensetzung der Gruppe wollten entweder alle „der Schwarze“ sein oder niemand. Inhaltlich wurde diese Praxis nicht in Frage gestellt. Heute rät das Kindermissionswerk von der Praxis des „blackfacing“ ab, was nicht nur mit dem oben genannten Grund (Gut und Böse) zu tun hat.

Von umbenannten „Mohrenstraßen“ haben Sie vielleicht selbst schon gelesen oder gehört.

Und das Ganze gibt es auch „umgekehrt“. In Tansania setzen sich christliche Missionarinnen und Missionare für den Schutz von „Albinos“ ein, Menschen, deren Haut durch fehlende Pigmente nicht dunkel ist wie diejenige der anderen Einheimischen. Schnell werden sie dann mit dem Bösen in Verbindung gebracht und gejagt.

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Familiengottesdienst

Nach langer Zeit war ich wieder einmal in einem Familiengottesdienst – und habe das „Treiben“ genossen. In der nahe liegenden Jesuitenpfarrei San Saba war an diesem Sonntag der Beginn des „catechismo“ (Erstkommunionvorbereitung) und so waren viele Kinder da. Einige von diesen sind wohl kurzfristig unter die Ministranten aufgenommen worden. Anhand zweier älterer, erfahrener Kollegen fanden sie ihre Wege, nicht immer ganz direkt, aber doch... Wobei sie ähnlich wie die Kinder in den Bänken sichtlich gut ohne „Kirchenknigge“ auskamen. Von wegen „frommes Schreiten“, sondern eben auch einmal im Laufschritt durch die Kirche. Oder die Arme strecken und sich räkeln, vielleicht dadurch den letzten Schlaf vertreibend. Und zwischendurch winkte ein Kind aus dem Altarraum auch der Mama/Oma oder dem Papa/Opa in der Kirchenbank zu.

Eine Ordensschwester schritt an den in den Kirchenbänken sitzenden Kindern auf und ab und wandte sich hin und wieder mahnend einem der Kinder zu. Früher gab es so etwas wohl regelmäßig, heute schien es mir fast wie ein aus der Zeit gefallenes Bild. 

Die kleinen Ministrant/inn/en durften dann auch die Fürbitten lesen. Was mehr oder weniger gut gelang. Geduldig warteten die Mitfeiernden, bis die Kinder die Bitten ausgesprochen hatten. Gefühlsmäßig hatte das nicht allein mit Leseschwäche zu tun, sondern auch mit den verwendeten Wörtern. So ist etwa „monaci“ (Mönche) ja kein schwieriges Wort, aber vermutlich war es das erste Mal, dass es dem lesenden Kind unterkam und wahrscheinlich konnte es einfach nichts damit verbinden. 

Eine kleine Gruppe junger Erwachsener bildete einen kleinen Chor, begleitet von einem sehr guten Gitarristen. Die Texte der Lieder (schönes neues geistliches Liedgut) wurden über einen Beamer auf eine vorn im Altarraum aufgestellte Leinwand projiziert. Dafür zuständig war ebenfalls ein Kind, vielleicht zwei Jahre älter als die Kommunionkinder. Der Junge hatte zwischendurch technische Schwierigkeiten, die Folien auf dem Bildschirm bzw. der Leinwand wechselten zu schnell, wodurch das Mitsingen teilweise „ausgehebelt“ wurde. Schnell kam ein Herr zu Hilfe und die Sache verlief wohltuend unaufgeregt.

Neben mir in die Bank hatten sich eine Mutter mit ihrer etwa 12-13jährigen Tochter gesetzt, ich hörte sie Englisch miteinander reden. Als der Zelebrant die Mitfeiernden beim Vater-unser die Mitfeiernden einlud, sich beim Gebet die Hände zu reichen, streckte das Mädchen sehr schüchtern und ohne mich dabei anzusehen ihre Hand in meine Richtung. Welche ich dann sehr behutsam, innerlich schmunzelnd, in meine Hand nahm. 

Am Ende der Messe gab es eine ganze Reihe Hinweise, Verlautbarungen. Und zwar nicht nur vom Pfarrer. Denn nach diesem wies eine Frau auf die Aktivitäten des Zentrums für Ignatianische Spiritualität hin und lud dazu ein. Und nach folgte eine weitere Einladung, diesmal von einer Jugendlichen, zu einem Jugendtreffen, ebenfalls ignatianisch geprägt. 

Die Messe hatte mit fünf Minuten Verspätung begonnen und dauerte etwas über 60 Minuten, wobei dies für alle Teilnehmenden gut so zu passen schien.